WIESBADEN (Dow Jones)--Zum Ende des ersten Quartals 2020 waren Bund, Länder, Gemeinden und Sozialversicherung einschließlich aller Extrahaushalte mit 1,955 Billionen Euro bei Kreditinstituten und Unternehmen verschuldet. Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) auf Basis vorläufiger Ergebnisse mitteilte, stieg damit der Schuldenstand gegenüber dem vierten Quartal 2019 um 3,0 Prozent beziehungsweise 56,2 Milliarden Euro.
Die Corona-Krise zeigte erste Auswirkungen auf die Finanzlage der öffentlichen Haushalte: Bund, Länder und Gemeinden waren am Ende des ersten Quartals jeweils stärker verschuldet als am Ende des vierten Quartals. Die Verschuldung des Bundes stieg in diesem Zeitraum um 2,6 Prozent beziehungsweise 31,2 Milliarden Euro auf 1,220 Billionen Euro.
Die Länder waren zum Ende des ersten Quartals mit 602,4 Milliarden Euro verschuldet. Das entspricht einem Anstieg um 4,0 Prozent beziehungsweise 23,3 Milliarden Euro gegenüber dem Vorquartal. Die Entwicklung verlief in den einzelnen Ländern sehr unterschiedlich: In Bremen stiegen die Schulden um 27,1 Prozent, in Sachsen um 22,0 Prozent und in Bayern um 19,5 Prozent.
Der starke Anstieg in Bremen ist vor allem durch eine Schuldenaufnahme für die Bereitstellung von Barsicherheiten für Derivate und den Aufbau von Rücklagen für den zukünftigen Ausgabenzuwachs zur Abfederung der Coronakrise begründet. In Sachsen wurden mit Blick auf zukünftige Liquiditätsengpässe vorsorglich Kassenkredite aufgenommen. Zur Bewältigung der Corona-Krise wurden in Bayern 2,5 Milliarden Euro Wertpapierschulden zusätzlich aufgenommen.
Rückgänge der Schuldenstände gab es unter anderem in Schleswig-Holstein (1,4 Prozent) sowie in Hamburg und Brandenburg (jeweils 0,7 Prozent).
Der Schuldenstand der Gemeinden und Gemeindeverbände stieg gegenüber dem vierten Quartal um 1,4 Prozent beziehungsweise 1,8 Milliarden Euro auf 132,6 Milliarden Euro. Auch hier war die Entwicklung unterschiedlich: Die Schulden stiegen in Hessen (4,5 Prozent), Schleswig-Holstein (3,7 Prozent) und Rheinland-Pfalz (3,1 Prozent) besonders an. Dagegen sanken die Schuldenstände insbesondere in Sachsen (8,7 Prozent), Saarland (5,3 Prozent) und Bayern (1,5 Prozent). Der Rückgang in Sachsen ist im wesentlichen auf eine Änderung des Berichtskreises zurückzuführen.
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June 30, 2020 02:26 ET (06:26 GMT)
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