Von Denise Roland
FRANKFURT (Dow Jones)--Der britische Pharmariese Astrazeneca und die renommierte Universität Oxford bündeln im Kampf gegen den Coronavirus ihre Kräfte. Astrazeneca hat sich nach Angaben vom Donnerstag bereit erklärt, einen experimentellen Coronavirus-Impfstoff der Universität Oxford, der als einer am weitesten fortgeschrittenen Kandidaten gilt, in einer Partnerschaft herzustellen und dann auch zu vertreiben. Ziel sei, die Spritze bei Wirksamkeit schneller verfügbar zu machen. Nach Einschätzung von Branchenkennern wird so eine der größten Sorgen, die es bei Impfstoffen aus akademischen Forschungslabors gibt, ausgeräumt. Denn selbst wenn die Impfstoffe helfen, haben die akademischen Institutionen keine Kapazität, diese einer breiten Masse zur Verfügung zu stellen.
Mene Pangalos, Leiterin der biopharmazeutischen Forschung und Entwicklung bei Astrazeneca, sagte: "Unsere Größe und unsere globale Präsenz werden es uns ermöglichen, diese in großem Maßstab herzustellen". Zwar sei Astrazeneca kein großer Impfstoffhersteller, aber der Prozess der Herstellung des Oxford-Kandidaten ähnelte eher der Herstellung biologischer Medikamente, die in lebenden Zellen gezüchtet werden, erklärte Pangalos weiter. Viele der bestehenden Produkte des Unternehmens würden auf diese Weise hergestellt.
Astrazeneca hat keine Einzelheiten zu den Geschäftsbedingungen genannt. Der Impfstoff aus Oxford gehört zu einer kleinen Anzahl von Kandidaten, die bereits am Menschen getestet werden. Forscher begannen in der vergangenen Woche mit der Impfung von Freiwilligen für eine Studie mit 1.100 Probanden, um die Sicherheit des Impfstoffs zu testen. Wenn diese Phase erfolgreich abgeschlossen ist, planen sie den Beginn einer 5.000 Personen umfassenden Testreihe, um bis Ende Mai eine endgültige Antwort auf die Frage zu erhalten, ob der Impfstoff wirkt.
Nach Einschätzung der Forscher könnte bei einem Erfolg im September ein erster Schwung zur Verfügung gestellt werden. Allerdings wohl nicht mehr als eine Million Dosen. Sollten die Forscher aus Oxford es in dieser Zeit schaffen, dann wäre es der erste bewährte Impfstoff der Welt gegen das Coronavirus. Am Dienstag erklärte der US-Pharmariese Pfizer, sein Impfstoffkandidat könnte ebenfalls bereits im Herbst für eine Notfallverteilung bereit sein.
Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com
DJG/DJN/cbr/sha
(END) Dow Jones Newswires
April 30, 2020 10:01 ET (14:01 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.