
BERLIN (Dow Jones)--Trotz der drohenden schärferen US-Sanktionen gegen das Pipelineprojekt Nord Stream 2 drängt die Deutsch-Russische Auslandshandelskammer (AHK) auf eine stärkere Wasserstoff-Allianz mit Moskau. "Russland und Deutschland sollten ihre lange und erfolgreiche Energiepartnerschaft bei Öl und Gas nutzen, um nun auch bei dieser Klima-Zukunftstechnologie eng zusammenzuarbeiten", heißt es in einem Positionspapier der AHK, das bereits am Montag an die zuständigen Ministerien beider Ländern versandt wurde.
Die deutschen Firmen in Russland verweisen hier auf die Ressourcen, die die Bundesregierung für internationale Wasserstoff-Partnerschaften vorgesehen hat. Von den insgesamt neun Milliarden Euro, die in der Nationalen Wasserstoffstrategie eingeplant sind, sollen zwei Milliarden Euro in Projekte mit internationalen Partnern fließen. "Russland als größter Flächenstaat der Erde und Rohstoffsupermacht mit riesigen Wasserreserven ist ein idealer Partner für solch eine Zusammenarbeit", sagte der Moskauer AHK-Vorstandsvorsitzende Matthias Schepp. Als Pilotprojekt sollte eine deutsch-russische industrielle Wasserstoffanlage errichtet werden.
Ohne Nord Stream 2 im Positionspapier namentlich zu nennen, wird dennoch indirekt auf die umstrittene Ostsee-Pipeline Bezug genommen. "Die Beimischung von Wasserstoff oder mittelfristig die Umstellung auf reine Wasserstoffpipelines sind vielversprechende Lösungen, um Wasserstoff von Russland nach Deutschland und umgekehrt zu liefern", heißt es darin. Bereits im Februar hatte der stellvertretende russische Energieminister Pawel Sorokin bei der Russlandkonferenz der AHK und des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) in Berlin erklärt, dass die Röhren von Nord Stream 2 auch Wasserstoff liefern könnten. Bei der Konferenz hatten die russische und deutsche Regierung eine Energiepartnerschaft verkündet.
Der Bau der Pipeline unter Führung der russischen Gazprom liegt seit den US-Sanktionen im Dezember auf Eis. Republikaner und Demokraten im US-Senat wollen das deutsch-russische Projekt, das kurz vor dem Abschluss steht, mit den zusätzlichen Sanktionen vollständig zum Erliegen bringen. Zu den deutschen Finanzbeteiligten an dem Gasprojekt gehören Wintershall und der Energieversorger Uniper.
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July 07, 2020 04:24 ET (08:24 GMT)
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