FRANKFURT (Dow Jones)--Die Fondsgesellschaft DWS macht Ernst und geht rechtlich gegen den Zahlungsdienstleister Wirecard und dessen Ex-Chef vor. "DWS wird Wirecard und Markus Braun persönlich verklagen", sagte ein DWS-Sprecher dem Handelsblatt. Was für eine Klage genau die Fondsgesellschaft einreichen will, wollte der Sprecher nicht konkretisieren. Es dürfte aber vor allem um Schadenersatz gehen, schreibt die Zeitung. Am Vortag hatte die DWS nach einem beispiellosen Einbruch des Aktienkurses um knapp 62 Prozent mitgeteilt, dass sie rechtliche Schritte prüfen werde.
Die Wirtschaftsprüfer von Ernst & Young hatten Wirecard am Donnerstag das Testat für den Jahresabschluss 2019 verweigert, weil Belege für Treuhandgelder in Höhe von 1,9 Milliarden Euro fehlten. Die Prüfer sahen Hinweise auf Bilanztäuschung. Hinzu kam am Freitag, dass die beiden philippinischen Banken mitteilten, nichts von dem fraglichen Geld zu wissen. Belege bezeichneten sie als gefälscht. Daraufhin war Vorstandschef Markus Braun nicht mehr zu halten, er trat im Einvernehmen mit dem Aufsichtsrat mit sofortiger Wirkung zurück. Die Aktie setzte ihren Kursrutsch am Freitag fort und verlor 35,3 Prozent auf 25,82 Euro.
In Kreisen der Fondsgesellschaft war laut Handelsblatt von einem "beispiellosen Organversagen von Vorstand und Aufsichtsrat Wirecards" die Rede. Die DWS war laut der Zeitung eine Zeitlang überproportional stark in Wirecard-Aktien investiert, hatte aber im Februar damit begonnen, ihre Bestände zu reduzieren. Ab Mitte Mai habe es keine Übergewichtung von Wirecard-Aktien gegeben, hieß es laut der Zeitung in Finanzkreisen. Bis Donnerstagabend habe die DWS Wirecard aus allen aktiv gemanagten Fonds entfernt.
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June 19, 2020 11:46 ET (15:46 GMT)
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