DJ MORNING BRIEFING - USA/Asien
Der Markt-Überblick am Morgen, zusammengestellt von Dow Jones Newswires:
TAGESTHEMA
China plant die Einrichtung einer "nationalen Sicherheitsbehörde" in Hongkong. Diese solle die Einhaltung des geplanten neuen Sicherheitsgesetzes für die Sonderverwaltungszone überwachen, meldete die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua am Samstag nach einer Sitzung des Ständigen Ausschusses des Nationalen Volkskongresses. Der Nationale Volkskongress hatte Ende Mai grünes Licht für die Ausarbeitung des Sicherheitsgesetzes gegeben. Dieses soll laut Xinhua "bald abgeschlossen" sein. Das Gesetz werde "Abspaltung, Untergrabung der Staatsgewalt, Terrorismus und Zusammenarbeit mit feindlichen Mächten" unter Strafe stellen, berichtete die staatliche Nachrichtenagentur. Es werde sämtliche bestehenden Hongkonger Gesetze ersetzen, die mit dem Sicherheitsgesetz in Konflikt stehen könnten. Das Vorhaben hat bereits Massenproteste in Hongkong sowie internationale Kritik ausgelöst. Nach Ansicht von Kritikern wird das neue Sicherheitsgesetz die Bürgerrechte in der chinesischen Sonderverwaltungszone drastisch beschneiden. Der ehemaligen britischen Kronkolonie waren bei ihrer Übergabe an China 1997 unter dem Grundsatz "Ein Land, zwei Systeme" für 50 Jahre Sonderrechte wie Meinungs- und Versammlungsfreiheit gewährt worden.
AUSBLICK KONJUNKTUR
- US 14:30 Chicago Fed National Activity Index (CFNAI) Mai 16:00 Verkauf bestehender Häuser Mai PROGNOSE: -4,2% gg Vm zuvor: -17,8% gg Vm
ÜBERSICHT INDIZES
Stand +/- % S&P-500-Indikation 3.086,25 +0,55% Nasdaq-100-Indikation 9.988,50 +0,39% Nikkei-225 22.494,79 +0,07% Hang-Seng-Index 24.515,72 -0,52% Kospi 2.133,30 -0,37% Shanghai-Composite 2.976,11 +0,29% S&P/ASX 200 5.953,00 +0,18%
FINANZMÄRKTE
OSTASIEN (VERLAUF)
Gut behauptet - In Hongkong geben die Kurse jedoch etwas nach. Hier drückt die politische Entwicklung, denn Peking treibt sein "Sicherheitsgesetz" für die Sonderverwaltungszone voran und plant die Einrichtung einer "nationalen Sicherheitsbehörde" in Hongkong. Die Anleger zeigen sich angesichts von Sorgen über eine zweite Corona-Infektionswelle insgesamt zurückhaltend. Die Börse in Sydney wird gestützt von den schwer gewichteten Bankenwerten. Die Analysten von Morgans erwarten, dass die australischen Großbanken trotz des gedämpften Kreditwachstums im Inland Marktanteile bei der Kreditvergabe zurückgewinnen werden. Für ANZ geht es um 1,9 Prozent aufwärts, nachdem die Analysten ihr Kursziel erhöht und ihre Aktien-Empfehlung auf "Add" angehoben haben. Westpac und NAB gewinnen 0,8 bzw. 1,0 Prozent. Auch hier wurden die Kursziele angehoben. Evolution Mining rücken um 2,7 Prozent vor. Der Minienbetreiber hat aufgrund von Rückschlägen in einer Goldmine seine Produktionsprognose gesenkt und muss Abschreibungen vornehmen. Die Analysten von Macquarie rechnen nun mit einem möglichen Verkauf der Mine.
US-NACHBÖRSE
Der Aktienkurs von Fedex ist auf Nasdaq.com um 0,8 Prozent auf 136,60 US-Dollar gefallen. Der US-Logistikkonzern hatte mitgeteilt, dass es eine 370 Millionen Dollar schwere Goodwill-Abschreibung vornimmt, davon 348 Millionen Dollar im vierten Quartal bei der Tochter Fedex Office and Print Services aufgrund rückläufiger Einnahmen und vorrübergehender Ladenschließungen. Hinzu kämen Abschreibungen bei Fedex Supply Chain Distribution System. Die Aktie von Insurance Acquisition profitierte von Berichten über eine mögliche Übernahme des Online-Gebrauchtwagenhändlers Shift Technologies. Bloomberg hatte berichtet, dass eine Transaktion, die das Unternehmen mit mehr als 500 Millionen Dollar bewertet, innerhalb eines Monats angekündigt werden könnte. Die Aktie legte 4,2 Prozent zu auf 12,80 Dollar. Evoke Pharma sprangen um 74 Prozent nach oben auf 4,10 Dollar, nachdem das Unternehmen mitgeteilt hatte, dass die US-Gesundheitsbehörde FDA eine neue Anwendung für das Nasenspray Gimoti genehmigt hat. Das Spray könne zur Linderung der Symptome bei diabetischer Gastroparese eingesetzt werden.
WALL STREET
INDEX zuletzt +/- % absolut +/- % YTD DJIA 25.871,46 -0,80 -208,64 -9,35 S&P-500 3.097,92 -0,56 -17,42 -4,11 Nasdaq-Comp. 9.946,12 0,03 3,07 10,85 Nasdaq-100 10.008,64 -0,03 -3,41 14,61 Vortag Umsatz NYSE (Aktien) 3,52 Mrd 1,01 Mrd Gewinner 1.027 1.299 Verlierer 1.930 1.661 Unverändert 86 84
****** Daten aus Finaler Marktübersicht nehmen *********
Leichter - Angst vor einer zweiten Corona-Pandemiewelle belastete. Nachdem die Zahl der Neuinfektionen in einigen US-Bundesstaaten Rekordstände erreicht hatte, ohne dass die Behörden deshalb die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie wieder verschärft hätten, setzte Apple ein Zeichen und schloss einige Filialen in besonders betroffenen Regionen. Dazu passend warnte die Weltgesundheitsorganisation, dass die Pandemie ein neues und gefährliches Stadium erreicht habe. Die Apple-Aktie sank um 0,6 Prozent, hatte aber im frühen Handel ein Rekordhoch erreicht. Auch die Verschlechterung der Beziehungen zwischen den USA und China veranlasste die Anleger zum Rückzug. Gesucht waren Pharmawerte. Der Sektor führte den Markt mit einem Plus von 0,9 Prozent an. Größter Kursgewinner im Dow war die Aktien der Apothekenkette Walgreens Boots Alliance, die um 5,1 Prozent vorrückte. Steel Dynamics verbesserten sich um 1,5 Prozent. Der Stahlhersteller hatte seine Gewinnerwartung für das zweite Quartal angehoben und damit die Konsensschätzungen übertroffen.
US-ANLEIHEN
Laufzeit Rendite Bp zu VT Rendite VT +/-Bp YTD 2 Jahre 0,17 -2,8 0,19 -103,7 5 Jahre 0,31 -1,9 0,33 -161,2 7 Jahre 0,52 -2,1 0,54 -173,0 10 Jahre 0,70 -1,2 0,71 -174,9 30 Jahre 1,46 -2,4 1,48 -160,7
Die Verluste an der Wall Street ließen Anleger zu Staatsanleihen greifen. Steigende Notierungen drückten die Zehnjahresrendite um 1,2 Basispunkte auf 0,70 Prozent.
DEVISEN
zuletzt +/- % 00:00 Fr, 9:32 % YTD EUR/USD 1,1203 +0,1% 1,1187 1,1213 -0,1% EUR/JPY 119,75 +0,2% 119,47 119,92 -1,8% EUR/GBP 0,9036 -0,2% 0,9053 0,9015 +6,8% GBP/USD 1,2398 +0,3% 1,2356 1,2440 -6,5% USD/JPY 106,89 +0,1% 106,79 106,94 -1,7% USD/KRW 1211,99 -0,0% 1211,99 1208,93 +4,9% USD/CNY 7,0723 -0,2% 7,0723 7,0781 +1,6% USD/CNH 7,0710 -0,1% 7,0796 7,0749 +1,5% USD/HKD 7,7504 +0,0% 7,7503 7,7504 -0,5% AUD/USD 0,6872 +0,8% 0,6818 0,6865 -1,9% NZD/USD 0,6434 +0,6% 0,6393 0,6424 -4,4% Bitcoin BTC/USD 9.415,26 +1,0% 9.325,65 9.265,51 +30,6%
Der Euro fiel unter die Marke von 1,12 Dollar und notierte im späten US-Handel bei rund 1,1190 Dollar. Beobachter verwiesen auf die Unsicherheit um das geplante Corona-Hilfspaket der EU. Eine Videokonferenz der EU-Staats- und Regierungschefs hatte noch keinen Durchbruch gebracht. Das Pfund blieb unter Druck und rutschte auf rund 1,2350 Dollar. Am Vortag hatten die Aussagen der Bank of England (BoE) die Devise zunächst kurz beflügelt mit einem Anstieg auf knapp 1,2550 Dollar, ehe es abwärts ging. Die Maßnahmen der BoE reichten möglicherweise nicht aus, um die Folgen der Corona-Pandemie und die Gefahr eines No-Deal-Brexit zu kompensieren, meinte Analyst Ricardo Evangelista von Activtrades.
++++ ROHSTOFFE +++++
ÖL
zuletzt VT-Settl. +/- % +/- USD % YTD WTI/Nymex 39,70 39,75 -0,1% -0,05 -32,6% Brent/ICE 42,05 42,19 -0,3% -0,14 -33,2%
Die Ölpreise setzten ihre Aufwärtstendenz fort. Hier stützte weiterhin, dass die Opec+ für Mai eine Einhaltungsquote der beschlossenen Förderkürzungen von 87 Prozent ermittelt hat. Zudem wollen Irak und Kasachstan , die mehr als vereinbart produziert hatten, für einen Ausgleich sorgen. Auch in den USA wird weniger Öl gefördert: Die Zahl der "aktiven" Förderstellen sank in der zurückliegenden Woche erneut und liegt nun auf dem niedrigsten Stand seit elf Jahren. "Die Nachfrage-Aussichten entwickeln sich zudem weiter positiv", merkte Edward Moya von Oanda an. Der Preis für ein Barrel der US-Sorte WTI stieg um 2,3 Prozent auf 39,75 Dollar, für Brent ging es um 1,6 Prozent auf 42,19 Dollar nach oben.
METALLE
zuletzt Vortag +/- % +/- USD % YTD Gold (Spot) 1.753,73 1.744,15 +0,5% +9,59 +15,6% Silber (Spot) 17,91 17,60 +1,8% +0,31 +0,4% Platin (Spot) 821,80 817,55 +0,5% +4,25 -14,8% Kupfer-Future 2,62 2,61 +0,5% +0,01 -6,8%
Der Goldpreis stieg um 1,1 Prozent auf 1.742 Dollar. Die Analysten von Goldman sehen die Feinunze in den kommenden zwölf Monaten nunmehr auf 2.000 (bisherige Prognose: 1.800) Dollar steigen, gestützt von den niedrigen Zinsen und der Angst vor einer Währungsabwertung.
MELDUNGEN SEIT VORTAG, 20.00 UHR
CORONA-PANDEMIE
- CHINA
(MORE TO FOLLOW) Dow Jones Newswires
June 22, 2020 01:33 ET (05:33 GMT)
Im Kampf gegen einen neuen Corona-Infektionsherd in Peking haben die chinesischen Behörden die Schließung einer Pepsi-Fabrik und ein Importverbot für Produkte eines großen US-Geflügelproduzenten angeordnet. Nach Corona-Fällen in einem Betrieb des Lebensmittelkonzerns Tyson Foods in den USA stoppt China vorübergehend die Einfuhr von tiefgekühltem Hähnchenfleisch der Firma, wie die chinesische Zollbehörde am Sonntag mittelte. Bereits importiertes Hähnchenfleisch von Tyson Foods wird beschlagnahmt. Der US-Getränke- und Lebensmittelkonzern PepsiCo wurde nach Angaben einer Unternehmenssprecherin aufgefordert, einen Produktionsstandort in Peking zu schließen. Zuvor waren dort mehrere Angestellte positiv auf das neuartige Coronavirus getestet worden. Nach zwei Monaten ohne Ansteckungen waren vergangene Woche in Peking erneut Coronavirus-Infektionen festgestellt worden. Am Sonntag gaben die Behörden in der chinesischen Hauptstadt 22 Neuansteckungen bekannt. Die Gesamtzahl der Neuinfektionen in Peking stieg damit auf mehr als 220.
- BRASILIEN
In Brasilien hat die Zahl der verzeichneten Todesopfer durch die Corona-Pandemie die Marke von 50.000 überschritten. Am Sonntag wurden weitere 641 Todesfälle binnen 24 Stunden registriert, womit die Gesamtzahl auf 50.617 stieg, wie das Gesundheitsministerium in Brasília mitteilte. Die offizielle Zahl der Infektionen im größten und bevölkerungsreichsten lateinamerikanischen Land lag bei 1,085 Millionen.
- MEXIKO
In Mexiko sind nach offiziellen Angaben bislang mehr als 20.000 Menschen an den Folgen von Covid-19 gestorben. Die Behörden meldeten am Freitag zudem mehr als 5.000 Neuinfektionen innerhalb eines Tages. Mexiko meldete binnen 24 Stunden 647 weitere Todesfälle. Damit erhöhte sich die Gesamtzahl der Todesopfer auf 20.394, wie der Chef-Epidemiologe José Luis Alomia mitteilte. Insgesamt hätten sich mehr als 170.000 Menschen in dem Land mit dem neuartigen Coronavirus angesteckt.
- WHO
Die Weltgesundheitsorganisation WHO sieht die Welt angesichts steigender Infektionszahlen und sinkender Akzeptanz für Ausgangssperren und Kontaktbeschränkungen in einer "neuen und gefährlichen Phase" der Corona-Pandemie. WHO-Chef Tedros Adhanom Ghebreyesus rief Staaten und deren Bürger angesichts neuer Rekord-Ansteckungszahlen am Freitag auf, äußerst wachsam zu bleiben. Angesichts steigender Infektionszahlen in einigen italienischen Regionen sprachen die Behörden in Rom derweil von "Warnsignalen".
ABRÜSTUNGSGESPRÄCHE USA / RUSSLAND
In Wien beginnen am Montag die Verhandlungen zwischen Russland und den USA über eine Fortsetzung des atomaren Abrüstungsabkommens "New Start". Der Vertrag läuft im Februar kommenden Jahres aus; ob sich die Unterhändler Moskaus und Washingtons auf ein Folgeabkommen einigen können, ist offen. Der "New Start"-Vertrag zur Begrenzung strategischer Atomwaffen ist das letzte große nukleare Abrüstungsabkommen zwischen den beiden Atommächten.
WAHLKAMPF USA
Wüste Attacken auf seinen Rivalen Joe Biden, auf Medien und Demonstranten - und weniger Anhänger als erwartet: Nach dreieinhalbmonatiger Unterbrechung wegen der Coronavirus-Pandemie hat US-Präsident Donald Trump mit einer ersten Großveranstaltung den Wahlkampf wieder aufgenommen. Der Republikaner trat am Samstagabend in Tusla im Bundesstaat Oklahoma vor tausenden Anhängern auf, voll war die Veranstaltungshalle aber nicht: Viele Sitze im für 20.000 Teilnehmer ausgelegten BOK Center blieben leer. Ein geplanter Auftritt Trumps vor der Arena, wo sich jene Anhänger versammeln sollten, die in der Halle keinen Platz mehr finden, wurde abgesagt. Der Platz, auf dem eine Großleinwand und eine Bühne aufgebaut waren, war so gut wie leer.
INNENPOLITIK USA
Drei Monate nach den tödlichen Polizeischüssen auf die Afroamerikanerin Breonna Taylor in ihrer eigenen Wohnung wird einer der beteiligten Beamten entlassen. Der Bürgermeister der Stadt Louisville im US-Bundesstaat Kentucky, Greg Fischer, erklärte am Freitag, die Prozedur zur Entlassung des Polizisten Brett Hankison sei eingeleitet worden. Näheres könne er wegen gesetzlicher Vorschriften nicht mitteilen.
FIAT CHRYSLER
Der Autokonzern Fiat Chrysler hat laut einem Medienbericht den Bedingungen für einen milliardenschweren italienischen Staatskredit zur Abfederung der Auswirkungen der Corona-Krise zugestimmt. Wie die Zeitung "Il Sole 24 Ore" am Sonntag berichtete, sagte Fiat Chrysler unter anderem zu, im Gegenzug für die Hilfen bis 2023 keine Arbeitsplätze abzubauen. Bei Verstößen gegen die Auflagen droht dem Unternehmen laut der Zeitung eine Millionenstrafe.
WIRECARD
Dem angeschlagenen deutschen Zahlungsabwickler Wirecard droht aus den Vereinigten Staaten weiter juristisches Ungemach. Nachdem in Asien Konzernguthaben von 1,9 Milliarden Euro nicht mehr auffindbar sind und sich die Zeichen für einen großen Betrug verdichten, starten US-Kanzleien erneut Aufrufe, um von Kursverlusten betroffene Anleger als Mandanten für Sammelklagen wegen angeblicher Verstöße gegen Wertpapiergesetze zusammenzutrommeln.
Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com
DJG/cln/err
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June 22, 2020 01:33 ET (05:33 GMT)
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