Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble erhält von der FDP Unterstützung für sein Plädoyer, in der Corona-Pandemie dem Schutz des Lebens nicht alles unterzuordnen. Maskenpflicht, Desinfizieren, Abstand im Alltag seien nun die Mittel der Wahl, um die "harten, die repressiven Vorgaben" zu ersetzen, sagte FDP-Chef Christian Lindner am Montag dem Fernsehsender Welt.
Schäubles Kritik am Vorgehen in der Corona-Krise spreche einen "Kernbestand" des Grundgesetzes an. "Natürlich, der Schutz des Lebens ist eine hohe Priorität, aber es sind immer auch Abwägungsfragen", sagte Lindner. Man könne Menschen schützen und die Lockerungen kontrolliert vornehmen.
"Die jetzige krasse Einschränkung des öffentlichen Lebens trotz der sogenannten Öffnungen der letzten Zeit, die hat einen so hohen Kostenfaktor in gesundheitlicher, sozialer und ökonomischer Hinsicht, dass ich glaube, dass wir in der Tat in der Abwägung zwischen Freiheit einerseits und Repression andererseits einen vorsichtigen, verantwortbaren aber eben einen anderen Weg gehen können als in den vergangenen Wochen", so Lindner.
Masken, Hygienevorgaben und Abstand könnten die harten, die repressiven Vorgaben ersetzen. "Also bitte: Geschäfte aufmachen, Bildungswesen hochfahren, Gastronomie ermöglichen, Produktion ermöglichen, Schritt für Schritt in eine verantwortbar andere Normalität - zwar mit Maske und mit Abstand, aber wieder bitte mit gesellschaftlichem und wirtschaftlichem Leben", so Lindner.
Schäuble hatte zuvor dem Berliner Tagesspiegel gesagt, es sei in seiner Absolutheit nicht richtig, dass alles vor dem Schutz von Leben zurückzutreten habe. Wenn es überhaupt einen absoluten Wert in unserem Grundgesetz gebe, dann sei das die Würde des Menschen. "Die ist unantastbar. Aber sie schließt nicht aus, dass wir sterben müssen". Und, nicht die Pandemie sei das größte Problem, sondern der Klimawandel, der Verlust an Artenvielfalt, all die Schäden, die wir Menschen und vor allem wir Europäer durch Übermaß der Natur antun.
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