FRANKFURT (Dow Jones)--Ein teurer Glyphosat-Vergleich könnte Bayers Zeitpläne für geplante Synergien im Zuge der Monsanto-Übernahme und zur Entschuldung des Konzerns durcheinanderbringen. CEO Werner Baumann sagte auf der virtuellen Hauptversammlung in Beantwortung einer Aktionärsfrage, bei beiden Zielen könnte es zu zeitlichen Verschiebungen kommen.
Möglich ist überdies, dass Bayer sein Ziel, mit Monsanto ab 2023 die Kapitalkosten zu verdienen, überprüfen muss. Finanzchef Wolfgang Nickl sagte, das werde in diesem Jahr geschehen. Gegenwärtig lägen die Kapitalkosten bei 6,8 Prozent.
Zur möglichen Höhe eines Glyphosat-Vergleichs oder dem Zeitpunkt einer Einigung, eine mehrfach geäußerte Frage, wollte Bayer-Chef Baumann unterdessen nicht spekulieren. Er erwarte nicht, dass sich am coronabedingt schleppenden Verlauf des Mediationsverfahrens in nächster Zeit etwas ändern werde. Entscheidend für ein außergerichtliche Lösung sei aber nicht der Zeitfaktor, so Baumann, sondern dass es zu einer abschließenden Lösung kommt.
Mittlerweile fordern 50.000 Glyphosat-Nutzer in den USA Schadensersatz von Bayer für ihre Krebserkrankungen. Bayer bestreitet, dass der Wirkstoff krebserregend ist. Analysten gehen im Schnitt davon, dass Bayer rund 10 Milliarden Dollar auf den Tisch legen muss, um die Forderungen der Kläger vom Tisch zu bekommen. Bayer hat nach den Aussagen von Baumann im Glyphosat-Komplex bisher 480 Millionen Euro für bisherige und erwartete Rechtskosten in nächsten 3 Jahre ergebniswirksam verbucht.
Vertrieb und Absatz von Glyphosat in USA haben sich durch die Klagewelle nicht verändert, weder bei Landwirten noch bei privaten Nutzern. Bayer hält an dem unter dem Namen Roundup vertriebenen Produkt fest. Die Eigenschaften des Totalherbizids würden bisher von keinem anderen Wirkstoff erreicht, sagte Finanzchef Nickl.
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April 28, 2020 06:57 ET (10:57 GMT)
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