BERLIN (Dow Jones)--Der Kandidat für den Vorsitz der CDU, Norbert Röttgen, will eine bessere Anerkennung der Leistung von Frauen mit einer finanziellen Aufwertung typischer Frauenberufe und einem Rechtsanspruch auf gleiche Entlohnung bei gleicher Arbeit erreichen. Dies müsse eine Lehre aus den Wochen der Corona-Pandemie sein, schreibt Röttgen in einem gemeinsamen Gastbeitrag mit der rheinland-pfälzischen Landespolitikerin Ellen Demuth für Focus Online.
Für Frauen sei die Gerechtigkeitsfrage "alles andere als gelöst". Sie seien es vor allem gewesen, die das Land in der Krise am Laufen gehalten hätten. Diese "enorme Leistung" gelte es jetzt anzuerkennen und daraus "konkrete Konsequenzen" zu ziehen.
"Es kann nicht sein, dass Frauen nur dann besser verdienen, wenn sie typische Männerberufe ausüben", heißt es in dem gemeinsamen Beitrag. Typische Frauenberufe müssten "finanziell und damit auch gesellschaftlich" nachhaltig aufgewertet werden, schreiben Demuth und Röttgen.
Nicht einmal bei exakt gleicher Arbeit könne von gleichem Lohn "die Rede sein", heißt es in dem Text. "Einen Anspruch auf gleiches Entgelt sucht man im deutschen Recht vergeblich." Das Entgelttransparenzgesetz sehe lediglich den Anspruch auf Auskunft vor. "Es muss nachgebessert werden."
Weiter schreiben Demuth und Röttgen in dem Gastbeitrag: "Im Kern muss es darum gehen, den Anspruch auf gleiches Entgelt festzuschreiben und die Last, sich gegen ungerechte Entgeltstrukturen zur Wehr zu setzen, von den Schultern der einzelnen Frau zu nehmen." Das könne durch "strukturelle Transparenzpflichten" erfolgen. Künftig sollten, so die Idee, Betriebe ab 200 Mitarbeitern zu einem Bericht verpflichtet werden und anonymisiert darlegen, welche Funktionen Frauen und Männer ausüben und wie sie vergütet werden.
Die beiden Autoren sehen bei der Frauen-Frage auch innerparteilichen Nachholbedarf. Die CDU selbst gebe ein "trauriges Bild" ab, weil ihr Frauenanteil in allen relevanten Bereichen bei weitem nicht dem gesellschaftlichen Anteil der Frauen in Deutschland entspreche. Das Duo fordert, dass die CDU auf dem ersten Parteitag nach der Bundestagswahl "umfassend frauenpolitische Themen in den Vordergrund stellt".
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May 28, 2020 10:24 ET (14:24 GMT)
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