Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die weltweiten Auswirkungen des Coronavirus bleiben nach einer neuen Umfrage des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) "eine enorme Belastung für die Geschäfte der deutschen Unternehmen im Ausland". Laut einer Sonderumfrage zum "AHK World Business Outlook" rechneten 83 Prozent der Unternehmen mit Umsatzeinbrüchen. 15 Prozent gingen sogar mindestens von einer Halbierung ihres Umsatzes aus. "Das Ausmaß der Corona-Krise für die deutschen Unternehmen mit Auslandsgeschäft ist gewaltig. Mehr als acht von zehn Betrieben erwarten Umsatzeinbrüche", zeigte sich DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier besorgt.
In der Sonderbefragung bei den Mitgliedsbetrieben der Deutschen Auslandshandelskammern, Delegationen und Repräsentanzen (AHK) wertete der DIHK nach eigenen Angaben im Juli die Rückmeldungen von weltweit rund 3.300 Unternehmen zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie aus. Nur 5 Prozent der Betriebe rechnen demnach mit Umsatzzuwächsen. Insgesamt gingen 93 Prozent von einer konjunkturellen Erholung erst im Jahr 2021 oder sogar noch später aus.
Von den Reiseeinschränkungen sahen sich laut der Erhebung derzeit 63 Prozent der deutschen Unternehmen im Ausland betroffen - etwas weniger als in der Vorgängerumfrage vom April, als es 69 Prozent waren. Im Tourismus litten mit 91 Prozent naturgemäß überproportional viele Anbieter unter den Reiseeinschränkungen, aber auch in der Industrie liege die Quote der Betroffenen mit 67 Prozent über dem Schnitt. "Gleichzeitig wächst die Sorge um die Nachfrage", warnte Treier. "Hatten im April noch 57 Prozent rückläufiges Interesse an Produkten und Dienstleistungen beklagt, sind es im Juli 59 Prozent."
Herausforderungen wie Lieferengpässe, eigene Produktionsausfälle oder Krankheit hätten dagegen etwas an Gewicht verloren. Die Investitionsbereitschaft der Unternehmen ist laut den Daten aber "nochmals deutlich abgesackt". 56 Prozent der deutschen Unternehmen (April: 35 Prozent) beabsichtigen demnach, in der kommenden Zeit an ihren internationalen Standorten weniger zu investieren. Lediglich 10 Prozent planen zusätzliche Investitionen. Ebenso sähen sich 43 Prozent der deutschen Firmen im Ausland gezwungen, Personal abzubauen; im April waren es noch 35 Prozent.
38 Prozent der Betriebe suchten zudem nach neuen Lieferanten, vorzugsweise im gleichen Land oder aber insbesondere in Europa. Für 22 Prozent der Unternehmen komme aufgrund der aktuellen Krise eine Verlagerung von Standorten oder der eigenen Produktion in Betracht - in der Mehrheit auch hier innerhalb des jeweiligen Landes. Etliche Unternehmen planten aber auch mit einer Rückverlagerung nach Deutschland und an andere Standorte in der Europäischen Union oder deren Nähe. "Die Krise verändert die Geschäfte und perspektivisch auch die Lieferketten", erklärte Treier.
Wenig optimistisch äußerten sich die Umfrageteilnehmer zu der Frage, wann mit einer weltweiten konjunkturellen Erholung zu rechnen sei: 93 Prozent erwarten dies frühestens für 2021 oder sogar später. Die wichtigsten Herausforderungen sehen 52 Prozent der Befragten in der steigenden Schuldenlast des Staates; 47 Prozent klagen über fehlende Unterstützungsmaßnahmen für Unternehmen. "Die Krise wird uns noch lange beschäftigen", fasst Treier die Umfrage zusammen.
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July 08, 2020 03:30 ET (07:30 GMT)
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