Von Andrea Thomas
BERLIN (Dow Jones)--Die Wohnungsunternehmen haben im vergangenen Jahr die Rekordsumme von 18 Milliarden Euro investiert, blicken aber wenig zuversichtlich in die Zukunft. Grund seien die schlechten Voraussetzungen für Investitionen in den Wohnungsbau und Wohnungserhalt in Deutschland, erklärte der Spitzenverbandes der Wohnungswirtschaft GdW.
"Langwierige Planungs- und Genehmigungsverfahren, zu wenig und zu teures Bauland, steigende Baukosten und zu geringe Baukapazitäten hindern die Wohnungswirtschaft an einem noch größeren Einsatz für die Zukunft des Wohnens. Und für das laufende Jahr kommen die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise deutlich erschwerend hinzu", sagt GdW-Präsident Axel Gedaschko.
Im vergangenen Jahr haben die GdW-Unternehmen mit 31.000 Wohnungen 24 Prozent mehr als im Vorjahr und insgesamt 34 Prozent aller Mietwohnungen in Deutschland fertiggestellt. Damit sei die Wohnungswirtschaft, die insgesamt 30 Prozent der Mietwohnungen in Deutschland bewirtschaftet, der Neubaumotor im Mietwohnungsbau und wichtiger Stabilitätsanker für die deutsche Wirtschaft.
Insgesamt sind die Investitionen aber erneut hinter den eigenen Erwartungen zurückgeblieben. Die Unternehmen hatten für 2019 mit insgesamt 35.000 fertiggestellten Wohnungen gerechnet. Bundesweit sind nur 56 Prozent des eigentlichen Bedarfs von 78.000 neuen Wohnungen pro Jahr entstanden. Bei den Sozialwohnungen wurden sogar nur 32 Prozent der eigentlich jährlich notwendigen 80.000 neuen geförderten Mietwohnungen errichtet. Für die geplanten Investitionen in die Modernisierung und den Erhalt bestehender Wohnungen prognostizierten die Unternehmen schon vor der Corona-Krise einen Rückgang von 1,1 Prozent, so der Verband.
Kaum Mietausfälle
In der aktuellen Corona-Krise habe es kaum Mietausfälle im Bereich der Wohnungsvermietung gegeben. Nach der neuesten Umfrage unter den Mitgliedern des GdW und seiner Regionalverbände liegen die Zahlungsausfälle bei 0,62 Prozent der Mietverhältnisse. Mit Stundungsanträgen kamen Mieter nur in 0,33 Prozent aller Mietverhältnisse auf ihr Wohnungsunternehmen zu.
Bislang gehe die Branche stabil durch die coronabedingte Wirtschaftskrise. Damit die Wohnungswirtschaft auch über die Krisenzeit hinaus ein Konjunkturmotor bleibt, müsse die Politik allerdings zügig handeln. "Planungs- und Bauverfahren müssen digitalisiert und dadurch beschleunigt werden. Es muss dauerhafte steuerliche Verbesserungen für den Wohnungsbau geben", mahnte der Verband.
Um die einkommensschwächsten Haushalte beim Wohnen angemessen zu unterstützen, müsse die soziale Wohnraumförderung auf jährlich 5 Milliarden Euro erhöht und von Bund und Ländern zu gleichen Teilen finanziert werden. "Immer neue Regulierungen von Mietendeckeln bis hin zu Enteignungsphantasien bewirken statt der gewünschten Preissenkungen genau das Gegenteil: noch weniger Wohnungsbau und damit noch weniger bezahlbarer Wohnraum für die Menschen in Deutschland", sagt der GdW Präsident.
Der GdW vertritt als größter deutscher Branchendachverband bundesweit und auf europäischer Ebene rund 3.000 kommunale, genossenschaftliche, kirchliche, privatwirtschaftliche, landes- und bundeseigene Wohnungsunternehmen.
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July 01, 2020 04:00 ET (08:00 GMT)
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