BERLIN (Dow Jones)--Die Wasserstoffstrategie der Bundesregierung lässt weiter auf sich warten. Ein für den morgigen Mittwoch geplanter Beschluss im Bundeskabinett wird erneut verschoben. "Wir arbeiten weiter an der Wasserstoffstrategie und sind dazu weiter in der Abstimmung mit den Ressorts", erklärte die zuständige Pressesprecherin im Wirtschaftsministerium, Anna Sophie Eichler, dazu. Tagesordnungen würden zudem üblicherweise "kurz vor dem jeweiligen Kabinettstermin" vom Bundespresseamt bekannt gegeben.
Der Entwurf von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ist seit einigen Monaten in Verzug. Ursprünglich war er für Ende 2019 geplant, dann war er für Ende April anvisiert. Über zentrale Punkte darin gab es bis zuletzt Streit im Kabinett. So lehnt Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) es ab, Wasserstoff auch im Individual- und Pkw-Verkehr einzusetzen, was Altmaier befürwortet. Schulze will den Energieträger nur in Bereichen des Verkehrs einsetzen, wo es keine andere Alternativen gibt, etwa der Luft- oder Seefahrt.
Die Deutsche Umwelthilfe kritisierte den Verzug und forderte die Bundesregierung auf, ihre Wasserstoff-Strategie "konsequent" an Klimaschutz und Nachhaltigkeit auszurichten. Dabei dürfe nur grüner Wasserstoff gefördert werden, heißt es in einem Positionspapier, den der Verein am Dienstag veröffentlicht hat. Grüner Wasserstoff entsteht aus der Elektrolyse von Wasser, wobei für den Umwandlungsprozess ausschließlich Strom aus erneuerbaren Energien verwendet wird.
In seiner Strategie will Altmaier aber auch blauen Wasserstoff berücksichtigen, der aus Erdgas gewonnen wird, wobei das entstandene CO2 jedoch abgeschieden und gespeichert wird. "Beim Entwurf der Wasserstoffstrategie hat offensichtlich die Erdgas-Lobby die Feder geführt", kritisierte DUH-Bundesgeschäftsführer Sascha Müller-Kraenner. Einen kurzfristigen Import von grünem Wasserstoff bezeichnete er dagegen als "Science Fiction". Zunächst müsse Elektrolyse-Leistung in Deutschland ermöglicht werden. "Dafür ist aber ausreichend erneuerbarer Strom notwendig", so Müller-Kraenner. Dafür müssten die Abstandsregeln für Wind sowie der Solardeckel "sofort" abgeschafft werden.
Eine pauschale Befreiung der Wasserstoffproduktion von Steuern und Abgaben wie bei der Erneuerbare-Energien-Umlage lehnt der DUH ab. Auch hält der Verband die Pläne, Wasserstoff als Kraftstoff im Straßenverkehr einzusetzen, für "abwegig".
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April 28, 2020 06:54 ET (10:54 GMT)
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