BERLIN (Dow Jones)--Für den Rückbau und das Recycling von Offshore-Windkraftanlagen gibt es laut einer neuen Untersuchung noch eine Marktlücke, aber es fehlen gesetzliche Rahmenbedingungen dazu. Die meisten Anlagen hätte eine Lebensdauer von 20 bis 25 Jahren, heißt es in einer Analyse des Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut (HWWI). "Der Einstieg in den Markt ist für Unternehmen ein Stück weit eine Wette auf die Zukunft, aber wir sehen hier eine noch nicht besetzte Nische", erklärte HWWI-Ökonom Mirko Kruse.
Der Großteil der Rückbaukosten falle demnach bei Transport und Logistik an. Besonders für Häfen ergebe sich ein besonderes Potenzial, sofern die entsprechende Infrastruktur vorgehalten werde. Ein potenzieller Engpass sind laut der Studie sowohl die Lagerkapazitäten als auch die Ausbildung qualifizierter Fachkräfte zum Rückbau auf hoher See. Beides sei derzeit noch unzureichend. Hafenbetreiber und Bildungseinrichtungen sind zeitnah gefragt, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen.
Auch gebe es noch große rechtliche Unsicherheiten. So sind die Vorschriften zum Rückbau oft nicht eindeutig und unterscheiden sich von Land zu Land. Nötig ist laut den HWWI-Experten daher eine einheitliche europäische Regelung, um den Betreibern und der nachgelagerten Industrie Planungssicherheit zu geben.
In Deutschland müsse zudem die Gesetzgebung beim Recycling zurückgebauter Komponenten nachgebessert werden. Es fehle an Verfahren, Verbundstoffe wiederzuverwerten, wie sie beispielsweise in den Flügeln von Windanlagen verwendet werden. Hinzu kommen offene ökologische Fragen. So sind die Fundamente von Offshore-Anlagen zum Lebensraum für zahlreiche marine Lebensformen, darunter auch geschützte Arten, geworden.
Mitte Mai haben Bund und Länder den weiteren massiven Ausbau der Offshore-Windkraft vereinbart. Das Förderziel wurde von bislang 15 auf nun 20 Gigawatt installierter Leistung bis 2030 angehoben.
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May 26, 2020 04:55 ET (08:55 GMT)
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