FRANKFURT (Dow Jones)--Der ehemalige Vorstandsvorsitzende der von einem Finanzskandal erschütterten Wirecard AG kommt zunächst auf freien Fuß. Wie die Staatsanwaltschaft München I mitteilte, hat die Ermittlungsrichterin den Haftbefehl gegen Markus Braun unter Auflagen außer Vollzug gesetzt. Ein Haftbefehl werde zur Sicherung des Hauptverfahrens nicht als erforderlich angesehen, zumal sich Braun selbst gestellt habe.
Zu den Auflagen zählt die Zahlung einer Kaution von 5 Millionen Euro. Außerdem muss sich der Österreicher wöchentlich bei der Polizei melden. Die Staatsanwaltschaft stellte klar, dass der Haftbefehl nicht aufgehoben sei, sondern derzeit nur nicht vollzogen werde.
Die Staatsanwaltschaft legt Braun zur Last, gegebenenfalls im Zusammenwirken mit weiteren Tätern die Bilanzsumme und das Umsatzvolumen der Wirecard AG durch vorgetäuschte Einnahmen aus Geschäften mit sogenannten Third-Party-Acquirern (TPA) aufgebläht zu haben, um so das Unternehmen finanzkräftiger und für Investoren und Kunden attraktiver darzustellen.
Besonders im Fokus stehen angebliche Bankguthaben auf Treuhandkonten bei zwei philippinischen Banken in Höhe von mehr als 1,9 Milliarden Euro. Wirecard hatte bereits eingeräumt, dass diese Bankguthaben "mit überwiegender Wahrscheinlichkeit nicht bestehen".
Braun, der gleichzeitig größter Einzelaktionär von Wirecard ist, hatte am Freitag seinen Hut als Vorstandschef nehmen müssen, nachdem die Wirtschaftsprüfer dem Konzern einen Tag zuvor das Testat für den Jahresabschluss 2019 verweigert hatten.
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June 23, 2020 08:55 ET (12:55 GMT)
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