Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Zentralbanken des Eurosystems haben ihre Wertpapierkäufe in der vergangenen Woche noch stärker als zuvor auf das flexiblere Pandemiekaufprogramm PEPP konzentriert und ihre Käufe im Rahmen des APP verringert. Nach Mitteilung der EZB stiegen die PEPP-Bestände in der Woche zum 22. Mai 2020 um 30,072 (Vorwoche: +28,878) Milliarden Euro. Die APP-Bestände legten um 11,377 (+14,451) Milliarden Euro zu. Die Bestände beider Programme zusammen erhöhten sich um 41,449 (+43,329) Milliarden Euro.
Den Programmen ist gemeinsam, dass die Zentralbanken des Euroraums die darin enthaltenen Staatsanleihen auf eigenes Risiko kaufen, während die Risiken der anderen Papiere geteilt werden. Das PEPP gibt den Zentralbanken jedoch eine größere Flexibilität bei der Auswahl von Anleihegattungen und -emittenten und verlangt so gut wie keine Transparenz. Dagegen informiert die EZB im Rahmen des APP einmal in der Woche über die Aufteilung der Käufe nach Gattungen und einmal monatlich - bei Staatsanleihen - auch über die Aufteilung auf die Emittenten. Hintergrund ist, dass die Richtgröße der Staatsanleihekäufe der EZB-Kapitalschlüssel ist.
Der Bestand an öffentlichen Anleihen im APP-Programm erhöhte sich in der vergangenen Woche um 9,545 (Vorwoche: +10,936) Milliarden auf 2.216,852 (2.207,307) Milliarden Euro, der von Unternehmensanleihen kletterte um 1,181 (+2,324) Milliarden auf 213,147 (211,966) Milliarden Euro, jener an Covered Bonds stieg um 1,028 (+1,030) Milliarden auf 280,778 (279,750) Milliarden Euro und bei ABS ergab sich ein Rückgang um 0,377 (+0,161) Milliarden auf 30,738 (31,115) Milliarden Euro.
Die EZB will ihre Anleihebestände im Rahmen des APP um 20 Milliarden Euro pro Monat vergrößern. Hinzu kommen bis Jahresende insgesamt 120 Milliarden Euro, deren Verteilung über die einzelnen Monate jedoch nicht festgelegt ist, die aber auch den APP-Regeln unterliegen. Der EZB-Rat hatte im März beschlossen, falls nötig verstärkt die Staatsanleihen von Ländern zu kaufen, deren Anleihezinsen trotz der sehr lockeren Geldpolitik deutlich stärker als die anderer Euro-Länder gestiegen waren.
Diese Ankündigung zielte vor allem auf Italien, das von der Corona-Pandemie besonders stark getroffen ist. Für diesen Zweck ist die EZB sogar bereit, den EZB-Kapitalschlüssel zumindest kurzfristig außer Acht zu lassen.
Das PEPP wurde ebenfalls im März beschlossen. Es hat ein Volumen von 750 Milliarden Euro und soll gleichfalls zunächst bis Jahresende laufen. Die Zentralbanken legen die Tilgungsbeträge fällig gewordener Anleihen wieder an, wofür sie bis zu ein Jahr Zeit haben. Damit soll unnötigen Marktverzerrungen vorgebeugt werden. Das kann aber zu spürbaren Schwankungen der Anleihebestände führen. Im Mai werden Papiere über 15,541 Milliarden Euro fällig.
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May 25, 2020 10:04 ET (14:04 GMT)
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