NEW YORK (Dow Jones)--Mit einem kräftigen Plus ist die Wall Street in den Freitag gestartet. Nachdem zu Wochenbeginn noch die Sorgen vor einer zweiten Infektionswelle und möglicherweise weiteren negativen Auswirkungen auf die Konjunktur belastet hatten, wurde dies durch zuletzt mehrheitlich überzeugende US-Konjunkturdaten etwas in den Hintergrund gedrängt. Nun verstärkt sich wieder die Hoffnung auf eine rasche wirtschaftliche Erholung.
Die Agenda der Konjunkturdaten ist übersichtlich. Das Defizit in der US-Leistungsbilanz hat sich im ersten Quartal 2020 kaum verändert. Nach vorläufigen Berechnungen betrug das Minus 104,2 Milliarden US-Dollar. Volkswirte hatten mit einem Passivsaldo von 103,0 Milliarden Dollar gerechnet.
Der Dow-Jones-Index gewinnt kurz nach der Eröffnung 1,2 Prozent auf 26.401 Punkte. Für den S&P-500 geht es um 1,1 Prozent nach oben und der Nasdaq-Composite steigt um 1,0 Prozent. Der Dow-Jones-Index könnte damit die vierte der vergangenen fünf Handelswochen mit einem Aufschlag beenden. Stützend wirken auch weiterhin die massiven geldpolitischen Stimulierungsmaßnahmen der Notenbanken.
Zwischen Hoffnung auf Konjunkturerholung und Sorgen um USA/China
"Die Panik, die wir im März gesehen haben, scheint sich verflüchtigt zu haben, so dass es sich eher um einen normalen Markt handelt, auch wenn er anfällig ist", sagt Jonas Golterman, Senior Markets Economist bei Capital Economics. "Der tief verwurzelte Reflex, den wir in den letzten zehn Jahren hatten, ist, dass wir die Baisse kaufen müssen, und das klappt meistens".
"Im Moment scheint man sich nur auf die Stärke des Aufschwungs zu konzentrieren, die angesichts der Stärke des Lockdowns zu erwarten ist", ergänzt Lyn Graham-Taylor, Anleihestratege bei der Rabobank. Bis zum Sommer dürften die Konjunkturdaten überzeugen, da sie von einer niedrigen Basis ausgingen, und es werde Zeit brauchen wird, um herauszufinden, wie tief die wirtschaftlichen Narben wirklich seien, sagt der Teilnehmer weiter.
Mit Sorge wird allerdings auf die weiteren Entwicklungen zwischen den USA und China geschaut. US-Präsident Donald Trump hat China mit einem Abbruch aller wirtschaftlichen Beziehungen gedroht. Eine "vollständige Entkoppelung" von China sei unter gewissen Umständen eine "Politik-Option", schrieb Trump im Kurzbotschaftendienst Twitter. Er widersprach damit seinem Handelsbeauftragten Robert Lighthizer. Dieser hatte am Mittwoch bei einer Kongressanhörung gesagt, China halte sich an die Vorgaben eines im Januar besiegelten Teilhandelsabkommens zwischen beiden Ländern.
Ölpreise steigen weiter
Die Ölpreise setzen ihre Aufwärtstendenz fort. Hier stützt weiterhin, dass die Gruppe Opec+ für Mai eine Umsetzquote von 87 Prozent an den vereinbarten Förderkürzungen ermittelt hat. Zudem hätten sich der Irak und Kasachstan, die im Vormonat mehr als vereinbart produziert hatten, zu einem Ausgleich bereit erklärt. "Die Nachfrage-Aussichten entwickeln sich zudem weiter positiv", merkt Edward Moya von Oanda an. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI steigt um 3,2 Prozent auf 40,10 Dollar, für Brent geht es um 2,6 Prozent auf 42,59 Dollar nach oben.
Das Pfund bleibt unter Druck und liegt mit knapp 1,24 Dollar am Tagestief vom Donnerstag. Am Vortag hatten die Aussagen der Bank of England (BoE) die Devise zunächst kurz beflügelt mit einem Anstieg auf knapp 1,2550 Dollar, ehe es abwärts ging. Eigentlich könne man der Entscheidung durchaus positive Aspekte abringen, sagt Devisen-Experte Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank. Das Volumen der quantitativen Lockerung sei nicht mehr als unbedingt nötig ausgeweitet worden und von Negativzinsen sei weiterhin nicht die Rede. Eine relativ wenig aggressive BoE bedeute aber auch, dass die Abfederung realwirtschaftlichen Ungemachs durch die Geldpolitik in Großbritannien nicht so stark wirke, wie vielleicht der eine oder andere gehofft haben könne. Für das Ungemach, das potenziell noch drohe, wie den Brexit, sei das keine gute Nachricht.
Die "sicheren Häfen" Gold und Anleihen zeigen sich erneut mit einer uneinheitlichen Tendenz. Während der Preis für die Feinunze um 0,6 Prozent auf 1.733 Dollar zulegt, zeigen sich die Anleihe-Notierungen mit Abgaben. Die Rendite zehnjähriger Papiere legt um 1,7 Basispunkte auf 0,72 Prozent zu.
Steel Dynamics setzt Gewinnprognose hoch
Unternehmensnachrichten sind dagegen erneut dünn gesät. Die Aktien von Steel Dynamics verbessern sich um 3,3 Prozent. Der Stahlhersteller hatte seine Gewinnerwartung für das zweite Quartal angehoben auf 40 bis 44 Cent je Aktie, wohingegen die Konsensschätzung zuletzt bei 27 Cent lag. Die Aktie des Konkurrenten Nucor, der nach früheren Angaben ebenfalls besser als gedacht durch die Krise zu kommen scheint, legt um 1,5 Prozent zu.
=== INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 26.400,67 1,23 320,57 -7,49 S&P-500 3.150,95 1,14 35,61 -2,47 Nasdaq-Comp. 10.043,37 1,01 100,32 11,93 Nasdaq-100 10.108,47 0,96 96,42 15,75 US-Anleihen Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 0,20 0,4 0,19 -100,5 5 Jahre 0,34 1,0 0,33 -158,3 7 Jahre 0,55 1,2 0,54 -169,8 10 Jahre 0,72 1,7 0,71 -172,0 30 Jahre 1,50 2,0 1,48 -156,4 DEVISEN zuletzt +/- % Fr., 8.21 Uhr Do, 17:15 Uhr % YTD EUR/USD 1,1229 +0,22% 1,1209 1,1229 +0,1% EUR/JPY 120,02 +0,15% 119,85 119,87 -1,6% EUR/CHF 1,0664 +0,05% 1,0656 1,07 -1,8% EUR/GBP 0,9069 +0,53% 0,9012 0,9035 +7,2% USD/JPY 106,88 -0,08% 106,92 106,74 -1,7% GBP/USD 1,2383 -0,30% 1,2438 1,24 -6,6% USD/CNH (Offshore) 7,0680 -0,21% 7,0784 7,0771 +1,5% Bitcoin BTC/USD 9.380,76 +0,19% 9.309,01 9426,26 +30,1% ROHÖL zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 40,10 38,84 +3,2% 1,26 -31,9% Brent/ICE 42,59 41,51 +2,6% 1,08 -32,4% METALLE zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.733,24 1.723,00 +0,6% +10,24 +14,2% Silber (Spot) 17,59 17,50 +0,5% +0,09 -1,5% Platin (Spot) 818,75 808,20 +1,3% +10,55 -15,2% Kupfer-Future 2,65 2,59 +2,2% +0,06 -6,0% ===
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June 19, 2020 09:45 ET (13:45 GMT)
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