
BERLIN (Dow Jones)--Deutsche haben 180,8 Milliarden Euro auf Konten in der Steueroase Jersey liegen. Das geht aus Zahlen des Bundesfinanzministeriums auf eine kleine Anfrage der Linksfraktion hervor, über die die Süddeutsche Zeitung und der Sender NDR zuerst berichteten und in die Dow Jones Newswires Einblick hatte. Jersey ist die Steueroase mit dem meisten Geld aus Deutschland in dieser Aufstellung, die sich auf das Jahr 2018 bezieht.
Erst auf Platz zwei und drei folgen Länder, die als Steueroasen der Deutschen bekannt sind. Aus der Schweiz wurden 133,1 Milliarden Euro auf Konten von Deutschen gemeldet, aus Luxemburg 125,8 Milliarden Euro. Insgesamt hatten Deutsche 2018 mindestens 591,3 Milliarden Euro auf ausländischen Konten liegen.
Grundlage der Daten ist der sogenannte automatische Informationsaustausch. Dabei informieren sich Staaten gegenseitig über Konten, die ausländische Steuerpflichtige bei ihnen unterhalten. Das soll Steuerhinterziehung erschweren. Die Statistik des Finanzministeriums sagt nichts darüber aus, ob das Geld legal oder illegal ist. Das prüfen die zuständigen Finanzämter, nachdem die Daten übermittelt wurden.
In der Liste des Bundesfinanzministeriums fehlen allerdings vermutlich wichtige Länder. Großbritannien mit der Finanzmetropole London sowie die Karibikinseln Caymans und Bahamas verlangen, dass Statistiken über ihre Länder geheim bleiben.
Kritik übte die Linke auch an den Angaben der USA. Sie seien "die größte Volkswirtschaft und der größte Finanzplatz der Erde" und zugleich "das schwarze Loch beim steuerlichen Informationsaustausch", sagte der finanzpolitische Sprecher der Linksfraktion, Fabio De Masi, zu Dow Jones Newswires. "Seit Jahren liefern die USA weniger Daten, als sie von anderen Ländern bekommen." Der Ausstieg der Regierung von US-Präsident Donald Trump aus den OECD-Gesprächen über eine Digitalbesteuerung zeige, dass die EU das gesamte Gewicht des europäischen Marktes nutzen müsse. "Die EU muss Finanzflüsse von Amazon und Co. in Steueroasen an der Quelle besteuern", meinte De Masi.
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June 24, 2020 05:06 ET (09:06 GMT)
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