Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
HANDEL - Der wochenlange Lockdown in der Coronakrise hat schwerwiegende Folgen für die Handelskonzerne: In ihren Lagern stapelt sich Ware im Wert von vielen Milliarden Euro. "Die Händler sitzen auf Beständen, die aktuell kaum noch verkäuflich sind", sagt Thomas Täuber, Handelsexperte bei der Unternehmensberatung Accenture. Besonders im Textilhandel, wo neue Hemden, Hosen und Anzüge im Monatsrhythmus herauskommen, wird das zu einem existenziellen Problem. Und es ist absehbar, dass diese überschüssige Ware nur noch mit großen Rabatten - und einem entsprechenden Verlust für die Händler - verkauft werden kann. Es werde ein "Hauen und Stechen bei den Preisen im Modehandel geben", sagt Oliver Seidensticker, Chef des gleichnamigen Hemdenherstellers. Nach Schätzungen von Accenture dürfte in diesem Jahr nicht einmal mehr die Hälfte der Waren im Modehandel zum Normalpreis über die Ladentheke gehen. (Handelsblatt S. 18)
SCHADENSERSATZ - Internationale Konzerne könnten weltweit Regierungen auf Schadenersatz verklagen, wenn deren Anti-Corona-Maßnahmen ihnen Verluste bescheren. Das geht aus einer Studie der Organisation CEO vor, die der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Demnach bereiten Anwaltsfirmen gerade solche Klagen vor. Diese könnten sich etwa dagegen richten, dass Staaten zeitweise Stromkunden schonen oder Privatkliniken übernehmen. (SZ S. 17)
EZB - EZB-Präsidentin Christine Lagarde zeigte sich erfreut über den deutsch-französischen Vorstoß. "Das ist eine ehrgeizige, gezielte und sehr hilfreiche Initiative", sagte sie im Interview mit dem Handelsblatt und drei weiteren europäischen Zeitungen. Wenn die Regierungen aktiv werden, muss sich die EZB nicht mehr allein um den Zusammenhalt der Euro-Zone bemühen. In einem nächsten Schritt müsse die EU laut Lagarde ihren Stabilitätspakt reformieren. Der Schuldenstand in Bezug zur Wirtschaftsleistung (BIP) dürfe keine so große Rolle mehr spielen. Wichtiger seien aus ihrer Sicht Dimensionen wie Wachstum und Zinsen. In der Auseinandersetzung mit dem Bundesverfassungsgericht um die Ankaufprogramme von Staatsanleihen zeigt Lagarde klare Kante: Die EZB sei "allein dem Europäischen Gerichtshof und dem Europäischen Parlament verantwortlich". Die Bundesbank müsse sich auch künftig an allen Programmen der EZB beteiligen. (Handelsblatt S. 4)
SCHLACHTHÖFE - Bauernpräsident Joachim Rukwied hat die Bundesregierung aufgefordert, bei der geplanten Verschärfung der Vorschriften für die fleischverarbeitende Industrie der heimischen Landwirtschaft mehr Bedeutung zuzumessen und die Notwendigkeit höherer Preise anzuerkennen. Zugleich mahnte er, die Fleischerzeugung dürfe nicht ins Ausland verlagert werden: "Die fleischverarbeitenden Betriebe müssen in Deutschland gehalten werden. Weite Wege zu Schlachthöfen würden unsere Bemühungen um mehr Tierwohl konterkarieren." (Rheinische Post)
EU - Die Europäische Union müsse die Corona-Krise für grundlegende Korrekturen bei der Kompetenzverteilung zwischen den nationalen Hauptstädten und Brüssel nutzen, schreiben der Präsident des EU-Parlaments, David Sassoli und seine Stellvertreterin Katharina Barley in einem Gastbeitrag. "Neben einer ausreichenden finanziellen Ausstattung müssen die Mitgliedstaaten zudem bereit sein, Kompetenzen abzugeben. Die Union muss in die Lage versetzt werden, europaweit Sozialsysteme noch besser direkt zu unterstützen und den Grundstein für ein europaweites Gesundheitssystem zu legen", schreiben die beiden Sozialdemokraten. Zudem müssten regionale Ungleichheiten, die im Zuge der Coronakrise noch größer würden, durch europäische Mindestlöhne möglichst ausgeglichen werden. (Welt S. 2)
PHARMAINDUSTRIE - Die Pharmaindustrie lehnt die Forderung von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) ab, einen Impfstoff gegen das Corona-Virus als globales öffentliches Gut zur Verfügung zu stellen. "Es muss dabei bleiben, dass die Unternehmen Eigentümer ihrer Entwicklungen bleiben, schließlich haben sie Millionen dafür investiert", sagte der Präsident des Verbandes der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa), Han Steutel, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). Steutel versicherte aber, die Industrie werde einen Impfstoff zu bezahlbaren Preisen anbieten. "Einige große Pharmaunternehmen haben bereits zugesichert, dass sie einen Impfstoff quasi zum Selbstkostenpreis abgeben werden. Das haben nicht alle getan, aber die Richtung ist damit vorgegeben", sagte er und betonte: "Niemand in der Branche geht ernsthaft davon aus, dass er mit einem Corona-Impfstoff große Profite einfahren wird." (RND)
ÄRZTE - Ärzte und Pfleger sind in Deutschland überdurchschnittlich häufig von einer Infektion mit dem neuen Coronavirus Sars-CoV-2 betroffen. Nach Recherchen der Süddeutschen Zeitung haben sich seit Mitte April durchschnittlich täglich mehr als 230 Mitarbeiter von Krankenhäusern, Alten- und Pflegeheimen mit Sars-CoV-2 angesteckt, an manchen Tagen betrifft jeder fünfte gemeldete Fall einen Menschen in einem Gesundheitsberuf. Insgesamt haben sich bislang nach Angaben des Robert-Koch-Instituts (RKI) rund 20.000 Mitarbeiter aus Kliniken, Praxen, Rettungsdiensten oder Pflegeheimen eine Sars-CoV-2-Infektion zugezogen, das sind elf Prozent aller Infizierten. 894 Menschen aus dem Gesundheitssektor mussten stationär behandelt werden, mindestens 60 sind an Covid-19 gestorben. Zugleich fehlt es in vielen Kliniken nach wie vor an geeigneter Schutzausrüstung, wie eine Umfrage des Ärzteverbands Marburger Bund vor wenigen Tagen ergab. (SZ S. 14)
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May 19, 2020 00:28 ET (04:28 GMT)
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