DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Teurer Befreiungsschlag: Bayer hat sich laut einem Pressebericht auf eine Beilegung zehntausender US-Klagen um Krebsrisiken glyphosathaltiger Unkrautvernichter geeinigt. Eine Einigung für eine Gesamtsumme von 8 bis 10 Milliarden US-Dollar (7,1-8,9 Mrd Euro) sei unterschriftsreif und müsse nur noch durch den Aufsichtsrat des Dax-Konzerns, schreibt das "Handelsblatt" am Dienstag unter Berufung auf Kreise von Verhandlungspartnern und des Unternehmens. Ein Konzensprecher wollte den Bericht auf Nachfrage nicht kommentieren. Bayer-Aktien schnellten indes als einer der Favoriten im deutschen Leitindex um 5,51 Prozent auf 72,43 Euro nach oben.
Die Freude der Aktionäre scheint verständlich. Der Glyphosat-Streit lastet seit fast zwei Jahren auf dem Kurs. Ab August 2018 musste Bayer insgesamt drei Glyphosat-Prozessschlappen hinnehmen mit Millionenforderungen für Schadenersatz der krebskranken Kläger. Der Kurs brach ein. Er erholte sich erst wieder schrittweise, nachdem sich ein Vergleich zumindest vage abgezeichnet hatte. Aktuell kosten die Papiere aber immer noch mehr als ein Fünftel weniger als vor dem ersten Urteil vor knapp zwei Jahren.
Die nun vom "Handelsblatt" genannte Vergleichssumme wäre am unteren Ende sogar niedriger als Analysten zuletzt geschätzt hatten. Wichtig ist zudem, dass laut der Zeitung zwei Milliarden Dollar davon als Rücklage gelten, mit der Bayer die Ansprüche künftiger Kläger begleichen könne. Das wäre insofern wichtig, da mit solch einem Schritt die Risiken wohl weg wären.
Das Bayer-Management hatte denn auch in den letzten Monaten immer wieder betont, zu einer außergerichtlichen Lösung bereit zu sein, wenn diese finanziell angemessen und ein finaler Abschluss der Glyphosat-Streitigkeiten sei. Heißt: Das Thema sollte ein für alle Mal vom Tisch, schließlich könnten auch noch in Jahren Krebspatienten eine frühere Glyphosat-Verwendung für ihr Leiden verantwortlich machen.
Finanziell ist Bayer gerüstet für einen Vergleich. Allein der Verkauf der Tiermedizin soll Bayer 7,6 Milliarden Dollar einbringen - den Großteil davon in bar, einen kleineren Teil in Aktien des Käufers Elanco.
Der Agrarchemie- und Pharmakonzern hatte sich 2018 mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto immense Rechtsrisiken im Zusammenhang mit Glyphosat ins Haus geholt und sah sich zuletzt mit mehr als 50 000 Klagen konfrontiert. Denn: nach den Prozessniederlagen von Bayer hatten immer mehr Menschen dem Konzern vorgeworfen, durch die Verwendung von Monsantos Unkrautvernichtern Krebs bekommen zu haben.
Die Leverkusener wiesen die Vorwürfe stets zurück und bekamen auch Rückendeckung von der US-Umweltbehörde EPA, die Glyphosat bei vorschriftsmäßigem Gebrauch nicht als Gesundheitsrisiko einstuft. Bayer war denn in den verloren gegangenen Prozessen in Berufung gegangen.
In den anstehenden Berufungsprozessen, in denen anders als bislang keine Geschworenen, sondern Berufsrichter geurteilt hätten, hätte die EPA-Einschätzung Bayer durchaus helfen können. Unterstützung in einem der Verfahren war zuvor schon vom Justizministerium gekommen, das einen sogenannten Amicus-Schriftsatz bei Gericht eingereicht hatte.
Dennoch stand die Bayer-Führung um Konzernchef Werner Baumann unter Druck. So hatten die Aktionäre Baumann auf der Hauptversammlung 2019 angesichts der Glyphosat-Krise die Entlastung verwehrt. Das wiederholte sich 2020 zwar nicht, dennoch hielten sich Anteilseigner mit Kritik nicht zurück. "Solange sich Bayer nicht von den Klagen befreien kann, werden wir wahrscheinlich keine Erholung des Aktienkurses sehen", hatte Ingo Speich, Experte für Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Fondsgesellschaft Deka Investment betont./mis/hbr/jha/
Die Freude der Aktionäre scheint verständlich. Der Glyphosat-Streit lastet seit fast zwei Jahren auf dem Kurs. Ab August 2018 musste Bayer insgesamt drei Glyphosat-Prozessschlappen hinnehmen mit Millionenforderungen für Schadenersatz der krebskranken Kläger. Der Kurs brach ein. Er erholte sich erst wieder schrittweise, nachdem sich ein Vergleich zumindest vage abgezeichnet hatte. Aktuell kosten die Papiere aber immer noch mehr als ein Fünftel weniger als vor dem ersten Urteil vor knapp zwei Jahren.
Die nun vom "Handelsblatt" genannte Vergleichssumme wäre am unteren Ende sogar niedriger als Analysten zuletzt geschätzt hatten. Wichtig ist zudem, dass laut der Zeitung zwei Milliarden Dollar davon als Rücklage gelten, mit der Bayer die Ansprüche künftiger Kläger begleichen könne. Das wäre insofern wichtig, da mit solch einem Schritt die Risiken wohl weg wären.
Das Bayer-Management hatte denn auch in den letzten Monaten immer wieder betont, zu einer außergerichtlichen Lösung bereit zu sein, wenn diese finanziell angemessen und ein finaler Abschluss der Glyphosat-Streitigkeiten sei. Heißt: Das Thema sollte ein für alle Mal vom Tisch, schließlich könnten auch noch in Jahren Krebspatienten eine frühere Glyphosat-Verwendung für ihr Leiden verantwortlich machen.
Finanziell ist Bayer gerüstet für einen Vergleich. Allein der Verkauf der Tiermedizin soll Bayer 7,6 Milliarden Dollar einbringen - den Großteil davon in bar, einen kleineren Teil in Aktien des Käufers Elanco.
Der Agrarchemie- und Pharmakonzern hatte sich 2018 mit dem über 60 Milliarden Dollar teuren Kauf des US-Saatgutriesen Monsanto immense Rechtsrisiken im Zusammenhang mit Glyphosat ins Haus geholt und sah sich zuletzt mit mehr als 50 000 Klagen konfrontiert. Denn: nach den Prozessniederlagen von Bayer hatten immer mehr Menschen dem Konzern vorgeworfen, durch die Verwendung von Monsantos Unkrautvernichtern Krebs bekommen zu haben.
Die Leverkusener wiesen die Vorwürfe stets zurück und bekamen auch Rückendeckung von der US-Umweltbehörde EPA, die Glyphosat bei vorschriftsmäßigem Gebrauch nicht als Gesundheitsrisiko einstuft. Bayer war denn in den verloren gegangenen Prozessen in Berufung gegangen.
In den anstehenden Berufungsprozessen, in denen anders als bislang keine Geschworenen, sondern Berufsrichter geurteilt hätten, hätte die EPA-Einschätzung Bayer durchaus helfen können. Unterstützung in einem der Verfahren war zuvor schon vom Justizministerium gekommen, das einen sogenannten Amicus-Schriftsatz bei Gericht eingereicht hatte.
Dennoch stand die Bayer-Führung um Konzernchef Werner Baumann unter Druck. So hatten die Aktionäre Baumann auf der Hauptversammlung 2019 angesichts der Glyphosat-Krise die Entlastung verwehrt. Das wiederholte sich 2020 zwar nicht, dennoch hielten sich Anteilseigner mit Kritik nicht zurück. "Solange sich Bayer nicht von den Klagen befreien kann, werden wir wahrscheinlich keine Erholung des Aktienkurses sehen", hatte Ingo Speich, Experte für Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei der Fondsgesellschaft Deka Investment betont./mis/hbr/jha/