Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Vor dem Bund-Länder-Treffen zum Vorgehen in der Corona-Pandemie hat die deutsche Industrie darauf hingewiesen, dass eine Rückkehr zur Produktion schrittweise möglich sei. Wichtig sei nun allerdings, dass die Politik den Rahmen für einen wirksamen Infektionsschutz setze.
"Der Einstieg in stärkere wirtschaftliche Aktivität am Standort Deutschland rückt in immer greifbarere Nähe", erklärte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), Dieter Kempf. "Das Anfahren der Produktion unter Pandemiebedingungen ist zentral, um Deutschland aus der Corona-Krise zu führen."
Aufgabe der Politik sei es, den Unternehmen in Absprache mit den Wirtschaftsorganisationen schnellstmöglich den gesundheitspolitischen Rahmen zu setzen. Verbessert werden müsse die Verzahnung mit bereits geplanten Corona-Schutzmaßnahmen, wie etwa flächendeckenden Tests, einer Schutzmaskenpflicht oder der Corona-Tracing-App.
Die Umsetzung gesundheitlicher Vorkehrungen und Einschränkungen im Produktionsablauf liege in der Eigenverantwortung der Unternehmen, die dafür umfassende Sicherheitskonzepte erarbeitet haben. "Außer eines verlässlichen Planungsrahmens durch die Politik ist keine weitere staatliche Koordinierung erforderlich", so der BDI.
Politik sollte Folgen der Krisenmaßnahmen stärker berücksichtigen
Auch mahnte der Industrieverband, die Bundesregierung solle die mittel- und langfristigen Folgen ihrer Krisenmaßnahmen stärker als bislang in den Blick nehmen.
"Weil jede weitere Woche Verzögerung für Unternehmen eine große Herausforderung darstellt, ist Planungssicherheit entscheidend, für welche die politischen Entscheider sorgen müssen", so Kempf.
Für den erfolgreichen Hochlauf der industriellen Produktion in Deutschland sei zudem das gleichzeitige Funktionieren internationaler Logistik- und Mobilitätsketten unabdingbar. Neben dem Seeverkehr betreffe das vor allem den Luftverkehr. Hier müsse die Regierung handeln.
"Weil über ein Drittel des deutschen Außenhandelswertes per Luftfracht und rund die Hälfte aller Luftfrachtsendungen in Passagiermaschinen als Beifracht transportiert werden, muss die Regierung auch die Wiederaufnahme des internationalen Reiseverkehrs in einem eng kontrollierbaren Rahmen prüfen", forderte der BDI.
Wichtig sei nun allerdings auch ein stärker Fokus auf den Bürokratieabbau. "Dieser hat sich bereits vor dem Ausbruch der Pandemie zum größten Investitionshemmnis für unsere Unternehmen entwickelt. Für den wirtschaftlichen Wiedereintritt ist ein spürbarer Abbau bürokratischer Lasten zentrale Voraussetzung und kostet zudem kein Geld", so Kempf.
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April 30, 2020 05:18 ET (09:18 GMT)
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