BERLIN (Dow Jones)--Die Denkfabrik Agora hat ein umfassendes grünes Investitionspaket zur Überwindung der Corona-Krise gefordert. Der "Doppelte Booster" müsse 100 Milliarden Euro umfassen, heißt es in einem Entwurfspapier der Thinktanks Agora Energiewende und Agora Verkehrswende. Damit soll die Wirtschaft nicht nur gesunden, sondern zugleich auch so umgebaut werden, dass sie bis 2050 klimafreundlich werden kann.
"2020 könnte wieder eines der trockensten Jahre in Deutschland werden und eines der heißesten weltweit", erklärten die beiden Direktoren, Patrick Graichen und Christian Hochfeld. "So eindringlich, wie die Wissenschaft vor den Folgen einer ungebremsten Pandemie warnt, so warnt sie auch vor den Folgen der globalen Klimakrise." Der Doppelte Booster ziehe deshalb Investitionen in den Klimaschutz auf heute vor, die bisher erst später anstanden.
Konkret schlagen die beiden Thinktanks vor, die grünen Investitionen wie folgt zu verteilen: 25 Milliarden Euro sollen in die Bauwirtschaft für die energetische Sanierung gehen, 15 Milliarden in die Chemie-, Stahl- und Grundstoffindustrie, 20 Milliarden Euro in europäische Projekte wie den Aufbau einer europäischen Wasserstoffindustrie. Mit 22 Milliarden müsse die Kaufkraft der Bürger angeregt werden, etwa durch eine deutliche Absenkung der Strompreise.
Für den Mobilitätssektor schlagen die Forscher 15 Milliarden vor. Kaufprämien sollte es dabei nur für Elektroautos und Plug-in-Hybride geben - der Umweltbonus müsse um bis zu 2.000 Euro angehoben und auch auf elektrische Nutzfahrzeuge bis 7,5 Tonnen Gesamtgewicht ausgeweitet werden. Bei den Erneuerbaren Energien müssten allenfalls die bestehenden Ausbauhemmnisse reduziert und 3 Milliarden Euro in die Netze investiert werden.
Mit rund 3 Prozent des deutschen Bruttoinlandproduktes liege das vorgeschlagene 100-Milliarden-Paket in einer Größenordnung, die auch Wirtschaftsforschungsinstitute für geboten hielten, argumentieren die Agora-Thinktanks. In der vergangenen Woche hatten führende Ökonomen ein schuldenfinanziertes Investitionsprogramm gegen die Corona-Krise gefordert, das unter anderem auch für den Klimaschutz genutzt werden müsse. Beteiligt waren unter anderem das Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung und das Institut der deutschen Wirtschaft (IW).
Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com
DJG/pso/apo
(END) Dow Jones Newswires
May 11, 2020 05:30 ET (09:30 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.