BERLIN (Dow Jones)--Das Deutsche Aktieninstitut hat bei den Vorgängen um den Finanzdienstleister Wirecard AG auch auf die Verantwortung der Anleger verwiesen und vor schärferer Regulierung gewarnt. Gerüchte und Tatbestände seien "früh schon diskutiert worden, so dass die Öffentlichkeit und auch die Anleger die Chance hatten, sich intensiv mit dem Unternehmen auseinanderzusetzen", sagte Institutsleiterin Christine Bortenlänger im Deutschlandfunk. Sie hätten damit auch das Risiko erwägen können, um "zu überlegen, ob man dort investiert oder nicht".
Bortenlänger warnte davor, wegen des Falles die Regulierung nun noch einmal deutlich zu erhöhen. "Insgesamt gelten für börsennotierte Unternehmen sehr, sehr viele Transparenzpflichten." Von schärferer Regulierung seien aber alle Unternehmen betroffen, und insbesondere für junge Unternehmen mit interessanten Geschäftsmodellen bedeute dies oftmals einen "Riesenaufwand", so die Leiterin des Aktieninstituts. "Damit muss man schon sehen, dass von Überregulierung auch ein Schaden insgesamt für die Gesellschaft entstehen kann, weil damit vielleicht Arbeitsplätze gar nicht entstehen können."
Bortenlänger sieht den Fall der Wirecard AG dennoch als bislang einzigartig an. "In der Bilanz eines DAX-Konzerns hat es so was noch nicht gegeben." Fragen müsse man nun auch dem Wirtschaftsprüfer, der Aufsicht, dem Aufsichtsrat und dem Vorstand stellen. Es sei noch keinem Rechtssystem auf der Welt gelungen, Betrug oder Fehlverhalten gänzlich auszuschließen. "Insofern wird es wohl leider auch so sein, dass wir auch in der Zukunft mit schwerem Betrug oder ähnlichen Fällen rechnen müssen."
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June 23, 2020 06:23 ET (10:23 GMT)
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