Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Der Arbeitgeberverband Gesamtmetall fordert beim Wiederhochfahren der Wirtschaft in der aktuellen Corona-Krise ein kurzfristiges Konjunkturprogramm und Maßnahmen, die eine Verschärfung der Wirtschaftskrise verhindern sollen. Wichtig sei es dabei, die Produktivität und die Beschäftigung auf lange Sicht zu stärken.
Die deutsche Wirtschaft und die Metall- und Elektro-Industrie sei in einer dramatischen Situation. "Die Lage ist schlechter als in der Finanz- und Wirtschaftskrise der Jahre 2008/2009", erklärte Gesamtmetall. "Ziel muss es sein, so schnell wie möglich das Vorkrisenniveau bei Absatz, Produktionsniveau und Beschäftigung zu erreichen, um eine Verlängerung oder gar weitere Verschärfung der Krise zu verhindern."
Das kurzfristige Konjunkturprogramm sollte einen Bürokratieabbau, eine sofortige und vollständige Abschaffung des Solidaritätszuschlags, Investitionen in die digitale Infrastruktur und in die Verkehrsinfrastruktur sowie eine Kaufprämie für emissionsarme Pkw enthalten. Auch sollte es ein mittelfristiges Programm geben, das etwa eine allgemeine Steuerreform, niedrigere Energiepriese, höhere staatliche Investitionen und Abschreibungserleichterungen für private Investitionen vorsieht.
Der Arbeitgeberverband forderte zudem, dass die große Koalition Abstand nehmen solle von der angestrebten Einführung einer Grundrente und der geplanten Einschränkung von befristeten Arbeitsverträgen. Außerdem müsse die Rente mit 63 beendet und die Haltelinie beim Rentenniveau von 48 Prozent, die sich an der Durchschnittsrente nach 45 Beitragsjahren zum Durchschnittslohn orientiert, aufgegeben werden. Diese Haltelinie sollte durch eine Rückkehr zum demografischen Faktor ersetzt werden. Zudem müsse man die Mütterrente vorzeitig beenden.
Beim Arbeitsmarkt mahnte Gesamtmetall die Erleichterung von Einstellungen an.
"Für die dauerhafte Finanzierung der öffentlichen Haushalte ist ein hoher Beschäftigungsgrad auf dem Arbeitsmarkt zwingend notwendig. Ziel des staatlichen Handelns muss es daher sein, das hohe Beschäftigungsniveau vor der Krise schnell wieder zu erreichen", so der Arbeitgeberverband.
Wichtig beim Wiederhochfahren der Wirtschaft sei es auch, dass die Angebote zur Kinderbetreuung ausgebaut und den Unternehmen möglichst große Spielräume bei der Umsetzung von Infektionsschutzmaßnahmen eingeräumt würden, da die Produktionsbedingungen lokal sehr unterschiedlich seien.
Beim Thema Ausbildung sei es zudem sinnvoll, Unternehmen in der aktuellen Krisensituation durch Zuschüsse zur Ausbildungsvergütung für das jeweils erste Ausbildungsjahr zu unterstützen.
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May 28, 2020 08:50 ET (12:50 GMT)
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