Von Hans Bentzien
FRANKFURT (Dow Jones)--Die EU-Kommission hat ihre Prognosen zur Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts (BIP) im Euroraum im laufenden und kommenden Jahr erneut gesenkt. Wie aus der jetzt veröffentlichten Sommer-Prognose hervorgeht, rechnet sie mit einem coronabedingt noch etwas schärferen Einbruch der Wirtschaftsleistung als im Mai und einer anschließend etwas schwächeren Erholung. Das BIP des Euroraum wird ihrer neuen Prognose zufolge 2020 um 8,7 (zuvor: 7,7) Prozent sinken und 2021 um 6,1 (6,3) Prozent steigen.
"Die Aufhebung der Lockdown-Maßnahmen läuft etwas langsamer als bei der Frühjahrsprognose gedacht, deshalb wird ihr Einfluss auf die Wirtschaftsaktivität 2020 stärker ausfallen als bisher erwartet", teilte die Kommission mit. Diese gesenkte Prognose basiert auf der Annahme, dass der wirtschaftliche Einbruch in Frankreich, Italien und Spanien deutlich schwerer ausfallen wird als bisher befürchtet. Die deutsche Prognose für 2020 wurde hingegen leicht angehoben.
So prognostiziert die Kommission für Deutschland 2020 jetzt nur noch einen BIP-Rückgang von 6,3 (6,5) Prozent und erwartet für 2021 einen Anstieg um 5,3 (5,9) Prozent. Für Frankreich werden BIP-Raten von minus 10,6 (minus 8,2) Prozent bzw plus 7,6 (plus 7,4) Prozent vorausgesagt, für Italien minus 11,2 (minus 9,5) und plus 6,1 (plus 6,5) Prozent und für Spanien minus 10,9 (minus 9,4) und plus 7,1 (plus 7,9) Prozent.
EU-Kommissions-Vizepräsident Valdis Dombrovskis sagte: "Diese Prognose illustriert in aller Deutlichkeit, warum wir einen Deal oder ein ehrgeiziges Wiederaufbauprogramm benötigen." Die EU müsse wachsam sein wegen des sich andeutenden unterschiedlichen Tempos der Erholung in den einzelnen Ländern. Sie müsse weiterhin Unternehmen und Arbeitnehmer schützen und die nationale Politik auf europäischer Ebene koordinieren.
Auch der für Wirtschaft zuständige EU-Kommissar Paolo Gentiloni warnte mit Blick auf die politischen Reaktionen auf die Corona-Krise: "Es zeigen sich zunehmend Divergenz, Ungleichheit und Unsicherheit." Deshalb sei es wichtig, sich auf den von der EU-Kommission vorgeschlagenen Wiederaufbauplan zu einigen.
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July 07, 2020 04:00 ET (08:00 GMT)
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