Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Das Institut der deutschen Wirtschaft (IW) erwartet aufgrund der Corona-Wirtschaftskrise einen deutlichen Rückgang von Preisen und Mieten für Büros in deutschen und europäischen Toplagen. Weil die Arbeitnehmer darauf drängen, mehr im Homeoffice zu arbeiten, könnten die Preise dauerhaft niedrig bleiben.
Daten seit Beginn der 1990er-Jahre zeigten, dass die Märkte für gewerbliche Immobilien stark auf konjunkturelle Entwicklungen reagieren, weil die Mieten und Preise oft zwischen großen Vermietern und Unternehmen ausgehandelt würden. "Wir rechnen mit einem gravierenden Abschwung auf dem Büromarkt", sagt IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer.
Besonders stark dürfte der Einbruch in Berlin werden. Hier erwartet das IW für dieses Jahr einen Einbruch der Büromieten um ein Fünftel, die Kaufpreise könnten sogar um 35 Prozent fallen.
Weniger stark dürften die Auswirkungen für Frankfurt werden, wo das IW einen Rückgang der Büromieten von 16 Prozent projiziert.
In Düsseldorf und München werden die Mieten wahrscheinlich um jeweils gut 15 Prozent sinken, so die IW-Berechnungen. In Stuttgart wird mit 9,5 Prozent der in Deutschland niedrigste Rückgang für die Büromieten erwartet, die Kaufpreise könnten um 28 Prozent zurückgehen.
Auch außerhalb Deutschlands sei von erheblichen Preisrückgängen auszugehen. Laut IW-Berechnungen werden die Büromieten in Paris, Wien, Lissabon und Mailand um jeweils circa ein Fünftel sinken. London und andere britische Städte wurden in der Studie nicht berücksichtigt, weil der Brexit die Prognose erschwert habe.
Auf lange Sicht sei wegen des Wunsches nach Homeoffice kein Rückgang zum Preisniveau vor der Corona-Krise zu erwarten.
"Viele drängen darauf, auch künftig vermehrt von zu Hause arbeiten zu dürfen. Weil die Arbeitgeber so Kosten sparen können, werden sie der Forderung mittelfristig auch nachgeben", so das IW. "Dieser Trend dürfte dazu führen, dass die Büromieten und -preise auch dann niedrig bleiben, wenn die Wirtschaft wieder in Schwung kommt."
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June 18, 2020 04:37 ET (08:37 GMT)
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