Die wichtigsten Ereignisse und Meldungen zu Konjunktur, Zentralbanken, Politik aus dem Programm von Dow Jones Newswires
Deutsches BIP sinkt im ersten Quartal etwas weniger als erwartet
Die deutsche Wirtschaftsleistung ist im ersten Quartal 2020 laut einer ersten Schätzung etwas weniger stark als erwartet gesunken. Nach Mitteilung des Statistischen Bundesamts (Destatis) sank das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal saison- und kalenderbereinigt um 2,2 Prozent. Das war der stärkste Rückgang seit dem ersten Quartal 2009, als das BIP um 4,7 Prozent gesunken war. Die von Dow Jones Newswires befragten Volkswirte hatten ein Minus von 2,5 Prozent prognostiziert.
Coba: Deutsches BIP 1Q könnte deutlich revidiert werden
Die Commerzbank warnt nach der Veröffentlichung deutscher BIP-Daten für das erste Quartal davor, dass diese Daten womöglich kein ganz zutreffendes Bild des Wirtschaftsgeschehens der erste drei Monate 2020 vermitteln. "Die Daten sind mit großer Unsicherheit behaftet", schreibt Chefvolkswirt Jörg Krämer in einem Kommentar. Zwar lägen für den letzten Monat eines Quartals immer wenig harte Daten vor, aber den Trend der Vormonate wie sonst üblich im März fortzuschreiben, sei dieses Mal nicht möglich. Schließlich sei der März der erste Monat gewesen, der massiv von Corona betroffen war.
Ifo: BIP-Einbruch unterzeichnet Ausmaß der Krise
Der Rückgang der Wirtschaftsleistung im ersten Quartal zeigt nach Einschätzung des Ifo-Instituts für Wirtschaftsforschung bei weitem noch nicht das wahre Ausmaß der Krise. Im zweiten Quartal dürfte das BIP nach den Berechnungen der Forscher um 12,2 Prozent schrumpfen. "Die vom Staat verhängten Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie drosselten die Produktion von Waren und Dienstleistungen nur im Verlauf des Monats März und damit am Ende des ersten Quartals", erklärte Ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser.
Lampe: Deutsches BIP sinkt im ersten Halbjahr um 17 Prozent
Das Bankhaus Lampe rechnet nach der Veröffentlichung deutscher BIP-Daten für das erste Quartal mit einem Einbruch des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im ersten Halbjahr von 17 Prozent. "Es gibt jetzt im zweiten Quartal einen deutlichen Einbruch, aber der Blick liegt längst auf der Konjunkturerholung", sagt Chefvolkswirt Alexander Krüger. Das Hauptrisiko für die weitere Konjunkturentwicklung liegt laut Krüger in einer zweiten Pandemiewelle, gewisse Risiken gingen zudem vom Arbeitsmarkt aus.
ING: Deutschland verlässt Corona-Krise schneller als andere
ING rechnet nach Veröffentlichung deutscher BIP-Daten für das erste Quartal damit, dass sich der Absturz der Wirtschaftsaktivität im zweiten Quartal noch deutlich verstärken wird. Gleichwohl ist ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski mittelfristig optimistisch. "Der Zeitpunkt der Lockerung der Sperrmaßnahmen und die gewaltige fiskalische Unterstützung der Regierung von mehr als 30 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) stützen die Erwartung, dass Deutschland die Krise früher und stärker als die meisten anderen Länder hinter sich lassen könnte", schreibt Brzeski in einem Kommentar.
Bundesregierung: BIP-Rückgang verstärkt sich im zweiten Quartal zunächst
Die Bundesregierung rechnet nach dem vom Statistischen Bundesamt bekanntgegebenen Rückgang des deutschen Bruttoinlandsproduktes (BIP) um 2,2 Prozent im ersten Quartal mit weiteren Einbußen, aber auch einer bereits einsetzenden Erholung im zweiten Vierteljahr. "Angesichts des nationalen Shutdown ist die deutsche Wirtschaftsleistung im ersten Quartal bereits merklich zurückgegangen. Dies wird sich im zweiten Quartal zunächst noch verstärken", erklärte das Wirtschaftsministerium in seinem Monatsbericht. "Im Verlauf des zweiten Quartals dürfte aber bereits die Erholung einsetzen", sagten die Konjunkturexperten von Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) voraus.
IMK: Rezessionsgefahr erreicht Maximalwert
Die deutsche Wirtschaft durchläuft in Folge der Corona-Pandemie derzeit und in den kommenden drei Monaten eine tiefe Rezession. Das signalisiert der Konjunkturindikator des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung für den Zeitraum von Mai bis Ende Juli, wie das Institut mitteilte. In der Drei-Monats-Prognose zeigt der Indikator, der die aktuellsten verfügbaren Daten über die Wirtschaftslage bündelt, demnach ein Rezessionsrisiko von 100 Prozent an - nach 78 Prozent im April.
Eurozone-BIP schrumpft im ersten Quartal um 3,8 Prozent
Die Corona-Krise hat die Konjunktur in der Eurozone im ersten Quartal 2020 auf eine steile Talfahrt geschickt. Wie die Statistikbehörde Eurostat in einer zweiten Veröffentlichung mitteilte, schrumpfte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) gegenüber dem Vorquartal um 3,8 Prozent. Das ist der stärkste Rückgang seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1995. Die erste Schätzung vom 30. April wurde damit bestätigt, womit auch von Dow Jones Newswires befragte Volkswirte im Vorfeld gerechnet hatten.
EZB teilt bei täglichem Dollar-Tender 10 Millionen zu
Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei ihrem täglichen Dollar-Tender mit einer Laufzeit von acht Tagen 10 Millionen US-Dollar an zwei Banken zugeteilt. Am Vortag hatte es keine Nachfrage gegeben. Der Tender hat einen Festzinssatz von 0,3 (zuvor: 0,31) Prozent.
Tagesaktuelle Fallzahlen zum Coronavirus in Deutschland
Das Robert-Koch-Institut (RKI) in Berlin hat die Zahl der in Deutschland mit dem Coronavirus infizierten Menschen am Freitag mit 173.152 angegeben - ein Plus von 913 seit dem Vortag. Die in der US-Stadt Baltimore ansässige Johns-Hopkins-Universität (JHU) meldete 174.478 Infizierte. Das RKI, das nur die elektronisch übermittelten Zahlen aus den Bundesländern berücksichtigt und seine Aufstellung einmal täglich aktualisiert, registrierte bislang 7.824 Todesfälle, die JHU 7.884 Tote. Die Zahl der Genesenen betrug etwa 151.700.
Maas: Corona-Krise befördert autoritäre Tendenzen
Bundesaußenminister Heiko Maas (SPD) befürchtet durch die Corona-Pandemie eine Ausbreitung autokratischer Tendenzen. "Wir sehen mit großer Sorge, wie die Krise das Autoritäre befördert - mit vielfach dramatischen Folgen für die Menschenrechte", sagte er in einer Bundestagsdebatte über weltweite Folgen der Pandemie. Auch in Europa würden Notstandsmaßnahmen benutzt, "um den Rechtsstaat zu beschneiden".
Harbarth ist neuer Präsident des Bundesverfassungsgerichts
Der frühere CDU-Bundestagsabgeordnete Stephan Harbarth ist neuer Präsident des Bundesverfassungsgerichts. Der bisherige Vizepräsident des höchsten deutschen Gerichts wurde am Freitag im Bundesrat zum Nachfolger von Andreas Voßkuhle gewählt. Der 48-jährige Harbarth war seit 2018 Vizepräsident des Karlsruher Gerichts, davor hatte er seit 2009 dem Bundestag angehört. Von 2016 bis 2018 war er Vizefraktionschef der Union.
Heil besteht auf Einführung der Grundrente
Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) besteht auf die Einführung der Grundrente für Geringverdiener. "Die Bundesregierung hat die Grundrente beschlossen. Sie muss kommen", sagte der SPD-Politiker im ARD-Morgenmagazin kurz vor der ersten parlamentarischen Beratung des in der Koalition umstrittenen Gesetzes. "Jeder, der das jetzt in Frage stellt, der muss fragen, was hat das für ein gesellschaftliches Signal."
EU-Kommission will Corona-Wiederaufbauplan am 27. Mai vorstellen
Die EU-Kommission hat die Vorstellung ihrer Pläne für ein billionenschweres Konjunkturprogramm gegen die Corona-Krise auf Ende Mai verschoben. Die Behörde werde ihre Vorschläge für den Wiederaufbauplan und den damit verbundenen EU-Mehrjahreshaushalt nun am 27. Mai verabschieden, sagte ein Sprecher von EU-Kommissionspräsidentin Urusla von der Leyen.
G20-Handelsminister vereinbaren internationale Corona-Maßnahmen
Die Handelsminister der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) haben nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums einen Katalog kurz- und langfristiger Maßnahmen beschlossen, mit denen die Auswirkungen der Coronavirus-Pandemie auf die globalen Handels- und Lieferketten abgemildert werden sollen. Die Vereinbarung sei bei der zweiten außerordentlichen Videokonferenz der G20-Minister am Vortag erfolgt, an der Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) teilgenommen habe.
Slowenien öffnet ab sofort Grenzen für Reisende aus der EU
Das EU-Land Slowenien hat die Corona-Pandemie auf seinem Gebiet für beendet erklärt und seine Grenzen ab Freitag für EU-Bürger geöffnet. Wie die Regierung in Ljubljana am Donnerstagabend mitteilte, gilt für Einreisende aus anderen Ländern zunächst weiterhin die Quarantänepflicht. EU-Bürger aber können nun wieder fast uneingeschränkt zum Sommerurlaub in das kleine Alpen- und Adrialand reisen.
+++ Konjunkturdaten +++
Eurozone/Handelsbilanz März Überschuss 28,2 Mrd EUR (Vj Überschuss 22,7 Mrd EUR)
Niederlande BIP 1Q -1,7% gg Vorquartal - CBS
Niederlande BIP 1Q -0,5% gg Vorjahr - CBS
Hongkong BIP 1Q saisonbereinigt -5,3% gg 4Q
DJG/DJN/AFP/apo
(END) Dow Jones Newswires
May 15, 2020 07:30 ET (11:30 GMT)
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