
FRANKFURT (Dow Jones)--Die deutschen Stahlhersteller und die IG Metall haben die EU-Kommission vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie zu einer schnellen Überprüfung der Schutzklausel-Maßnahmen für Stahlimporte aufgefordert. In einer gemeinsamen Stellungnahme der Wirtschaftsvereinigung Stahl und der größten DGB-Einzelgewerkschaft heißt es, es sei "zwingend notwendig, zeitnah umfassende Anpassungen an den Safeguards vorzunehmen, die die veränderte Lage auf den Märkten widerspiegeln".
Während die Hersteller in der EU mit Produktionskürzungen auf den Einbruch der Nachfrage reagierten, bauten China und Russland große Stahl-Bestände auf, weil die Stahlkocher dort ihre Produktion noch ausgeweitet hätten. Die Stahlbranche fürchtet nun, dass diese Mengen bei einer konjunkturellen Erholung mit ansteigender Nachfrage direkt oder indirekt auf den europäischen Markt drängen.
Das könnte für die heimischen Hersteller existenzbedrohend werden, warnt der Stahlverband. "Die EU-Kommission muss jetzt handeln, damit der Stahlstandort Europa und die damit verbundenen Wertschöpfungsketten keinen dauerhaften Schaden erleiden", erklärt Verbandspräsident Hans Jürgen Kerkhoff.
2018 wurden in der EU Schutzklauseln in Form von Zollkontingenten eingeführt, um die europäische Stahlindustrie vor Billigimporten in zu schützen. Die Wirtschaftsvereinigung Stahl möchte nun, dass die EU ihre Zollkontingente deutlich senkt und durch geeignete Maßnahmen spekulationsbedingte Importsteigerungen verhindert. Den nötigen Revisionsprozess für die sogenannten EU-Safeguards hat Brüssel bereits Mitte Februar eingeleitet.
"Sollte es in der auf absehbare Zeit äußerst fragilen Lage auf den Märkten wieder zu einer Verschärfung der Importkrise in der EU kommen, droht nicht nur dem Stahlstandort Deutschland, sondern der gesamten industriellen Wertschöpfungskette ein dauerhafter Schaden", heißt es in der gemeinsamen Stellungnahme der WV Stahl und der IG Metall.
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May 13, 2020 07:43 ET (11:43 GMT)
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