Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Hongkong-Krise hat am Freitag Gewinnmitnahmen am deutschen Aktienmarkt ausgelöst. Der DAX fiel um 1,7 Prozent auf 11.587 Punkte. "Der Konflikt zwischen den USA und China wird nicht länger ignoriert", sagte Jochen Stanzl von CMC Markets. Auf die Verliererstraße gerieten so auch vor allem die von China abhängigen Auto-Aktien. Noch stärker abwärts ging es mit den Aktien der Lufthansa, deren DAX-Abstieg mit dem schwachen Monats-Ende nun besiegelt sein dürfte.
Die Anleger warteten auf die Maßnahmen, die US-Präsident Donald als Reaktion auf die Hongkong-Politik Pekings bekannt geben wollte. Teilnehmer befürchteten unter anderem eine weitere Eskalation im Handelsstreit.
Belastet wurde die Stimmung auch von unerwartet schwachen US-Konjunkturdaten. Während der weitere Rückgang des Einkaufsmanagerindex in Chicago wegen des starken Einflusses der dort ansässigen Corona-anfälligen Fleischindustrie noch einigermaßen weggesteckt wurde, drückte ein enttäuschender Michigan-Index für die Verbraucherstimmung auf die Kurse. "Der US-Konsum springt nicht an", sagte Heino Ruland von Ruland Research. Der US-Konsum gilt aber als eine der Säulen der Weltwirtschaft.
VW verloren 3,4 Prozent und Daimler 4,8 Prozent, BMW kamen mit einem Abschlag von 2,6 Prozent davon. VW erhöht in der Hongkong-Krise sein China-Engagement mit der Anteilsaufstockung an Jianghuai, bei Daimler sind gleich 2 chinesische Großaktionäre engagiert. Sehr schwach zeigten sich auch Autozulieferer, so gaben Continental 4,5 Prozent ab.
Lufthansa Schlusslicht - bei den Kursen und in der DAX-Tabelle
Lufthansa übernahmen mit einem Minus von 6,4 Prozent die rote Laterne im DAX. Der Abstieg aus dem deutschen Leitindex lässt sich wohl nicht mehr vermeiden.
Die Börse wird nach den Mai-Schlusskursen eine neue Tabelle für die Index-Mitgliedschaft ausarbeiten, dort wird die Lufthansa wohl ebenfalls Schlusslicht sein. Ihre Entscheidungen über Auf- und Absteiger in den Indizes wird die Börse am kommenden Donnerstag verkünden und zu den Schlusskursen am 19. Juni vollziehen. Erster Aufstiegskandidat bei einem Abstieg der Lufthansa ist die Aktie von Deutsche Wohnen.
Optisch ebenfalls deutlich im Minus lagen am Freitag Eon mit einem Abschlag von 5,9 Prozent oder 59 Cent, allerdings war das vor allem dem Dividendenabschlag von 46 Cent geschuldet. Auch das Minus von 2,5 Prozent bei Merck KGaA lag vor allem an der Ausschüttung der Dividende.
SAP nach schwachen Salesforce-Zahlen im Plus
Einer der Gewinner im DAX waren SAP mit einem Plus von 0,8 Prozent. Offensichtlich profitierte der deutsche Software-Konzern von einer schwächeren Entwicklung des US-Konkurrenten Salesforce. Zeitweise markierten SAP den höchsten Stand seit Ausbruch der Coronavirus-Krise.
Umgesetzt wurden im Xetra-Handel bei den DAX-Werten rund 170,6 (Vortag: 124,1) Millionen Aktien im Wert von rund 6,95 (Vortag: 4,77) Milliarden Euro. Es gab vier Kursgewinner und 26 -verlierer.
=== INDEX zuletzt +/- % +/- % YTD DAX 11.586,85 -1,65% -12,55% DAX-Future 11.602,00 -1,70% -11,37% XDAX 11.603,63 -0,76% -11,66% MDAX 25.396,00 -0,93% -10,30% TecDAX 3.185,72 +0,40% +5,66% SDAX 11.349,72 -1,62% -9,29% zuletzt +/- Ticks Bund-Future 172,35 28 ===
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/hru/ros
(END) Dow Jones Newswires
May 29, 2020 11:48 ET (15:48 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.