Mit einem deutlichen Plus dürfte die Wall Street in den Freitag starten. Nachdem zu Wochenbeginn noch die Sorgen vor einer zweiten Infektionswelle und möglicherweise weiteren negativen Auswirkungen auf die Konjunktur belastet hatten, wurde dies durch zuletzt mehrheitlich überzeugende US-Konjunkturdaten etwas in den Hintergrund gedrängt. Nun verstärkt sich wieder die Hoffnung auf eine rasche konjunkturelle Erholung. Zum Wochenausklang ist die Agenda der Konjunkturdaten allerdings übersichtlich. Es wird lediglich die US-Leistungsbilanz für das erste Quartal veröffentlicht.
Der Future auf den S&P-500 gewinnt aktuell 0,9 Prozent. Der Dow-Jones-Index könnte damit die vierte der vergangenen fünf Handelswochen mit einem Aufschlag beenden. Stützend wirken auch weiterhin die massiven geldpolitischen Stimulierungsmaßnahmen der Notenbanken.
"Die Panik, die wir im März gesehen haben, scheint sich verflüchtigt zu haben, so dass es sich eher um einen normalen Markt handelt, auch wenn er anfällig ist", sagt Jonas Golterman, Senior Markets Economist bei Capital Economics. "Der tief verwurzelte Reflex, den wir in den letzten zehn Jahren hatten, ist, dass wir die Baisse kaufen müssen, und das klappt meistens".
"Im Moment scheint man sich nur auf die Stärke des Aufschwungs zu konzentrieren, die angesichts der Stärke des Lockdowns zu erwarten ist", ergänzt Lyn Graham-Taylor, Anleihenstratege bei der Rabobank. Bis zum Sommer dürften die Konjunkturdaten überzeugen, da sie von einer niedrigen Basis ausgingen und es werde Zeit brauchen, um herauszufinden, wie tief die wirtschaftlichen Narben wirklich seien, sagt der Teilnehmer weiter.
Mit Sorge wird allerdings auf die weiteren Entwicklungen zwischen den USA und China geschaut. US-Präsident Donald Trump hat China mit einem Abbruch aller wirtschaftlichen Beziehungen gedroht. Eine "vollständige Entkoppelung" von China sei unter gewissen Umständen eine "Politik-Option", schrieb Trump am Donnerstag im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er widersprach damit seinem Handelsbeauftragten Robert Lighthizer. Dieser hatte am Mittwoch bei einer Kongressanhörung gesagt, China halte sich an die Vorgaben eines im Januar besiegelten Teilhandelsabkommens zwischen beiden Ländern.
Unternehmensnachrichten sind dagegen erneut dünn gesät. Die Aktien von Steel Dynamics verbessern sich vorbörslich um 2,0 Prozent. Der Stahlhersteller hatte seine Gewinnerwartung für das zweite Quartal angehoben auf 40 bis 44 Cent je Aktie, wohingegen die Konsensschätzung zuletzt bei 27 Cent lag. Die Aktie des Konkurrenten Nucor, der nach früheren Angaben ebenfalls besser als gedacht durch die Krise zu kommen scheint, hatte im nachbörslichen Handel ebenfalls zugelegt.
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June 19, 2020 06:31 ET (10:31 GMT)
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