Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Europäische Zentralbank (EZB) wird ihr Pandemie-Notkaufprogramm (PEPP) nach den Worten von Direktorin Isabel Schnabel dem mittelfristigen Inflationsausblick anpassen. In einem Interview mit der Financial Times sagte Schnabel auf die Frage, ob dem 750 Milliarden Euro schweren Programm wegen des aktuell hohen Ankauftempos die Mittel auszugehen drohten: "In der nächsten Woche findet eine EZB-Ratssitzung statt und zugleich werden wir neue Stabsprojektionen (zu Inflation und Wachstum) veröffentlichen." Der Rat werde diese Zahlen sehr genau prüfen. "Eine besonders interessante Zahl ist die Entwicklung des mittelfristigen Inflationsausblicks", sagte Schnabel.
In den im März veröffentlichten Projektionen, die noch unter dem Eindruck der Konjunkturerholung zu Jahresbeginn gestanden hatten, hatte der volkswirtschaftliche Stab der EZB für 2021 und 2022 Inflationsraten von 1,4 und 1,6 Prozent prognostiziert und Kerninflationsraten von 1,5 und 1,6 Prozent. Zuletzt lagen die Teuerungsraten unter 1 Prozent.
Schnabel räumte ein, dass der mittelfristige Inflationsausblick sehr unsicher sei. "Einerseits gibt es Abwärtsdruck vom Konsum und den Investitionen, die mit dem Lockdown und der Unsicherheit zu tun haben, andererseits könnte eine De-Globalisierung den gegenteiligen Effekt haben, und Störungen auf der Angebotsseite könnten Aufwärtsdruck auf die Preise erzeugen", sagte sie.
Sollte die EZB sehen, dass sich die Lage verschlechtert und sollte sie meinen, dass mehr Stimulus notwendig ist, dann werde sie bereit sein, jegliches ihrer Instrumente anzupassen, um ihr Preisstabilitätsziel zu erreichen, sagte Schnabel. Bezogen auf das PEPP könnten das Volumen, aber auch die Zusammensetzung und die Laufzeit des Programms verändert werden. "Wir reagieren auf neu hereinkommende Daten", sagte Schnabel.
Über die Zusammensetzung des PEPP ist bisher nichts bekannt. Daten zu diesen Ankäufen wird die EZB erstmals am 2. Juni veröffentlichen. Das ursprünglich der "quantitativen Lockerung" dienende APP-Programm hat mit dem Auftauchen des PEPP zumindest kurzfristig an Bedeutung verloren.
Kontakt zum Autor: hans.bentzien@dowjones.com
DJG/hab/apo
(END) Dow Jones Newswires
May 27, 2020 02:42 ET (06:42 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.