Die wirtschaftsrelevanten Themen aus den Medien, zusammengestellt von Dow Jones Newswires.
THYSSENKRUPP - Thyssenkrupp lotet die Chancen für eine neue Stahlfusion aus. Als mögliches Szenario gilt ein Deal mit dem schwedischen Konkurrenten SSAB. Aus Konzernkreisen verlautet, beide Seiten seien intensiv mit dem Thema befasst. Sogenannte Clean Teams, die auch wettbewerbsrechtlich relevante Daten austauschen dürfen, nähmen demnach in Kürze ihre Arbeit auf. (Westdeutsche Allgemeine Zeitung)
WIRECARD - Im Milliardenskandal beim Internetkonzern Wirecard deutet vieles darauf hin, dass sich der kürzlich gekündigte Vorstand Jan Marsalek im Ausland auf der Flucht befindet. Nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR ist Marsalek nicht bereit, sich der Staatsanwaltschaft München I zu stellen. Die Staatsanwaltschaft hatte vor einer Woche einen Haftbefehl gegen den bisherigen Wirecard-Vorstand erlassen. Vergangene Woche hatten die Ermittler aus Marsaleks Umfeld noch Signale erhalten, dieser werde bald nach München zurückkommen. Dem ist jedoch nicht so. In Justizkreisen geht man von Flucht aus. Dass sich ein langjähriger Vorstand eines kürzlich noch führenden deutschen Konzerns nach Bilanzlöchern in Milliardenhöhe ins Ausland abgesetzt hat, gibt dem Skandal eine neue Dimension. (SZ S. 1, 15)
WIRECARD - Wenige Tage nach dem Insolvenzantrag von Wirecard spitzt sich die Lage für den Zahlungsdienstleister zu. Nach Informationen des Handelsblatts wenden sich immer mehr Händler von dem Unternehmen ab und suchen den Kontakt zu Wettbewerbern. Gleichzeitig sind Hunderttausende deutsche Verbraucher und Kleinunternehmer in den Sog des Bilanzskandals geraten, obwohl sie selbst nie einen Vertrag mit Wirecard geschlossen haben. Weil die britische Finanzaufsicht einer Tochter von Wirecard das Geschäft vorerst untersagt hat, können diese Kunden ihre sogenannten Debitkarten nicht mehr nutzen und müssen teils sogar um ihre Guthaben bangen - dabei geht es um Millionenbeträge. Zu den Betroffenen gehören die beiden deutschen Firmen Givve und Spendit. Ihre Prepaidkarten werden von zahlreichen Arbeitgebern genutzt, um Mitarbeitern steuerfreie Boni zukommen zu lassen. (Handelsblatt S. 28)
WIRECARD - Das Wirecard-Desaster wird auch Konsequenzen für die Regeln für die DAX-Indexfamilie haben. "Das Vertrauen in den Kapitalmarkt hat offensichtlich in den letzten Tagen gelitten", so die Deutsche Börse in einer kurzen Erklärung. "Als Marktplatzbetreiber ist es auch unsere Aufgabe, das Vertrauen in den Kapitalmarkt zu stärken. Deshalb haben wir uns entschlossen, die Regelwerke unter Einbindung der Regulatoren und die Regeln für die Zugehörigkeit zur DAX-Familie einer vertieften Prüfung zu unterziehen und zu überarbeiten." Die Vorschläge zur Veränderung des DAX-Regelwerks würden im Rahmen des üblichen Konsultationsprozesses mit den Marktteilnehmern besprochen. Hintergrund ist die Tatsache, dass Wirecard trotz des Bilanzskandals, der Insolvenz und des Kollapses der Aktie noch bis September im DAX sowie im TecDAX bleibt. (Börsen-Zeitung S. 2)
DEUTSCHE BAHN - Mit drastischen Worten stimmt Deutsche-Bahn-Chef Richard Lutz seine Mitarbeiter auf einen harten Sparkurs ein. "Aus finanzieller Perspektive befinden wir uns erst am Anfang der Krise", warnte er am Montag in einem internen Rundschreiben. Zum Jahresende erwartet er den "größten operativen Verlust in der Geschichte der DB". Es sei die "schlimmste finanzielle Krise" seit dem Bestehen der Deutschen Bahn AG, stellte er in dem Schreiben klar, das dem Handelsblatt vorliegt. Die Milliarden, die jetzt gebraucht würden, könne sich die Bahn aber nicht allein vom Eigentümer holen. 5,5 Milliarden Euro hat Lutz der Bundesregierung an Kostensenkungen bis 2024 zugesagt. Die will im Gegenzug den gleichen Betrag an frischem Kapital bereitstellen. Mit den insgesamt elf Milliarden Euro soll der Corona-bedingte Einbruch beim Staatskonzern aufgefangen werden. Die schwierigste Mission des Bahn-Chefs: Auch die 200.000 Eisenbahner in Deutschland sollen sparen, 500 Millionen Euro pro Jahr, mindestens. So jedenfalls lautet der Plan des Vorstands. Das werde eine Quadratur des Kreises, sagt ein Insider, denn entlassen will Lutz niemanden, und auch die Einstellungsoffensive soll weitergehen. Das bedeutet, dass die Bahn jährlich 20.000 bis 25.000 neue Mitarbeiter einstellen will. (Handelsblatt S. 16)
COMMERZBANK - Angesichts der anstehenden Belastungen aus der Covid-19-Krise und zunehmenden Drucks durch Investoren erwägt das Top-Management der Commerzbank offenbar eine Radikalkur. Wie am Montag in Finanzkreisen zu hören war, wird vor der am Mittwoch anberaumten Aufsichtsratssitzung intern über den Abbau von weiteren 7.000 Arbeitsplätzen diskutiert. Zusammen mit den bereits im vergangenen Herbst angekündigten Stellenstreichungen würde dies auf den Abbau von mehr als 11.000 Stellen bis 2023 hinauslaufen. (Börsen-Zeitung S. 3)
HAPAG-LLOYD - Die Containerreederei Hapag-Lloyd will die Coronakrise ohne eine Inanspruchnahme staatlicher Finanzhilfen durchstehen. "Da wir absehbar keine deutliche Verschärfung der Pandemie und keinerlei existenzbedrohende Effekte für Hapag-Lloyd erwarten, gehen wir im Moment davon aus, dass wir keine Staatshilfen benötigen werden", erklärt der seit März amtierende Finanzvorstand Mark Frese im Interview der Börsen-Zeitung. Die Hamburger stemmen sich mit zusätzlichen Einsparungen sowie mit einer "Priorisierung" von Investitionen gegen Krisenfolgen wie den in diesem Jahr erwarteten Rückgang der Transportvolumina um rund 10 Prozent. (Börsen-Zeitung S. 9)
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June 30, 2020 00:28 ET (04:28 GMT)
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