BERLIN (Dow Jones)--Der Skandal um die Spekulationen und Leerkäufe im Strommarkt weitet sich aus. Wie die Bundesnetzagentur mitteilte, haben insgesamt fünf Energiehändler gegen ihre vertraglichen Pflichten verstoßen und so im Juni 2019 beinahe einen Blackout verursacht. Die Tochter des britischen Versorgers Centrica, der Ableger der dänischen Danske Commodities und der Deutschland-Arm des norwegischen Staatskonzerns Statkraft erhielten nun Abmahnungen.
Vor zwei Wochen hatte die Aufsichtsbehörde bereits die Unternehmen Energie Vertrieb Deutschland (EVD), eine Tochtergesellschaft der dänischen Energi Danmark A/S, und die Leipziger Optimax Energy öffentlich als gesetzesbrüchig überführt. Insgesamt hatte die Bundesnetzagentur Aufsichtsverfahren gegen sechs Marktteilnehmer geführt, das Verfahren gegen das Unternehmen Trailstone wurde eingestellt.
Die fünf Unternehmen hatten die Strommengen in ihren jeweiligen Handelsgebieten - den sogenannten Bilanzkreisen - nicht ordnungsgemäß ausgeglichen. Der Vertragsinhaber ist gegenüber dem Übertragungsnetzbetreiber verpflichtet, dass in jeder Viertel-Stunden-Periode die Entnahmen und Einspeisungen aus dem Netz ausgeglichen sind. Durch ihre Spekulationen haben die sechs Stromhändler aber enorme Engpässe im System verursacht, wodurch an gleich drei Tagen im vergangenen Jahr weniger Strom als nötig floss.
Am 6., 12. und 25. Juni kam es dann beinahe zum Kollaps, die Frequenz sank im gesamten europäischen Verbundnetz. Die Übertragungsnetzbetreiber konnten allerdings selbst schnell eingreifen und gerade noch ausreichend Strom aus dem Ausland importieren.
Obwohl die Stromhändler fast eine Katastrophe herbeiführten, müssen sie keine Konsequenzen fürchten. Die Bundesnetzagentur hat außer der Ermahnung keine weitere Sanktionsgewalt. Nur die Übertragungsnetzbetreiber können etwa im Wiederholungsfall die Verträge kündigen.
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April 30, 2020 08:27 ET (12:27 GMT)
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