BERLIN (Dow Jones)--Der CDU-Politiker Friedrich Merz hat sich überzeugt gezeigt, dass er zum Parteivorsitzenden gewählt wird. "Ich bin fest entschlossen, diese Abstimmung zu gewinnen", sagte er der Funke-Mediengruppe. "Und die Umfragen zeigen, dass mir zurzeit mehr Zustimmung entgegengebracht wird als allen meinen Mitbewerbern zusammen."
In der Frage der Kanzlerkandidatur betonte Merz das Mitspracherecht der CSU. "Nach dem Parteitag in Stuttgart werden die beiden Vorsitzenden von CDU und CSU über den Zeitplan und die Person des gemeinsamen Kanzlerkandidaten sprechen", sagte er. "Ich habe immer großen Respekt vor der CSU und ihrer Mitwirkungsmöglichkeit gehabt, und ich werde nichts tun, was die politische Gemeinschaft von CDU und CSU gefährdet."
Merz rechnet auch nach dem Rückzug von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit einem Erfolg der Union bei der Bundestagswahl. "Es wird anspruchsvoll bleiben für die Union, Werte von 35 plus X zu halten. Aber es kann gelingen", sagte er. Zugleich wandte er sich gegen die Vorstellung, Merkel besonders kritisch gegenüberzustehen. Einige ihrer Entscheidungen sehe er bis heute sehr kritisch. Aber ich sehe auch, dass Angela Merkel auch die Eigenschaften mitbringt, die man als Regierungschef in einer Krise haben muss: Nervenstärke, Konzentration, den Blick für das Mögliche."
Der CDU-Vorsitzkandidat kritisierte zudem den möglichen US-Truppenabzug und die Sanktionsdrohung wegen Nord Stream 2. "So ein Umgang mit Verbündeten, der gehört sich einfach nicht", sagte Merz. Falls diese Soldaten auf polnischem Staatsgebiet stationiert würden, wäre das eine so erhebliche Provokation für Russland, dass daraus zusätzliche Unsicherheit entstehen würde.
Fünf Monate vor der Präsidentschaftswahl in den USA rief Merz zu einem Neuanfang in den transatlantischen Beziehungen auf. "Meine Erwartung betrifft vor allem Stil und Form des Umgangs", sagte er. "Ich möchte in Deutschland keinen Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika mehr sehen, der uns öffentlich belehrt, was wir hier zu tun haben. Und ich möchte dort einen Präsidenten treffen, der uns Respekt entgegenbringt und uns als gleichberechtigte Partner akzeptiert."
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June 11, 2020 02:17 ET (06:17 GMT)
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