Von Andreas Kißler
BERLIN (Dow Jones)--Die Corona-Krise in Deutschland verschärft laut einer Studie auch nach der weitgehenden Lockerung der Kontaktbeschränkungen bestehende Ungleichheiten bei Einkommen und beruflichen Möglichkeiten. Erwerbstätige mit ohnehin schon niedrigeren Einkommen hätten deutlich mehr unter negativen wirtschaftlichen Folgen zu leiden als Menschen mit höheren Einkommen, erklärte die Hans-Böckler-Stiftung unter Verweis auf eine Online-Befragung, für die in ihrem Auftrag zwischen Mitte und Ende Juni 6.309 Erwerbstätige interviewt wurden.
Sie hätten beispielsweise während der Pandemie spürbar häufiger schon an Einkommen eingebüßt, bei Kurzarbeit erhielten sie deutlich seltener eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes, und sie fürchteten etwa doppelt so häufig, als Folge der Pandemie ihren Arbeitsplatz zu verlieren. Das zeigten erste Ergebnisse Mütter übernehmen demnach weiterhin deutlich häufiger als Väter den Hauptteil der anfallenden Betreuungsarbeit. Der Abstand zwischen den durchschnittlichen Arbeitszeiten von Vätern und Müttern sei weiterhin deutlich größer als vor Beginn der Krise.
12 Prozent der von Kantar Deutschland befragten Erwerbstätigen gaben laut den Angaben an, im Juni in Kurzarbeit zu sein. Rechne man diese Zahl auf die Gesamtzahl der Beschäftigten hoch, die in Kurzarbeit gehen könnten, entspräche dies knapp fünfeinhalb Millionen Menschen. Weitere 9 Prozent der Befragten gaben an, "weniger zu arbeiten", aber nicht in Kurzarbeit zu sein. Andererseits sagten 14 Prozent, sie würden während der Pandemie mehr arbeiten. Von den Befragten in Kurzarbeit erklärten 43 Prozent, dass ihr Kurzarbeitergeld aufgestockt werde. Gegenüber April sei der Anteil der Befragten, die in Kurzarbeit eine Aufstockung erhalten, um rund 10 Prozentpunkte gestiegen.
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July 10, 2020 03:31 ET (07:31 GMT)
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