BERLIN (Dow Jones)--Die Union rückt angesichts des Widerstands der EU-Kommission von einer Gutscheinlösung für stornierte Reisen in der Corona-Krise ab. "Wenn das europäische Recht keine Spielräume für eine verpflichtende Gutscheinlösung lässt, brauchen wir andere Regelungen", sagte der rechtspolitische Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, Jan-Marco Luczak (CDU), dem Handelsblatt. "Ich kann mir insofern einen staatlich abgesicherten Reisesicherungsfonds vorstellen, aus dem die Rückzahlungen zunächst finanziert werden."
Der CSU-Tourismuspolitiker Paul Lehrieder sprach von einem "Schutzschirm für die Reisebranche", der jetzt gespannt werden solle. "Viele Reiseveranstalter und Reisebüros sind für ihre Kunden in Vorleistung gegangen und haben bereits Reisebusunternehmen, Hotels und Flüge bezahlt", sagte Lehrieder dem Handelsblatt. "Müsste das Geld jetzt an die Verbraucher zurückfließen, würden wahrscheinlich viele Reiseveranstalter in die Insolvenz rutschen."
Das müsse nun mit einer europarechtlich sauberen Lösung verhindert werden. "Wir überlegen deshalb, einen Reise-Rettungsfonds aufzulegen, der Reiseunternehmer vor einer Insolvenz schützt und zugleich Verbrauchern die Rückerstattung für ihre stornierten Reisen sichert." Lehrieder bezifferte das Volumen des Fonds für Reisen, die bis zum Ende des Sommers gebucht sind, auf etwa 10 Milliarden Euro. "Die Summe würde der Staat in vollem Umfang übernehmen", sagte er. Für die Kosten soll allerdings nicht der Steuerzahler, sondern die Reisebranche aufkommen. Von jeder neu gebuchten Pauschalreise könne etwa ein Prozent verpflichtend in diesen Fonds von den Reiseveranstaltern eingezahlt werden.
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April 24, 2020 09:40 ET (13:40 GMT)
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