Von Steffen Gosenhemer
NEW YORK (Dow Jones)--Sehr schwacher Start an den US-Börsen in den Mai nach der Erholungsrally im April: Dow & Co haben in der ersten Handelshälfte am Freitag ihre Anfangsverluste ausgebaut und liegen zur Mittagszeit in New York tief im Minus. Im April hatte sich der Dow um gut 11 Prozent erholt nach dem Absturz im Zuge der Corona-Pandemie, für den Nasdaq-Composite war es sogar um über 15 Prozent wieder nach oben gegangen. Der Mai gilt gemeinhin als schwieriger Börsenmonat mit dem Motto "Sell in May and go away".
Der Dow-Jones-Index verliert 2,5 Prozent auf 23.732 Punkte. S&P-500-Index und die Nasdaq-Indizes geben sogar um bis zu 3,3 Prozent nach. Am US-Anleihemarkt steigen die Kurse leicht, die Renditen geben also etwas nach.
Laut Marktstratege Mike Bell von JP Morgan Asset spiegelt die jüngste Rally am Aktienmarkt nicht das düstere Bild für die US-Wirtschaft wider. Es sei nicht auszuschließen, dass das nachhaltige Wiederanlaufen des öffentlichen Lebens länger auf sich warten lassen könnte als viele das derzeit hofften.
Neben den bekannten Konjunktursorgen kocht das Thema Handelsstreit als zusätzlicher Belastungsfaktor wieder hoch. US-Präsident Donald Trump hat China im Streit um den Ursprung der Coronavirus-Pandemie mit neuen Strafzöllen gedroht. Ihm lägen Informationen vor, dass das neuartige Coronavirus aus einem Labor in der chinesischen Stadt Wuhan stammen könne, sagte Trump am Donnerstag.
Die Washington Post berichtete, auf US-Seite würden Überlegungen zu Sanktionen gegen China angestellt wegen dessen Umgang mit der Pandemie.
Neue, tendenziell günstig ausgefallene Konjunkturdaten verpuffen weitgehend. Die Aktivität in der US-Industrie hat sich im April zwar extrem verlangsamt, aber dennoch nicht so stark wie befürchtet, wie der ISM-Einkaufsmanagerindex des verarbeitenden Gewerbes zeigt. Der von IHS Markit erhobene Einkaufsmanagerindex für die US-Industrie untertraf in zweiter Lesung zwar die Prognose noch etwas, dafür entwickelten sich die US-Bauausgaben besser as gedacht.
Apple widerstandsfähig - Amazon-Aktie im Sinkflug
Bei den Einzelaktien macht vor allem die Quartalsberichtssaison die Kurse. Die Berichte von Apple und Amazon geben einen weiteren Einblick in die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Amazon profitiert zwar davon, dass viele Menschen zu Hause bleiben müssen und mehr online bestellen. Der Umsatz stieg im ersten Quartal auf ein Rekordniveau. Allerdings fiel der Gewinn enttäuschend aus. Er wurde belastet von höhere Kosten im Zusammenhang mit der Pandemie, wie Tests von Mitarbeitern auf das Virus oder Sonderzuchlägen auf die Löhne. Für das laufende Quartal schließt Amazon zudem einen Verlust nicht aus. Hinter dem Tagesminus von rund 7 Prozent könnten allerdings auch Gewinnmitnahmen stehen: Seit Jahresbeginn haben Amazon um rund 30 30 Prozent zugelegt.
Apple halten sich besser als der breite Markt, sie liegen wenig verändert zum Vortag. Der iPhone-Hersteller hat trotz der Schließung von Fabriken und Umsatzrückgängen in China etwas mehr erlöst als im Vorjahreszeitraum. Das wachsende Servicegeschäft konnte den Rückgang bei iPhone-Verkäufen ausgleichen. Der Gewinn ging zwar um rund 3 Prozent auf 11,25 Milliarden Dollar zurück, übertraf aber ebenso wie der Umsatz die Analystenschätzungen.
Apple kündigte zudem an, das laufende Aktienrückkaufprogramm um 50 Milliarden Dollar aufzustocken. Das ist zwar weniger als die letztjährige Aufstockung von 75 Milliarden, dennoch ist dies ein ermutigendes Zeichen. Die Quartalsdividende wird außerdem um 6 Prozent erhöht. Einen Ausblick hat Apple erstmals seit Jahren zwar abgelehnt, befindet sich damit aber in Gesellschaft vieler Unternehmen in Zeiten der Corona-Pandemie.
Geschäftszahlen haben auch die Ölkonzerne Chevron und Exxon gemeldet. Chevron berichtete einen kleinen Gewinnanstieg und warnte vor Belastungen der Ergebnisse in den kommenden Quartalen. Exxon Mobil ist im ersten Quartal nach einer milliardenschweren Abschreibung in die roten Zahlen gerutscht. Die beiden Aktien verlieren je rund 5 Prozent. Die Ölpreise zeigen sich aktuell uneinheitlich, lagen aber anfangs auch schon deutlicher im Plus.
Im Pharmasektor gewinnen Abbvie nach dem Quartalsbericht 1,0 Prozent. Ein höherer Absatz von Medikamenten hat dem Unternehmen einen Umsatzanstieg beschert und auch ein Gewinnplus auf 3,01 Milliarden Dollar. Abbvie nahm den Ausblick für den Gewinn 2020 leicht zurück.
United Airlines und Tesla verlieren zweistellig
Um 11 Prozent südwärts geht es für United Airlines Holdings, auch wenn die Fluglinie einen geringer als befürchteten Verlust im abgelaufenen Quartal eingefahren hat. United verbuchte einen Verlust von 1,7 Milliarden Dollar. Das Unternehmen spricht von der schlimmsten Krise seit Bestehen der zivilen Luftfahrt.
Clorox ziehen dagegen um rund 5 Prozent an, nachdem der Hersteller von Reinigungsmitteln seinen Ausblick dank hoher nachfrage während der Pandemie erhöht hat.
Die Tesla-Aktie knickt um gut 10 Prozent ein. Hier drückt, dass Tesla-Chef Elon Musk via Tweet den eigenen Aktienkurs als seiner Meinung ach "zu hoch" bezeichnet hat.
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 23.732,33 -2,52 -613,39 -16,84 S&P-500 2.826,60 -2,95 -85,83 -12,51 Nasdaq-Comp. 8.592,02 -3,35 -297,53 -4,24 Nasdaq-100 8.720,12 -3,12 -280,39 -0,15 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 0,18 -0,8 0,19 -102,2 5 Jahre 0,34 -2,7 0,37 -158,6 7 Jahre 0,50 -3,2 0,54 -174,4 10 Jahre 0,61 -2,9 0,64 -183,1 30 Jahre 1,26 -2,9 1,28 -181,1 DEVISEN zuletzt +/- % Do, 8:24 Mi, 17:38 Uhr % YTD EUR/USD 1,0998 +0,42% 1,0866 1,0848 -1,9% EUR/JPY 117,42 +0,05% 115,66 115,74 -3,7% EUR/CHF 1,0558 -0,20% 1,0587 1,0572 -2,7% EUR/GBP 0,8794 +1,14% 0,8713 0,8731 +3,9% USD/JPY 106,79 -0,34% 106,60 106,68 -1,8% GBP/USD 1,2506 -0,71% 1,2471 1,2426 -5,6% USD/CNH (Offshore) 7,1363 +0,75% 7,0566 7,0812 +2,4% Bitcoin BTC/USD 8.691,01 -0,83% 9.274,51 8.344,76 +20,5% ROHOEL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 18,99 18,84 +0,8% 0,15 -68,1% Brent/ICE 26,10 26,48 -1,4% -0,38 -58,9% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.695,86 1.685,05 +0,6% +10,81 +11,8% Silber (Spot) 14,92 15,05 -0,9% -0,13 -16,4% Platin (Spot) 763,10 777,05 -1,8% -13,95 -20,9% Kupfer-Future 2,32 2,35 -1,3% -0,03 -17,5%
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May 01, 2020 12:07 ET (16:07 GMT)
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