BERLIN (Dow Jones)--Im vergangenen Jahr sind erneut keine Anträge für Fracking-Testbohrungen in Deutschland eingegangen. Das geht aus dem Bericht der Expertenkommission Fracking hervor, der am Dienstag dem Bundestag übergeben wurde. Auch im Vorjahr hatte es keine entsprechenden Forschungsprojekte gegeben.
Die große Koalition hatte unkonventionelles Fracking im Februar 2017 vorerst verboten. Erlaubt sind nur wissenschaftliche Erkundungsmaßnahmen, die von der Fracking-Kommission überwacht werden sollten. Im Jahr 2021 soll der Bundestag die Erkenntnisse überprüfen und dann zu einer endgültigen Entscheidung kommen, ob die Technologie in Deutschland zum Einsatz kommen darf.
Die Expertenkommission, die vom Projektträger Jülich unterstützt wird, hat daher nun über das Bundesforschungsministerium mehrere Studien in Auftrag gegeben. Ein Gutachten Firma GEOS. Ingenieurgesellschaft mbH ergab demnach, dass Methanemissionen beim Fracking eine Rolle spielen können. Sogenannte Superemitter sind etwa schlecht abgedichtete, alte Bohrlöcher, Kompressorstationen oder Lecks in Rohren.
Beim unkonventionellen Fracking wird ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien mit hohem Druck in tiefe Gesteinslagen verpresst und so Erdgas oder Öl gefördert. Statt porösem wird auch Schiefer-, Ton-, Mergel- oder Kohleflözgestein aufgebrochen. Gegner des Verfahrens befürchten, dass dabei Bodenrisse entstehen können oder das Trinkwasser verschmutzt werden könnte.
Die Grünen-Energieexpertin Julia Verlinden beklagte, der Bericht sei "so dünn wie die Klimapolitik der Bundesregierung". Es fehlten aktuelle Erkenntnisse, zum Beispiel zu Methanleckagen bei der Gasförderung und Auswirkungen von Fracking auf Grundwasser und Klima. "Angesichts der fortschreitenden Klimakrise ist es absolut unverantwortlich, Fracking weiter zu erlauben und so noch mehr Öl und Erdgas aus dem Boden zu holen", so Verlinden.
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June 30, 2020 10:29 ET (14:29 GMT)
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