Von Herbert Rude
FRANKFURT (Dow Jones)--Neue Konjunkturhoffnungen haben Europas Aktienmärkte am Dienstag weiter nach oben getrieben. Der DAX stieg um 3,4 Prozent auf 12.316 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 zog um 3,4 Prozent auf 3.243 Punkte an. Gestützt wurde die Stimmung von einem überraschend starken ZEW-Konjunkturindex, einem rekordverdächtigen Anstieg der US-Einzelhandelsumsätze und weiteren geldpolitischen Lockerungen in den USA und Japan. Positiv aufgenommen wurde auch die Wiederentdeckung europäischer Aktien durch internationale Fondsmanager: "Sie lässt auf weitere Erholungswellen hoffen", sagte ein Händler.
Wie eine neue Umfrage der Bank of America unter Fondsmanagern zeigt, haben diese ihre Untergewichtung in Aktien der Eurozone seit Mai in eine Übergewichtung gedreht. Diese ist bisher zwar noch nicht besonders ausgeprägt. "Wichtig ist aber der Dreh", so der Marktteilnehmer. Sollte sich der Trend fortsetzen, wären die Perspektiven positiv.
Doch auch an den US-Börsen sind die Aussichten laut Marktteilnehmern gut. Die US-Notenbank will ihr kürzlich beschlossenes Programm zum Kauf von US-Unternehmensanleihen ausweiten. Die Nachricht hatte für einen Stimmungsumschwung an der Wall Street im späten Geschäft am Montag gesorgt und die Kurse dort auch am Dienstagnachmittag weiter angetrieben.
US-Notenbank will Unternehmensschulden direkt kaufen
Die US-Notenbank will nun auch Unternehmensanleihen direkt am Markt kaufen. Bisher hatte sie nur Anleihe-Fonds gekauft. Auch bei der Qualität wird sie nicht mehr genau hinschauen, die Anleiheratings dürfen bis hinunter auf BBB- oder Baa3 gehen. Entsprechend nimmt sie damit auch höhere Ausfallwahrscheinlichkeiten in Kauf. "Mit diesem Programm wird die Fed die Finanzierungskosten für die Unternehmen deutlich senken. Und wer niedrigere Kapitalkosten hat, hat am Ende einen höheren Gewinn", so Thomas Altmann von QC Partners.
Konjunkturpaket kommt möglicherweise dazu
Dazu kommt auch die Hoffnung auf das nächste Konjunkturpaket in den USA. Hier sei ein 1 Billion Dollar schweres Infrastrukturprogramm in Arbeit. Und auch die Sorge vor einer zweiten Infektionswelle nimmt ab. Dank Fortschritten bei der Suche nach Therapien und Impfstoffen dürfte man die Länder besser vorbereitet vorfinden.
Zudem wird von Analysten angezweifelt, ob es dann überhaupt noch einmal zu einem Lockdown der Wirtschaft kommt. So hatte Morgan Stanley am Vortag das Kursziel für den S&P-500-Index erhöht; begründet wurde dies unter anderem damit, dass die US-Wirtschaft wegen des politischen Drucks selbst bei einer Zweiten Welle nicht mehr heruntergefahren würde.
Aufschwung extrem marktbreit
"Die Marktbreite ist sensationell gut", sagte ein Marktteilnehmer. In Europa schlossen alle großen Stoxx-Sektorindizes mehr oder weniger stark im Plus, am meisten die Bau-Aktien mit einem Index-Plus von 4,1 Prozent. Und im gesamten Universum von DAX, MDAX und TecDAX gab es mit Zalando nur einen einzigen Verlierer.
Im DAX trieben die Aussichten auf Infrastrukturprogramme Heidelbergcement um 6,9 Prozent nach oben. Bayer profitierten mit einem Plus von 5,5 Prozent von einer Kaufempfehlung der Commerzbank. Adidas und Fresenius Medical Care zogen um 4,2 bzw. 3,6 Prozent an. Schwächster DAX-Wert waren VW mit einem Plus von lediglich 0,2 Prozent. Die Bank of America hat die VW-Aktien auf "Neutral" heruntergestuft.
Im MDAX gewannen Hochtief 5,3 Prozent und Prosieben 5,1 Prozent. Auch Deutsche Pfandbriefbank notierten mit einem Plus von 5,3 Prozent sehr fest.
Zalando fielen um 4,2 Prozent. Hier hat Großaktionär Kinnevik seine Beteiligung auf 21,3 Prozent von 25,8 Prozent reduziert. Nach der Verdoppelung des Kurses sei der Verkaufszeitpunkt gut gewählt, hieß es im Handel.
=== Index Schluss- Entwicklung Entwicklung Entwicklung stand absolut in % seit Jahresbeginn Euro-Stoxx-50 3.242,65 +106,25 +3,4% -13,4% Stoxx-50 3.007,76 +85,02 +2,9% -11,6% Stoxx-600 363,33 +10,24 +2,9% -12,6% XETRA-DAX 12.315,66 +404,31 +3,4% -7,0% FTSE-100 London 6.242,79 +178,09 +2,9% -19,6% CAC-40 Paris 4.952,46 +136,75 +2,8% -17,2% AEX Amsterdam 560,01 +18,09 +3,3% -7,4% ATHEX-20 Athen 1.642,25 +74,24 +4,7% -28,5% BEL-20 Brüssel 3.447,65 +108,31 +3,2% -12,9% BUX Budapest 38.060,73 +719,89 +1,9% -17,4% OMXH-25 Helsinki 4.005,12 +116,24 +3,0% -5,1% ISE NAT. 30 Istanbul 127.986,05 +1350,33 +1,1% -7,8% OMXC-20 Kopenhagen 1.235,58 +14,94 +1,2% +8,8% PSI 20 Lissabon 4.326,77 +105,50 +2,4% -15,0% IBEX-35 Madrid 7.495,30 +236,00 +3,3% -21,5% FTSE-MIB Mailand 19.625,63 +656,34 +3,5% -19,3% RTS Moskau 1.245,42 +23,82 +1,9% -19,6% OBX Oslo 743,39 +19,92 +2,8% -11,9% PX Prag 946,35 +23,15 +2,5% -15,2% OMXS-30 Stockholm 1.671,84 +55,70 +3,4% -5,6% WIG-20 Warschau 1.798,00 +56,53 +3,2% -16,4% ATX Wien 2.350,80 +66,74 +2,9% -27,5% SMI Zürich 10.034,29 +191,73 +1,9% -5,5% DEVISEN zuletzt +/- % Di., 8.13 Uhr Mo, 17:11 Uhr % YTD EUR/USD 1,1257 -0,61% 1,1335 1,1269 +0,4% EUR/JPY 120,84 -0,59% 121,84 121,0534 -0,9% EUR/CHF 1,0688 -0,57% 1,0759 1,07 -1,6% EUR/GBP 0,8947 -0,33% 0,8952 0,8969 +5,7% USD/JPY 107,36 +0,02% 107,48 107,4225 -1,3% GBP/USD 1,2583 -0,28% 1,2663 1,26 -5,1% USD/CNH (Offshore) 7,0834 +0,17% 7,0662 7,0830 +1,7% Bitcoin BTC/USD 9.442,26 +0,11% 9.542,51 9216,7550 +31,0% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 37,34 37,12 +0,6% 0,22 -36,6% Brent/ICE 40,19 39,72 +1,2% 0,47 -36,2% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.725,62 1.725,50 +0,0% +0,12 +13,7% Silber (Spot) 17,41 17,45 -0,2% -0,04 -2,5% Platin (Spot) 828,05 814,50 +1,7% +13,55 -14,2% Kupfer-Future 2,56 2,57 -0,3% -0,01 -9,1% ===
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June 16, 2020 12:09 ET (16:09 GMT)
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