In den Bestsellerlisten der Finanzliteratur sind in den letzten Jahren immer wieder speziell an Frauen adressierte Finanzbücher zu finden. Schaut man hinein, entdeckt der männliche Leser wenige Dinge, die nicht auch in einem Buch für Männer stehen könnten. Dennoch erfreuen sich spezielle Frauenbücher wachsender Beliebtheit. Wir haben bei Jessica Schwarzer einmal nachgefragt, warum Frauen beim Thema Finanzen gesondert angesprochen werden wollen und wieso Geldanlage noch immer viel zu selten ein Frauenthema ist. Der Titel Ihres neuen Buches "Damit sie sich keinen Millionär angeln muss…" ist dabei durchaus als Kampfansage an die lange Zeit übliche Versorgerehe zu sehen.
Frau Schwarzer, Ihr neuer Buchtitel ist durchaus provokant, dennoch ist das Buch keine feministische Streitschrift. An wen richtet sich das Buch?
An jede Frau, in jedem Alter. Männer dürfen es aber natürlich auch lesen! Den Buchtitel müssen Sie mit einem Augenzwinkern sehen. Es ist eine Hommage an den herrlichen Film "Wie angelt man sich einen Millionär?" mit der großartigen Marilyn Monroe. Im Film geht die Angelei übrigens schief, das große Glück finden die Mädels trotzdem. Das Frauenbild im Film ist natürlich völlig antiquiert, aber auch heute noch verlassen sich viele Frauen auf ihren Partner, wenn es um Finanzen geht. Das kann gut gehen, das kann aber auch in einem finanziellen Drama enden.
Warum haben Frauen bei Geldthemen so viel Nachholbedarf?
Frauen sind aufgrund ihrer speziellen Erwerbsbiografie stärker von Altersarmut betroffen - Pausen für die Kindererziehung, Teilzeitarbeit, geringere Gehälter, weniger Einzahlungen in die gesetzliche, betriebliche und private Altersvorsorge, das neue Unterhaltsrecht.
Wie schnell können Frauen finanziell unabhängig werden?
Das hängt natürlich sehr stark von ihren finanziellen Möglichkeiten ab. Wie viel kann sie pro Monat zur Seite legen und wichtiger noch: investieren. Bietet der Chef vermögenswirksame Leistungen (unbedingt nachfragen und dann auch "abrufen"!)? Welche betriebliche Altersvorsorge gibt es? Ist Geld für einen Fonds- oder ETF-Sparplan da? Je renditestärker dann investiert wird - und Aktien bieten langfristig bekanntlich die durchschnittlich beste Rendite -, desto schneller können auch Frauen finanziell unabhängig sein. Auf jeden Fall sollten sie sich beim Vermögensaufbau und der Altersvorsorge weder auf den Staat noch auf ihren Partner verlassen!