Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die Nachfrage der Banken im Euroraum nach langfristiger Liquidität der Europäischen Zentralbank (EZB) hat beim vierten langfristigen und zielgerichteten Refinanzierungsgeschäft der dritten Serie (TLTRO3) wie erwartet deutlich angezogen. Nach Mitteilung der EZB nahmen 742 (zuvor: 114) Banken 1.308,43 (114,979) Milliarden Euro für 1.099 Tage auf. Das ist der höchste jemals in einem Repo-Geschäft der EZB erzielte Betrag. Der bisherige Rekordwert war 2012 mit 529 Milliarden erzielt worden.
Beim zweiten TLTRO3 waren 97,72 Milliarden Euro zugeteilt worden und beim ersten 3,4 Milliarden Euro. Analysten hatten wegen der attraktiven Konditionen eine hohe Nachfrage erwartet.
Bei Erreichen bestimmter Kreditvergabeziele erhalten die Institute Liquidität zu einem Zinssatz von 50 Basispunkten unterhalb des Einlagenzinses von derzeit minus 0,50 Prozent. Mit anderen Worten: Sie bekommen günstigstenfalls 1,00 Prozent Zinsen für einen Kredit, den sie selbst aufnehmen - dies allerdings zunächst nur für ein Jahr.
Das Geschäft wird am 24. Juni wertgestellt. Dann werden mehrere ältere Geschäfte in einem Gesamtvolumen von 607 Milliarden Euro fällig: 157 Milliarden kommen aus TLTRO2 und 450 Milliarden aus den vorübergehend begebenen unkonditionierten LTRO. Darüber hinaus könnten die Banken auch jene Repo-Sicherheiten für eine Teilnahme am TLTRO3 genutzt haben, die sie kürzlich bei der vorfristigen Rückzahlung von 214 Milliarden Euro aus noch nicht fälligen TLTRO2 gewonnen hatten. Unter Berücksichtigung all dieser Faktoren, die die Liquidität des Bankensystems für sich genommen um 821 Milliarden Euro mindern, ergibt sich ein Liquiditätsanstieg von 487 Milliarden Euro.
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June 18, 2020 05:41 ET (09:41 GMT)
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