Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Hongkong-Krise hat zum Wochenschluss an den europäischen Aktienmärkten Gewinnmitnahmen ausgelöst. Der DAX fiel um 1,7 Prozent auf 11.587 Punkte, der Euro-Stoxx-50 gab um 1,4 Prozent auf 3.050 Punkte nach. "Der Konflikt zwischen den USA und China wird nicht länger ignoriert", sagte Jochen Stanzl von CMC Markets.
Die Anleger warteten auf die Maßnahmen, die US-Präsident Donald als Reaktion auf die Hongkong-Politik Pekings bekannt geben wollte. Teilnehmer befürchteten unter anderem eine weitere Eskalation im Handelsstreit.
Für die Finanzmärkte könnte die Aberkennung des US-Sonderstatus für Hongkong weitreichende Folgen haben: Denn Hongkong könnte auf den Status eines Schwellenlandmarktes abgestuft werden. Anleger müssten dann ihr Geld komplett neu verteilen, da viele Fonds nur in Industrieländern anlegen dürfen.
Belastet wurde die Stimmung auch von unerwartet schwachen US-Konjunkturdaten. Während der weitere Rückgang des Einkaufsmanagerindex in Chicago wegen des starken Einflusses der dort ansässigen Corona-anfälligen Fleischindustrie noch einigermaßen weggesteckt wurde, drückte ein enttäuschender Michigan-Index für die Verbraucherstimmung auf die Kurse. "Der US-Konsum springt nicht an", sagte Heino Ruland von Ruland Research. Der US-Konsum gilt aber als eine der Säulen der Weltwirtschaft.
Auto-Aktien erneut sehr schwach
Unter Druck standen damit die Zykliker und unter diesen die Autowerte, bei denen es am Vortag wegen ihrer China-Abhängigkeit schon zu kräftigen Verkäufen gekommen war. Zudem waren Nissan und Geely in Asien um die 10 Prozent wegen einer Kapitalerhöhung bei Geely beziehungsweise schwachen Geschäftszahlen bei Nissan abgestürzt. VW verloren 3,4 und Daimler 4,8 Prozent, BMW kamen mit einem Abschlag von 2,6 Prozent davon. VW erhöht in der Hongkong-Krise sein China-Engagement mit der Anteilsaufstockung an Jianghuai, bei Daimler sind gleich 2 chinesische Großaktionäre engagiert. Sehr schwach zeigten sich auch Autozulieferer, so gaben Continental 4,5 Prozent ab.
In Paris brachen Renault um 7,7 Prozent ein. Der Automobilkonzern will bis zu 15.000 Beschäftigte weltweit entlassen. Der europäische Branchensektor fiel um 3,4 Prozent.
Lufthansa Verlierer Nummer eins - DAX-Abstieg kommt
Noch schwächer als der Auto-Index lag der Index der Reise-Aktien im Markt. Er verlor 4,8 Prozent. TUI brachen nach der jüngsten Erholung nun wieder um 16,6 Prozent ein, die Aktien der Kreuzfahrt-Reederei Carnival um 10,7 Prozent. Bei den Fluggesellschaften lagen Lufthansa mit einem Minus von 6,4 Prozent mit an der Verliererspitze in der Branche, im DAX bildeten sie sogar das Schlusslicht. Der Abstieg aus dem DAX lässt sich wohl nicht mehr vermeiden.
Die Börse wird nach den Mai-Schlusskursen eine neue Tabelle für die Index-Mitgliedschaft ausarbeiten, ihre Entscheidungen am kommenden Donnerstag verkünden und zu den Schlusskursen am 19. Juni vollziehen. Erster Aufstiegskandidat bei einem Abstieg der Lufthansa ist die Aktie von Deutsche Wohnen.
SAP stark - guter Einstand der Jacobs-Holding
Einer der Gewinner im DAX waren SAP mit einem Plus von 0,8 Prozent. Offensichtlich profitierte der deutsche Software-Konzern von einer schwächeren Entwicklung des Konkurrenten Salesforce. Zeitweise markierten SAP den höchsten Stand seit Ausbruch der Coronavirus-Krise.
Novartis konnten sich mit einem Minus von 0,4 Prozent knapp behaupten, wie es hieß mit Fortschritten bei Corona-Gegenmitteln. Die Schweizer werden die Herstellung von genbasierten Impfstoffen übernehmen, die von US-Krankenhäusern entwickelt wurden. Bei Erfolg der klinischen Tests könnten die Therapien schon zum Jahresende verfügbar sein.
Einen großen Börsengang gab es mit JDE Peets in Amsterdam. Das Unternehmen stellt die Nummer Zwei auf dem Kaffeemarkt, bekannter als der Firmenname sind Marken wie Jacobs-Kaffee. Die Aktien wurden zu 31,50 Euro ausgegeben, der Unternehmenswert liegt damit bei über 15 Milliarden Euro. Die Aktien schlossen mit einem Aufschlag von 13,8 Prozent bei 35,84 Euro.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.050,20 -44,27 -1,4% -18,6% Stoxx-50 2.892,84 -42,82 -1,5% -15,0% Stoxx-600 350,36 -5,11 -1,4% -15,8% XETRA-DAX 11.586,85 -194,28 -1,6% -12,6% FTSE-100 London 6.076,60 -142,19 -2,3% -17,5% CAC-40 Paris 4.695,44 -75,95 -1,6% -21,5% AEX Amsterdam 532,57 -6,04 -1,1% -11,9% ATHEX-20 Athen 1.571,46 -38,85 -2,4% -31,6% BEL-20 Brüssel 3.202,95 -78,94 -2,4% -19,0% BUX Budapest 35.875,71 -464,76 -1,3% -22,2% OMXH-25 Helsinki 3.957,99 -40,20 -1,0% -6,3% ISE NAT. 30 Istanbul 122.917,85 +447,98 +0,4% -11,5% OMXC-20 Kopenhagen 1.233,94 +0,46 +0,0% +8,6% PSI 20 Lissabon 4.380,64 -49,97 -1,1% -16,9% IBEX-35 Madrid 7.096,50 -127,60 -1,8% -25,7% FTSE-MIB Mailand 18.197,56 -153,60 -0,8% -21,9% RTS Moskau 1.216,66 -25,11 -2,0% -21,5% OBX Oslo 717,05 -10,84 -1,5% -15,0% PX Prag 895,52 -6,10 -0,7% -19,7% OMXS-30 Stockholm 1.629,76 -27,82 -1,7% -8,0% WIG-20 Warschau 1.722,65 +4,20 +0,2% -19,9% ATX Wien 2.232,30 -36,83 -1,6% -27,9% SMI Zürich 9.831,49 -94,54 -1,0% -7,4% DEVISEN zuletzt +/- % Fr, 8:41h Do, 17:22 Uhr % YTD EUR/USD 1,1109 +0,27% 1,1091 1,1056 -1,0% EUR/JPY 119,77 +0,46% 118,93 119,01 -1,8% EUR/CHF 1,0687 +0,07% 1,0690 1,0670 -1,6% EUR/GBP 0,9014 +0,27% 0,8990 0,8972 +6,5% USD/JPY 107,80 +0,17% 107,21 107,63 -0,9% GBP/USD 1,2321 -0,01% 1,2334 1,2324 -7,0% USD/CNH (Offshore) 7,1608 -0,16% 7,1634 7,1571 +2,8% Bitcoin BTC/USD 9.380,51 -0,55% 9.527,76 9.457,26 +30,1% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 33,49 33,71 -0,7% -0,22 -43,1% Brent/ICE 34,88 35,29 -1,2% -0,41 -45,1% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.734,69 1.719,65 +0,9% +15,04 +14,3% Silber (Spot) 17,85 17,50 +2,0% +0,35 -0,0% Platin (Spot) 837,10 838,25 -0,1% -1,15 -13,3% Kupfer-Future 2,41 2,41 -0,2% -0,01 -14,4% ===
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May 29, 2020 12:01 ET (16:01 GMT)
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