Von Andreas Plecko
WIESBADEN (Dow Jones)--Wegen der Geschäftsschließungen in der Corona-Krise sind die Umsätze in einigen Einzelhandelsbranchen im April stark zurückgegangen. Gleichzeitig sorgte die weiterhin starke Nachfrage nach Gütern des täglichen Bedarfs zu erhöhten Umsätzen in anderen Bereichen, etwa in Supermärkten. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis vorläufiger Daten mitteilte, sanken die gesamten Umsätze nach Abzug der Inflation um 5,3 Prozent gegenüber dem Vormonat ein. Das ist der stärkste Umsatzrückgang gegenüber einem Vormonat seit dem Januar 2007.
Ökonomen hatten einen viel stärkeren Rückgang um 12,0 Prozent prognostiziert. Für März wurde der monatliche Rückgang um 4,0 Prozent bestätigt.
Auf Jahressicht lagen die Umsätze im April preisbereinigt um 6,5 Prozent niedriger. Der Einzelhandel macht rund 25 Prozent des privaten Konsums in Deutschland aus. Die Daten zum Einzelhandel unterliegen sehr häufig recht großen Revisionen.
Im Einzelhandel mit Lebensmitteln, Getränken und Tabakwaren zeigte sich im April eine deutlich erhöhte Nachfrage: Die Branche verbuchte gegenüber dem Vorjahr ein Umsatzplus von real 6,2 Prozent. Dabei stieg der Umsatz bei den Supermärkten, SB-Warenhäusern und Verbrauchermärkten um 8,1 Prozent, während der Facheinzelhandel mit Lebensmitteln 9,4 Prozent weniger umsetzte.
Im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln fielen die Umsätze im April im Vergleich zum Vorjahr real um 14,5 Prozent, nachdem sie bereits im März um 8,6 Prozent gesunken waren. Dies ist der stärkste Umsatzrückgang im Einzelhandel mit Nicht-Lebensmitteln seit Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994.
Den größten seit 1994 gemessenen Umsatzeinbruch in einer Branche des Einzelhandels verzeichnete der Einzelhandel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren mit real 70,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Einen ebenfalls starken Umsatzrückgang mit 40,3 Prozent zeigte der sonstige Einzelhandel mit Waren verschiedener Art (zum Beispiel Waren- und Kaufhäuser).
Das größte Umsatzplus zum Vorjahresmonat mit 24,2 Prozent erzielte der Internet- und Versandhandel. Veränderungsraten dieser Größenordnung seien selbst in dieser Branche ungewöhnlich und somit zu einem erheblichen Teil auf einen Sondereinfluss der Corona-Pandemie zurückzuführen, hieß es von den Statistikern.
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May 29, 2020 02:18 ET (06:18 GMT)
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