BERLIN (Dow Jones)--Nach dem Corona-Schock wächst in der Digitalwirtschaft wieder die Zuversicht. Für 2021 wächst der Markt um 2 Prozent auf 166,7 Milliarden Euro, wie der Branchenverband Bitkom unter Verweis auf Berechnungen mitteilte. Für dieses Jahr erwartet die Branche indes noch ein Umsatzrückgang von 3,3 Prozent auf 163,5 Milliarden Euro. Die Beschäftigtenzahl soll in der Krise dennoch konstant bei 1,2 Millionen bleiben und im kommenden Jahr um 20.000 zusätzliche Jobs ansteigen.
Der vorsichtige Optimismus deckt sich mit anderen Einschätzungen. Der Internetverband Eco rechnete jüngst in einer Studie damit, dass die Umsätze in der Branche bis 2025 um knapp 75 Prozent auf circa 253 Milliarden Euro steigen könnten. Auch das Wirtschaftsministerium selbst sieht großes Potenzial in der Branche.
Geschäftslage hellt sich auf
Die Bitkom erklärte, Voraussetzung für ihre nun vorgestellte Prognose sei, dass es nicht erneut zu einem flächendeckenden Lockdown komme. "Sicher ist: Der Digitalisierungsschub bringt der ITK-Branche langfristiges Wachstum", erklärte Bitkom-Präsident Achim Berg. Für die Unternehmen habe sich die Geschäftslage auch den zweiten Monat in Folge verbessert. Der entsprechende Index stieg um 9,3 Zähler auf 11,6 Punkte, wie Erhebungen von Bitkom und dem Münchner Ifo-Institut für Wirtschaftsforschung zeigen.
Auch die Geschäftserwartungen für die kommenden sechs Monate verlassen ihr historisches Tief und klettern um 12,3 Zähler auf nun -8,0 Punkte. Der Bitkom-ifo-Digitalindex, der sich aus Lage und Erwartungen berechnet, dreht im Juni erstmals seit Februar wieder ins Plus und notiert mit 1,5 Punkten nun 11,0 Zähler höher als im Vormonat.
Bereich Informationstechnik schwächelt in diesem Jahr noch
Mit Blick auf die einzelnen Branchen rechnet die Informationstechnik mit dem stärksten Umsatzminus in diesem Jahr - um 5,6 Prozent auf 88,2 Milliarden Euro. Grund ist etwa das zurückgehende Halbleitergeschäft bei der IT-Hardware, wenngleich mehr Geräte für das mobile Arbeiten verkauft werden. Die Telekommunikation erwartet indes für 2020 eine Steigerung um 0,4 Prozent auf 67,1 Milliarden Euro. In der Unterhaltungselektronik setzt sich der Abwärtstrend der vergangenen Jahre: Auch 2020 gibt es laut Bitkom wieder ein kräftiges Minus von 7,0 Prozent, die Umsätze schrumpfen auf 8,2 Milliarden Euro.
Bitkom-Präsident Berg appellierte, die Digitalisierung "in allen Bereichen mit Mut, Entschlossenheit und Tempo voranzutreiben". Einer Bitkom-Studie zufolge plant derzeit nur jedes vierte Unternehmen quer durch alle Branchen (24 Prozent), in diesem Jahr in digitale Geschäftsmodelle zu investieren. "Die Wochen des Lockdowns sollten ein Weckruf gewesen sein, auch für Bremser und Bedenkenträger", so Berg.
Kontakt zur Autorin: petra.sorge@wsj.com
DJG/pso/kla
(END) Dow Jones Newswires
June 29, 2020 05:29 ET (09:29 GMT)
Copyright (c) 2020 Dow Jones & Company, Inc.