BERLIN (Dow Jones)--Wegen des schleppenden Netzausbaus braucht Deutschland weiterhin hohe Strommengen als Reserveleistung. Der Bedarf aus Netzreservekraftwerken liegt im kommenden Winter bei 6.596 Megawatt und damit auf dem Niveau der vergangenen Jahre, wie die Bundesnetzagentur mitteilte. In Zukunft werde der Bedarf sogar noch steigen. So muss im Winter 2024/25 sogar eine Netzreserve von 8.042 Megawatt vorgehalten werden.
Grund seien weiterhin fehlende Stromautobahnen. Wenn in Norddeutschland viel Strom aus Wind und dem Ausland eingespeist wird und gleichzeitig der Verbrauch im Süden bei geringer Photovoltaikeinspeisung hoch ist, wird das Netz überfordert. Verschärft wird die Lage, weil ein niedriger Großhandelsstrompreis zu sehr hohen Energieexporten vor allem in das südliche europäische Ausland führt. Ursache dafür seien auch EU-Vorgaben zur Erhöhung der Handelskapazitäten zwischen den Mitgliedstaaten, erklärte die Bundesnetzagentur.
Folglich müssen die Übertragungsnetzbetreiber zusätzliche Redispatch-Reserven vorhalten. Dabei handelt es sich um Kraftwerke, die zur Stilllegung angemeldet sind, aber als systemrelevant gelten und deshalb weiter laufen müssen, um Engpässe zu überbrücken. Die Netzreservekraftwerke sind daher nur noch in relativ wenigen Stunden eines Jahres in Betrieb.
Allerdings sind bereits mehrere Stromleitungen in Planung, wodurch der Redispatch-Bedarf in den kommenden fünf Jahren abnimmt. Auch der Kohleausstieg dämpft den Bedarf, weil weniger Strom aus Kohleproduktion exportiert wird. Gleichzeitig werden Kohlekraftwerke aus dem Markt genommen und in die Netzreserve überführt, was den nominellen Anstieg der Netzreserve erklärt.
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May 04, 2020 11:02 ET (15:02 GMT)
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