Von Andrea Thomas
NÜRNBERG/BERLIN (Dow Jones)--Die Verbraucher sind wegen der zügigen Öffnung von Wirtschaft und Gesellschaft aus der coronabdingten Schockstarre erwacht. Nach Angaben der Konsumforscher der GfK legen sowohl Konjunktur- und Einkommenserwartung als auch Anschaffungsneigungen zu. Die Experten ermittelten für Juli einen Wert ihres Indikators zum Konsumklima von minus 9,6 Punkten - das ist deutlich besser als der für Juni revidierte Wert von minus 18,6. Damit legt das Konsumklima zum zweiten Mal in Folge zu.
"Das schwache Licht am Ende des Tunnels, das sich bereits im vergangenen Monat abzeichnete, wird offenbar etwas heller", erklärte GfK-Konsumexperte Rolf Bürkl. "Dazu tragen sicherlich auch die umfangreichen Hilfen durch die Konjunkturprogramme wie die Ankündigung einer befristeten Mehrwertsteuerabsenkung bei. Sofern Händler und Hersteller diese auch an die Verbraucher weitergeben, ist davon auszugehen, dass die eine oder andere geplante Anschaffung auf das zweite Halbjahr 2020 vorgezogen wird und somit dem Konsum in diesem Jahr als Stütze dient."
Zunächst hatte GfK für Juni beim Konsumklima noch einen Wert von minus 18,9 Zählern berichtet. Die von Dow Jones Newswires befragten Ökonomen hatten auf dieser Basis für Juli eine Verbesserung auf lediglich minus 15,0 Punkte erwartet. Die Corona-Pandemie und die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus hatten die Verbraucherstimmung in Deutschland im April auf einen historischen Tiefststand fallen lassen.
Allerdings sei ein Wert von minus 9,6 Zählern für Juli noch immer der drittniedrigste Wert, der in der Historie des Konsumklimas jemals gemessen wurde, gab das GfK zu bedenken. Insgesamt sei die Situation schwierig und auch fragil. Denn angesichts einer Rekordzahl an Kurzarbeitern sowie steigender Arbeitslosenzahlen sei die Verunsicherung nach wie vor groß. Angst vor Jobverlust sowie Einkommenseinbußen blieben ein Konsumhemmnis.
Positiv für das Konsumklima wirke jedoch wie bereits im vergangenen Monat die rückläufige Sparneigung.
Bessere Konjunkturaussichten und weniger Einkommenspessimismus
Zum zweiten Mal in Folge legt auch die Konjunkturerwartung der Verbraucher im Juni zu. Mit einem Plus von 18,9 Zählern fällt der Zuwachs laut GfK überraschend deutlich aus. Der Indikator liegt nun mit 8,5 Punkten wieder im positiven Bereich, das heißt über seinem langfristigen Durchschnittswert von null Zählern. Ein höherer Wert wurde zuletzt vor eineinhalb Jahren, im Januar 2019, mit 8,6 Punkten gemessen, so GfK.
Ebenfalls zum zweiten Mal in Folge verbesserte sich die Einkommenserwartung im Juni. Nach einem Plus von 12,3 Zählern klettert der Indikator auf 6,6 Punkte. Aber noch immer liegt er knapp 39 Punkte unter seinem entsprechenden Vorjahreswert. Kurzarbeit und Arbeitslosigkeit drückten nach wie vor auf die Einkommensstimmung, so das GfK.
Aufgrund zunehmender Einkommenserwartungen steigt im Juni auch die Anschaffungsneigung. Der Indikator gewinnt 13,9 Zähler hinzu und klettert damit auf 19,4 Punkte. Im Vergleich zum Vorjahr steht jedoch noch immer ein Minus von gut 34 Punkte zu Buche, erklärte das Institut.
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June 25, 2020 02:00 ET (06:00 GMT)
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