Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Bundesfamilienministerin Franziska Giffey (SPD) hat eine nur geringe Präsenz von Frauen in den Vorständen deutscher Unternehmen beklagt und eine schnelle gesetzliche Regelung dazu angemahnt. "Freiwillig tut sich wenig, nur die feste Quote wirkt", erklärte ihr Ministerium in einer Mitteilung zu vom Kabinett beschlossenen aktuellen Berichten zur Entwicklung des Frauenanteils in Führungspositionen.
Demnach ist der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der 105 privatwirtschaftlichen Unternehmen, die unter die seit vier Jahren geltende feste Quote fallen, auf 35,2 Prozent von 32,5 Prozent im Jahr 2017 und 25 Prozent bei Inkrafttreten des Gesetzes 2015 gestiegen. "Das ist beachtlich", betonte Giffey bei einem Pressestatement. Bei Unternehmen, die nicht unter die Quote fallen, sind es hingegen nur 19,9 Prozent.
Der Blick auf die Entwicklung in den Vorständen deutscher Unternehmen sei "ernüchternd", sagte Giffey. Hier seien Frauen nach wie vor stark unterrepräsentiert. Ihr Anteil erhöhte sich demnach seit 2015 lediglich von 6,3 Prozent auf 7,7 Prozent im Geschäftsjahr 2017. 80 Prozent der Unternehmen haben laut dem Bericht keine Frau im Vorstand. Etwa 70 Prozent der Unternehmen, die sich Zielgrößen für den Vorstand setzten, hätten von der Zielgröße null Prozent Gebrauch gemacht.
Giffey forderte deshalb neben einer Ausweitung der Quote für Aufsichtsräte auf alle paritätisch mitbestimmten Unternehmen auch eine Vorgabe für Vorstände. "Mit Freiwilligkeit kommen wir einfach nicht weiter, ohne politischen Druck bewegt sich gar nichts", erklärte die SPD-Politikerin. "Umso wichtiger ist, dass wir endlich die Reform des Gesetzes für mehr Frauen in Führungspositionen angehen. Unsere Vorschläge liegen seit langem auf dem Tisch." Die Entwicklung in den Aufsichtsräten sei eindeutig der Quote zu verdanken. Nun müsse es auch für Vorstände eine Mindestvorgabe geben.
Giffey verwies auf einen entsprechenden Gesetzesvorschlag von ihr und Justizministerin Christine Lambrecht (SPD), der sich bereits in der Ressortabstimmung befinde. Er sieht vor, dass in Vorständen mit mehr als vier Mitgliedern mindestens eine Frau vertreten ist. Jedoch gebe es noch "erheblichen Diskussionsbedarf", nachdem von der Union geführte Ressorts sich mit den Plänen nicht einverstanden erklärt hätten. Ziel bleibe es aber, dass das Gesetz vor Ende der Legislaturperiode in Kraft trete.
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June 10, 2020 07:14 ET (11:14 GMT)
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