DJ ÜBERBLICK am Mittag/Konjunktur, Zentralbanken, Politik
Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Söder stellt weitere Lockerungen von Corona-Maßnahmen in Aussicht
Nach den nun auch in Bayern geltenden Lockerungen bei den Ladenöffnungen hat Ministerpräsident Markus Söder (CSU) weitere Erleichterungen bei den Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie in Aussicht gestellt. "Wenn das in dieser Woche gut funktioniert, dann können wir über weitere Erleichterungen nachdenken", sagte Söder im Bayerischen Rundfunk. Ende der Woche wolle er eine Bilanz ziehen.
Kramp-Karrenbauer: Debatte über massive Lockerungen ist riskante Wette
Die CDU-Vorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer hat in der Diskussion um die Maßnahmen wegen der Corona-Krise vor massiven Lockerungen zum jetzigen Zeitpunkt gewarnt. In den einzelnen Bundesländern werde derzeit aber manche Bestimmung sehr unterschiedlich ausgelegt. "Es muss uns allen bewusst sein, dass wir im Moment im Schnitt etwa 2.000 Infektionen haben", sagte Kramp-Karrenbauer bei einem Statement in Leipzig. "Über massive Lockerungen zu reden bei einer Zahl von 2.000 Neuinfektionen, das ist eine Wette, die riskant ist", hob sie hervor.
Lindner schlägt sich in Corona-Debatte auf Schäubles Seite
Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) erhält von der FDP Unterstützung für sein Plädoyer, in der Corona-Pandemie dem Schutz des Lebens nicht alles unterzuordnen. Maskenpflicht, Desinfizieren, Abstand im Alltag seien nun die Mittel der Wahl, um die "harten, die repressiven Vorgaben" zu ersetzen, sagte FDP-Chef Christian Lindner dem Fernsehsender Welt. Schäubles Kritik am Vorgehen in der Corona-Krise spreche einen "Kernbestand" des Grundgesetzes an.
Kreditkäufer-Verband: Bankbilanzen droht großes Ungemach
Im Zuge der Corona-Krise wird die Zahl der notleidenden Kredite nach Berechnungen der Bundesvereinigung Kreditankauf und Servicing (BKS) stark steigen. Der Kreditkäufer-Verband befürchtet ein Plus von mehr als 200 Prozent, gab er in einer Pressemitteilung bekannt. "Vor allem im vierten Quartal 2020 und im gesamten Jahr 2021 werden wir durch die Rezession eine Welle an notleidenden Forderungen erleben", sagte BKS-Präsident Jürgen Sonder. Dies könnte das gesamte Finanzsystem überlasten.
IfW: Wohlstandsverluste von bis zu 3.500 Euro pro Kopf wegen Corona
Das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) erwartet als Folge der Corona-Krise massive Wohlstandsverluste für jeden Bundesbürger. IfW-Präsident Gabriel Felbermayr sagte der Bild-Zeitung unter Hinweis auf den von der Bundesregierung erwarteten Konjunktureinbruch von 6,3 Prozent: "Wenn die Prognose der Bundesregierung eintreffen sollte, dann kostet das alle Deutschen - Kinder und Greise eingerechnet - pro Kopf 2.600 Euro. Es könnten aber auch 3.500 werden, wenn die Dinge schlecht laufen."
Immobilienwirtschaft fordert Wiedereröffnung von Hotels
Die deutsche Immobilienwirtschaft fordert von der Politik die Wiedereröffnung von Hotels und spricht sich gegen eine Verkürzung der Sommerferien aus. Nur so ließe sich eine Insolvenzwelle in der aktuellen Corona-Pandemie vermeiden. Die Corona-Ausgangsbeschränkungen gefährdeten Hotelimmobilienwirtschaft und die Hotellerie ebenso wie den Einzelhandel, warnte der Zentrale Immobilien Ausschuss ZIA in einem aktuellen Positionspapier zur Situation der Hotellerie. Daher dürfe die Politik im Rahmen einer anlaufenden Exit-Strategie diese nicht diskriminieren.
Pharmaindustrie fordert mehr Geld für Corona-Forschung
Die Pharmaindustrie hat von der Bundesregierung deutlich mehr Hilfen für die Forschung an Medikamenten gegen das Coronavirus gefordert. Die vielen guten Ansätze zur Forschungsförderung seien zu begrüßen, reichten aber nicht aus, schrieb der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) in einem Brief an Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU). Das Forschungsministerium hat insgesamt 15 Millionen Euro für die Entwicklung von Arzneimitteln gegen Covid-19 bereitgestellt.
Altmaier verteidigt Staatshilfen für Lufthansa
Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) hat die geplanten Milliardenhilfen für Lufthansa verteidigt. "Ich bin dafür, dass Unternehmen wie die Lufthansa eine Chance haben, wieder auf die Beine zu gehen und wieder Gewinne zu machen", sagte Altmaier im Deutschlandfunk. Über konkrete Summen werde die Bundesregierung gemeinsam entscheiden, "sobald die Voraussetzungen gegeben sind, und sobald natürlich die Lufthansa diese Hilfe beantragt".
Bundeswehr liefert zehn Millionen Schutzmasken aus China in Deutschland an
Die Bundeswehr hat am Montag mehr als zehn Millionen medizinische Schutzmasken aus China nach Deutschland transportiert. Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) nahm die Fracht am Flughafen Leipzig entgegen, von wo aus sie an die Gesundheitsministerien der Bundesländer weiterverteilt werden sollen. Die Lieferung ist Teil einer Großbestellung von rund 25 Millionen Schutzmasken in China.
Bayerische Regelung zu Verkaufsflächen widerspricht Gleichheitsgrundsatz
Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof sieht in den in Bayern geltenden Regeln zur Beschränkung der Verkaufsflächen einen Verstoß gegen den Gleichheitsgrundsatz. Mit dem am Montag veröffentlichten, nicht anfechtbaren Beschluss gab das oberste bayerische Verwaltungsgericht der Betreiberin von Warenhäusern in Bayern, Berlin und Hamburg Recht. Allerdings verzichtete das Gericht darauf, die Bestimmungen außer Vollzug zu setzen, da sie sowieso nur bis zum 3. Mai gelten.
Schulze pocht auf Verschärfung der Klimaziele in diesem Jahr
Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) hat den Druck auf die CDU erhöht, trotz der Corona-Krise noch in diesem Jahr die Klimaziele zu erhöhen. "Ich finde es ganz wichtig, dass die EU in diesem Jahr ein klares Signal gibt und ihr eigenes Ziel überprüft", sagte Schulze beim Petersberger Klimadialog, der erstmals als Videokonferenz ausgeführt wurde. Diese Zusage müsse "in diesem Jahr abgegeben werden".
BDI will Klimaziele für 2030 auf den Prüfstand stellen
Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) hat zum Beginn des elften Petersberger Klimadialogs eine Überprüfung der Klimaziele für 2030 verlangt. Am europäischen 2050-Ziel der Klimaneutralität halte die deutsche Industrie fest. "Die Zwischenziele für 2030 müssen aufgrund der veränderten wirtschaftlichen Lage dringend auf den Prüfstand", forderte der stellvertretende BDI-Hauptgeschäftsführer Holger Lösch.
DIW fordert kurzfristige Steuerentlastungen wegen Corona-Krise
Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hat kurzfristige steuerliche Entlasungsmaßnahmen verlangt, um die akute Bewältigung der Corona-Krise für Wirtschaft und Bevölkerung zu erleichtern. "Die Corona-Pandemie führt voraussichtlich zur heftigsten Rezession seit der Weltwirtschaftskrise ab 1930", erklärten die Berliner Ökonomen. "Zur akuten Krisenbewältigung sind kurzfristig steuerliche Entlastungen für Unternehmen und Privathaushalte angebracht."
CDU-Wirtschaftsrat gegen Homeoffice-Zwang
Der Wirtschaftsrat der CDU hat sich gegen einen von der SPD geforderten Zwang für Arbeitgeber ausgesprochen, Beschäftigten auf deren Wunsch hin Homeoffice zu ermöglichen. "Gerade in der Corona-Krise haben sich freiwillige Vereinbarungen zwischen Betrieben und Beschäftigten bewährt", erklärt der Generalsekretär des Unternehmerverbandes, Wolfgang Steiger. "Dieser Vorschlag aus der Mottenkiste wurde also schon von der Realität überholt." Zudem komme er gerade mit Blick auf die schwierige wirtschaftliche Lage völlig zur Unzeit.
Einnahmen aus Luftverkehrsteuer sinken mit Reiseverkehr
Mit den weltweiten Reisebeschränkungen in der Corona-Krise ist der Luftverkehr drastisch zurückgangen. Damit fielen auch die Einnahmen aus der Luftverkehrssteuer, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilte. Die kassenmäßigen Steuereinnahmen aus der Luftverkehrsteuer gingen in Deutschland im März um 56,7 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat zurück.
KfW-Chef Bräunig zieht in VÖB-Vorstand ein
In den Vorstand des Bundesverbandes Öffentlicher Banken Deutschlands (VÖB) wird erstmals in der Verbandsgeschichte die bundeseigene Förderbank KfW mit ihrem Vorstandsvorsitzenden Günther Bräunig einziehen. Das gab der VÖB in Berlin bekannt, nachdem die Mitgliederversammlung des Verbandes Neu- und Nachbesetzungen in dem Leitungsgremium vorgenommen habe.
Barclays: EZB beschließt PEPP-Aufstockung um 500 Mrd Euro
Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) wird seine Geldpolitik in dieser Woche nach Einschätzung von Barclays weiter lockern. "Wir glauben, dass der Rat eine Verlängerung der wöchentlichen Langfristtender (LTRO) über Juni hinaus beschließen wird, außerdem eine Wiederanlage der Tilgungsbeträge aus dem PEPP-Kaufprogramm bei Auslaufen des Programms sowie eine Aufstockung des Volumens um 500 Milliarden Euro", schreiben die Analysten Philippe Gudin und Francois Cabau in ihre Ausblick auf die Ratssitzung am Donnerstag. Außerdem könnte der Rat diskutieren, Nicht-Banken Zugang zur EZB-Bilanz zu gewähren.
Investec: EZB senkt Einlagensatz im Juni
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
April 27, 2020 07:30 ET (11:30 GMT)
Investec erwartet, dass der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) seine Geldpolitik in dieser Woche unverändert lassen wird. Für Juni prognostiziert Analyst Ryan Djajasaputra jedoch eine Senkung des Bankeinlagensatzes um 10 Basispunkte auf minus 0,60 Prozent. Djajasaputra begründet das damit, dass die im Juni anstehenden Inflationsprognosen des EZB-Stabs deutlich niedrigere mittelfristige Inflationsraten bringen dürften als die Anfang März veröffentlichten. Zudem liege der Swapsatz für die Inflationserwartungen in fünf Jahren für die darauffolgenden fünf Jahre inzwischen bei unter 1 Prozent. Die EZB strebt mittelfristig knapp 2 Prozent Inflation an.
EZB teilt bei täglichem Dollar-Tender 1,868 Milliarden zu
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrem täglichen Dollar-Tender mit einer Laufzeit von sieben Tagen 1,868 Milliarden US-Dollar an sechs Banken zugeteilt. Am Vortag hatte eine Bank eine Summe von 200 Millionen nachgefragt und erhalten. Der Tender hat einen Festzinssatz von 0,32 (zuvor: 0,31) Prozent.
Fitch: Käufe der Notenbanken bei 6 Billionen Dollar
Das weltweite Volumen der von den Zentralbanken ausgeführten Wertpapierkäufe wird nach Berechnungen der Ratingagentur Fitch im Jahr 2020 wahrscheinlich 6 Billionen Dollar erreichen. "Die Bilanzen der Zentralbanken weiten sich extrem schnell aus, da sie große Mengen öffentlicher und privater Schuldtitel aufkaufen und ihre Kreditvergabe an Finanzinstitute erhöhen, um den schädlichen wirtschaftlichen Auswirkungen des Coronavirus entgegenzuwirken", erklärte Fitch. Robert Sierra, Direktor im Wirtschaftsteam von Fitch, stellte die Summe in einen Kontext und sagte, dass 6 Billionen Dollar mehr als die Hälfte des kumulativen globalen QE-Gesamtbetrags der Jahre 2009 bis 2018 ausmachen.
Schweiz lockert Auflagen in Coronavirus-Krise
Die Schweiz hat am Montag ihre Auflagen in der Coronavirus-Krise gelockert. Neben Bau- und Gartenmärkten dürfen unter anderem auch Friseure, Physiotherapeuten, Tier- und Zahnärzte sowie Kosmetik- und Tattoo-Studios wieder öffnen. Die Bürger sind aber aufgerufen, weiter die Abstands- und Hygieneregeln einzuhalten.
Zahl der neuen Coronavirus-Todesfälle in Spanien wieder leicht gestiegen
In Spanien ist die Zahl der neuen Coronavirus-Todesfälle wieder leicht gestiegen. Innerhalb von 24 Stunden seien 331 Menschen an der durch das neuartige Coronavirus ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben, teilte das Gesundheitsministerium mit. Das waren einige Dutzend mehr als noch am Sonntag, als mit 288 neu hinzugekommenen Toten der niedrigste Stand seit dem 20. März verzeichnet worden war.
Johnson nach schwerer Covid-19-Erkrankung zurück in der Downing Street
Der von einer Coronavirus-Infektion genesene britische Premierminister Boris Johnson ist am Montag an seinen Amtssitz in der Londoner Downing Street zurückgekehrt. Bei seinem ersten öffentlichen Auftritt nach seiner Covid-19-Erkrankung sagte Johnson, bei der Bekämpfung der Corona-Pandemie beginne sich in Großbritannien "das Blatt zu wenden". Zugleich rief er die Briten aber auf, die strikten Maßnahmen zur Eindämmung des Virus weiter zu befolgen, um einen Wiederanstieg der Infektionszahlen zu vermeiden.
Grundschulen öffnen in Norwegen wieder
Nach wochenlangen Schulschließungen hat in Norwegen der Unterricht an Grundschulen wieder begonnen. Kinder der ersten bis vierten Klassen kehrten am Montag auf die Schulbänke zurück. Als Vorsichtsmaßnahme wurden die Klassen auf maximal 15 Kinder verkleinert. Manche Eltern übten dennoch Kritik an den Schulöffnungen - sie erfolgen aus ihrer Sicht zu früh.
Fast zwei Million Australier laden sich Corona-App aufs Handy
In Australien haben gleich am ersten Tag fast zwei Millionen Menschen eine App zur Rückverfolgung der Kontakte von Coronavirus-Infizierten auf ihr Handy geladen. Gesundheitsminister Greg Hunt sagte, das Angebot werde "außergewöhnlich" gut angenommen. In weniger als 24 Stunden hätten schon 1,9 Millionen Menschen die App installiert. Die australische Gesundheitsbehörde hofft darauf, dass am Ende gut die Hälfte der 25 Millionen Einwohner die App nutzen werden.
Chinesischer Botschafter droht Australien in Corona-Streit mit Warenboykott
Nach der Forderung Australiens, die Verantwortung Chinas für die globale Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu untersuchen, hat der chinesische Botschafter in Canberra mit einem Boykott australischer Waren durch chinesische Verbraucher gedroht. Eine solche Untersuchung könne "gefährliche" Folgen für die australische Tourismusindustrie und Landwirtschaft haben, sagte der Botschafter Cheng Jingye in einem Interview mit der Zeitung Financial Review.
Bank of Japan kauft in großem Stil Unternehmensanleihen
Die japanische Zentralbank will ihren Bestand an Unternehmensanleihen auf 20 Billionen Yen oder umgerechnet 170 Milliarden Euro fast verdreifachen. Das soll es den Firmen leichter machen, in der Corona-Krise neue Schulden zu machen, wie die Bank of Japan (BoJ) mitteilte. Bislang hatte die Zentralbank nur das Ziel gehabt, Unternehmensanleihen und kurzfristige Schulden der Firmen im Umfang von 7,4 Billionen Yen zu übernehmen.
DJG/DJN/AFP/apo
(END) Dow Jones Newswires
April 27, 2020 07:30 ET (11:30 GMT)
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