BERLIN (Dow Jones)--Ein Bündnis aus Ökoenergielobby, Gebäudewirtschaft und Umweltverbänden fordert deutlich mehr Anstrengungen bei der Sanierung von Häusern. Die Modernisierung des europäischen Gebäudesektors könne wirtschaftliche Chancen mit dem Klimaschutz verknüpfen, heißt es in einem gemeinsamen Appell des Bundesverbands Erneuerbare Energie (BEE), des Naturschutzbundes Deutschlands und drei weiterer Verbände. "Deshalb muss Deutschland die Renovation Wave zu einer Priorität seiner Präsidentschaft erklären."
Bei der "Renovation Wave" (Sanierungswelle) handelt es sich um eine EU-Initiative im Rahmen des Europäischen Grünen Deals. Europaweit ist der Gebäudesektor laut dem BEE für rund 40 Prozent des Endenergieverbrauchs und für 36 Prozent der Treibhausgasemissionen verantwortlich. Die Bundesregierung müsse die Maßnahmen "beherzt" vorantreiben und es als Schwerpunkt im Präsidentschaftsprogramm benennen, so die Verbände.
Grüne: "Freifahrtschein für Energieverschwendung"
Am späten Nachmittag will der Deutsche Bundestag auch über die Vereinheitlichung des Energieein-parrechts für Gebäude im Zusammenhang mit dem weiteren Ausbau von Solar und Wind abstimmen. Scharfe Kritik an den Plänen im Gebäudesektor kam vorab von den Grünen. "Statt mehr Energie einzusparen und Innovationen anzutreiben, will die Koalition Effizienzstandards aus dem Jahr 2013 mindestens bis 2023 beibehalten", erklärte die energiepolitische Fraktionssprecherin Julia Verlinden. "Damit stellt Schwarz-Rot der Immobilienlobby einen Freifahrtschein für Energieverschwendung aus."
Zufrieden zeigte sich der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA). "Viele der ZIA-Forderungen wurden erfüllt, darunter insbesondere die Aufnahme des Quartiersansatzes und der Grundsatz der Wirtschaftlichkeit", erklärte die Vorsitzende des Ausschusses Energie und Gebäudetechnik, Maria Hill. Zu begrüßen sei zudem die Innovationsklausel, mit der künftig auch der alternative Nachweis der Anforderungen über die Treibhausgasemissionen möglich sei. Auch so könne seitens der Gebäudeeigentümer zielgerichteter auf einen angemessenen Mitteileinsatz und eine hohe CO2-Einsparung reagiert werden.
Stadtwerke begrüßen weiteren Ausbau der Erneuerbaren
Lob kam auch vom Verband kommunaler Unternehmen (VKU). "Was lange währt, wird endlich gut", erklärte VKU-Hauptgeschäftsführer Ingbert Liebing. Der Gesetzentwurf enthalte sowohl die Abschaffung des Solar-Förderdeckels als auch die Länder-Öffnungsklausel bei den Abstandsregelungen: "Damit werden zwei Bremsklötze für den EE-Ausbau entfernt, die in der Vergangenheit für erhebliche Verunsicherung in der Branche gesorgt haben."
Das Gebäudeenergiegesetz selbst räume kommunalen Unternehmen neue Möglichkeiten bei der Wärmewende ein, biete eine vernünftige Regelung zu den sogenannten Primärenergiefaktoren und auch die anlassbezogene, verpflichtende Energieberatung. "Ob der Ansatz, dass eine Energieberatung nur dann obligatorisch ist, wenn auch vor Ort ein kostenfreies Angebot dafür vorhanden ist, der Sache dient, bleibt abzuwarten", erklärte der VKU-Lobbyist. Allerdings müsse "zeitnah" evaluiert werden, "inwieweit die Regelung ausreichend Anreize bietet, die ambitionierten Dekarbonierungsziele der Bundesregierung im Gebäudebereich voranzubringen".
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June 18, 2020 09:22 ET (13:22 GMT)
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