FRANKFURT (Dow Jones)--Eine prall mit wichtigen Konjunkturdaten gefüllte Woche steht den internationalen Börsen bevor. Von Einkaufsmanagerindizes (PMI) bis zum großen US-Arbeitsmarktbericht ist alles dabei. Die Datensätze könnten zu Trendsettern werden, denn "diesmal geben sie nicht nur Aufschluss über das Ausmaß des Wirtschaftseinbruchs, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der sich Volkswirtschaften von der Pandemie erholen", unterstreicht Marktstratege Chris Williamson von IHS Markit.
Analysten dürften nun darauf hoffen, dass die finalen PMI-Daten eine globale Entspannung nach dem nie zuvor gesehenen Einbruch im April zeigen. Vor allem die China-PMI werden mit Spannung betrachtet - denn schließlich hat China als erstes Land den Lockdown wieder zurückgefahren.
Markt verlangt Zeichen der Besserung
Das Thema "PMI" dürfte Anleger die gesamte Woche über in Atem halten. Denn am Montag werden die Daten zu den weltweiten Industriesektoren veröffentlicht, am Mittwoch die für den Service-Bereich und am Freitag die detaillierte Aufschlüsselung nach Branchen. Für Europas Börsen könnte dies schwer verdaulich werden, denn am Pfingstmontag sind die Märkte größtenteils geschlossen. Die US-Reaktion vom Montag muss dann gleich noch mit verarbeitet werden.
Damit gibt es viel zu tun, denn in der Wochenmitte steht noch die EZB-Sitzung mit möglichen weiteren Stimuli an. Am Freitag folgt mit dem monatlichen US-Arbeitsmarktbericht der vielleicht wichtigste Indikator. Schließlich waren die Hoffnungen auf ein Überschreiten der Talsohle durch den ersten Rückgang der Neuanträge auf Arbeitslosenhilfe am vergangenen Donnerstag befeuert worden.
Gewinne gar nicht richtig prognostizierbar
Sollten dabei nur die geringsten Zweifel an einer Erholung aufkommen, wäre mit einer schnellen Kurskorrektur zu rechnen. Denn der Markt braucht positive Signale nicht nur für sein Wohlbefinden, sondern vor allem als Berechnungsgrundlage bei der Aktienbewertung. Genau genommen sind viele Marktteilnehmer derzeit gar nicht in der Lage, den fairen Wert einer Aktie zu bestimmen.
Die Schätzunsicherheiten sind extrem hoch, weil die Fülle der Einflussfaktoren überhaupt nicht saldiert werden kann. Zum Beispiel ist in Japan die Industrieproduktion um über 9 Prozent eingebrochen, was an sich schlimm genug ist. Noch übler für Fachleute ist jedoch der Umstand, dass sie das Minus nur um 5 Prozent prognostiziert hatten.
Bei ähnlich gigantischen Schätzfehlern braucht man sich an der Prognose von Unternehmensgewinnen und dazu noch ihrer zeitlichen Verteilung gar nicht erst zu versuchen. Kennzahlen zur Aktienbewertung wie das Kurs-Gewinn-Verhältnis werden damit zur Makulatur. Als Folge solcher Unsicherheiten fallen die Märkte dann wieder zurück in einen Zustand der ungeliebten Volatilität.
Risiko "Trump" hängt über den Börsen
Zu schwarz sollten Anleger nicht sehen - die Chance auf eine positive Entwicklung bei den PMI ist durchaus gegeben. Problematisch könnte eher der US-China-Konflikt um Hongkong werden. Denn angesichts der dünnhäutigen Reaktion von US-Präsident Donald Trump auf die Konfrontation mit Wahrheiten durch Twitter sind auch hier irrationale Maßnahmen zu befürchten. Solange dies Risiko besteht, werden die Leidtragenden besonders die china-abhängigen Autowerte aus dem DAX sein. Kursgewinne im Index bei fallenden Autowerten sind aber kaum denkbar. Solange die Preisspanne von 10.800 bis 10.400 Punkten nicht unterschritten wird, sehen Technische Analysten die Indexwelt aber noch in Ordnung.
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May 29, 2020 05:36 ET (09:36 GMT)
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