
BERLIN (Dow Jones)--DIW-Chef Marcel Fratzscher hat vor zu viel Optimismus bei der Erholung der deutschen Wirtschaft von der Corona-Krise gewarnt. Im Inforadio vom RBB mahnte der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), die wirtschaftliche Wiederbelebung werde kein Selbstläufer und benötige Zeit.
"Ich glaube, wir leben zu sehr von der Hoffnung - von der Hoffnung, jetzt wird alles gut. Jetzt geht es nur noch bergauf. Und wir sind schnell wieder bei dem, was wir vor der Krise hatten. Und davor würde ich warnen", sagte Fratzscher. "Ich befürchte, wir werden eine Welle von Insolvenzen bei Unternehmen sehen, im zweiten Halbjahr, nächstes Jahr."
Deutschland habe noch nicht die Talsohle ist erreicht. "Ja, ich denke, es wird alles gut. Nur, wir brauchen mehr Geduld. Ich glaube, es wird zwei, drei, vier Jahre dauern, bis wir wieder da sind, wo wir vor der Krise waren", sagte Fratzscher.
Er kritisierte, dass in dem Corona-Hilfspaket der Regierung keine Hilfe für den Lebensunterhalt der Solo-Selbständigen, sondern nur für Betriebsausgaben vorgesehen sei. "Es ist ein blinder Fleck, wo die Politik nachbessern muss und überlegen muss, wie können wir den Solo-Selbständigen helfen?", sagte Fratzscher. "Denn es geht ja nicht nur - in Anführungszeichen - darum, dass diese Menschen jetzt nichts mehr zu tun haben und in die Arbeitslosigkeit fallen." Es müsse eine Lösung her für Branchen, die besonders hart betroffen seien, wie etwa Kulturschaffende und Selbständige im Gesundheitssystem.
Kontakt zur Autorin: andrea.thomas@wsj.com
DJG/aat/apo
(END) Dow Jones Newswires
June 10, 2020 09:23 ET (13:23 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.