Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Der Kursaufschwung am deutschen Aktienmarkt hat sich am Dienstag fortgesetzt. Der DAX gewann nach der Ruhepause vom Pfingstmontag 3,7 Prozent auf 12.021 Punkte. Damit schloss er erstmals seit dem 5. März wieder über der 12.000er Marke. Angeheizt wurde die Stimmung von der Hoffnung auf weitere Konjunkturprogramme und geldpolitsche Stützungsmaßnahmen. Daneben sorgte die zunehmende Normalisierung des öffentlichen Lebens in der weiter abebbenden Corona-Pandemie für Kauflaune.
Die Europäische Zentralbank könnte am Donnerstag neue Impulse setzen. Zunächst warteten die Anleger aber vor allem darauf, wie das Konjunkturpaket aus Berlin ausgestaltet wird. Zu hören war zuletzt von einem mutmaßlichen Volumen von 80 bis 100 Milliarden Euro, aber auch davon, dass die Gespräche am Dienstag wohl noch nicht abgeschlossen würden.
In Erwartung, dass auch eine Abwrackprämie Teil der Beschlüsse sein dürfte, schossen die Kurse der Autoaktien nach oben. Daimler stiegen um 7,7 Prozent, VW um 5,7 und BMW um 5,2 Prozent. Bei den Zulieferern zogen Continental und Infineon um jeweils gut 4 Prozent an. Noch stärker aufwärts ging es mit den Branchentiteln in der zweiten und dritten Reihe: Hier gewannen Leoni über 10 Prozent, mit Dürr ging es um knapp 7 und mit Washtec um gut 8 Prozent nach oben.
Auch Aktien der konjunkurabhängigen Bankenbranche und aus dem Öl- und Gassektor konnten sich überdurchschnittlich stark verbessern. Im DAX legten Deutsche Bank um 5,5 Prozent zu und BASF um 6,7 Prozent. BASF ist über die Tochter Wintershall im Öl- und Gasgeschäft tätig, ist aber auch ein Zulieferer der Autoindustrie.
Lufthansa von EU-Einigung beflügelt
Stärkster DAX-Titel waren MTU mit einem Plus von 10,2 Prozent. Im MDAX gewannen Airbus 12,1 Prozent. Lufthansa stiegen um 3,4 Prozent, nachdem der Aufsichtsrat dem angebotenen Stabilisierungspaket zugestimmt und damit auch die angekündigten Zusagen an die EU-Kommission akzeptiert hat. Der Vorstand hatte dem Paket bereits am Freitag zugestimmt. Nun steht noch die Zustimmung der Aktionäre aus.
Allerdings lagen Lufthansa im frühen Geschäft noch stärker im Markt. Die UN-Luftverkehrsorganisation empfiehlt, einen Meter Abstand zwischen den Flugzeugpassagieren zu lassen, was natürlich die Erträge der Fluggesellschaften schmälern würde.
Bayer mit Hoffnung auf Ende des Glyphosat-Streits sehr fest
Bayer gewannen 5,3 Prozent. Die Aktie könnte in den kommenden Tagen verstärkt in den Fokus rücken. Zum einen gibt es im Fall der Klage des Hausmeisters Lee Johnson im Zusammenhang mit dem Unkrautvernichter Glyphosat einen ersten Termin vor dem Berufungsgericht. Zudem gab es in den US-Medien in der Vorwoche Berichte, dass es möglicherweise im Juni einen Vergleich mit den Vertretern der Glyphosat-Kläger geben könnte. Sollte dieser im Bereich der jüngst genannten 10 Milliarden Dollar liegen und zudem zukünftige Fälle beinhalten, dürfte die Aktie von Bayer davon deutlich profitieren.
Im MDAX schossen Aroundtown um 11,4 Prozent nach oben. Das Immobilienunternehmen macht beim kürzlich angekündigten Aktienrückkauf ernst und will bis zum Jahresende bis zu 120 Millionen Aktien zu einem maximalen Volumen von 500 Millionen Euro zurückkaufen. Der Aktienrückkauf kommt anstelle einer Dividendenzahlung, die Aroundtown angesichts der ungewissen wirtschaftlichen Aussichten im Zuge der Coronavirus-Pandemie vor knapp zwei Wochen zunächst abgeblasen hat. Auch Deutsche Euroshop lagen mit einem Plus von 10,2 Prozent sehr fest im Markt.
Umgesetzt wurden im Xetra-Handel bei den DAX-Werten rund 143,1 (Vortag: 170,6) Millionen Aktien im Wert von rund 5,92 (Vortag: 6,95) Milliarden Euro. Es gab 29 Kursgewinner, nur Wirecard schlossen 2,1 Prozent im Minus.
INDEX zuletzt +/- % +/- % YTD DAX 12.021,28 +3,75% -9,27% DAX-Future 11.999,00 +1,20% -8,33% XDAX 11.999,09 +2,66% -8,65% MDAX 26.080,63 +2,70% -7,88% TecDAX 3.211,26 +0,80% +6,51% SDAX 11.750,59 +3,53% -6,08% zuletzt +/- Ticks Bund-Future 171,95 7
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June 02, 2020 11:52 ET (15:52 GMT)
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